Creedence Clearwater Rev.
Der alte Müncher Flughafen in Riem, vor den Toren der Stadt, muß nun endgültig sterben. Längst sind die ehrwürdigen Gemäuer mit ihren Konzerthallen und Clubs zum Abriß freigegeben, müssen einem neuen Messegelände weichen. Heute soll das Terminal l sein letztes Konzert erleben. Nur selten sind sich Ableben und Wiederauferstehung so nahe: Ausgerechnet die alten Rock-Helden von CCR geben sich, 24 Jahre nach ihrer Auflösung, hier und heute noch einmal die Ehre. Richtig gehört: Sie Sie Ahr. Creedence Clearwater Revi-ja-was-eigentlich? Revival? Nein, so dürfen, so wollen sie vielleicht auch gar nicht heißen, fehlt doch mit John Fogerty der Gründer und Urheber der amerikanischen Rock-Legende. Dann eben Creedence Clearwater Revisited. Genau hier wurzelt jedoch auch die Besorgnis einiger Fans: Revisited? Kein Fogerty? Kann das noch Wert haben? Das zu erfahren müssen sich die in Heerscharen angerückten Pilger noch etwas gedulden. Erstmal wird das Licht – pünktlich wie in einem katholischen Knabeninternat – um 20.30 Uhr gelöscht: Pearls At Swine eröffnen den Abend mit laid-back Sixties-Rock (und leider nur selten ’n’Roll). Schon nach den ersten beiden Songs werden Unmutsäußerungen des Publikums – fast durchgehend reiferen Alters – laut. Gerade mal drei (!) der Stimmung halber in die Höhe gehaltene Feuerzeuge flackern hie und da während des halbstündigen Sets. War wohl nix… Am Bierstand hält man sich derweil bei Laune. Jetzt aber: Wieder gehen die Lichter aus, und die mit soviel Spannung erwarteten Herren betreten die Bühne. Noch vor dem ersten Song brandet ihnen lauter Jubel entgegen. Überschwenglich ist die Freude allein schon beim Anblick der Veteranen Doug Clifford an den Drums und Stu Cook am Bass – die Urgesteine und Säulen der Band. Frontman John Tristao (git/voc), Steve Gunner (keys/perc) und nicht zuletzt Lead-Gitarrist Elliot Easton (ex-The Cars), allesamt alte Bekannte. John Tristao, der dank ulkiger Kopfbedeckung etwas an AC/DC-Kollege Brian Johnson erinnert, nimmt das Zepter in die Hand: Gleich die erste Hymne schmettert er, wie es keine rostige Gießkanne der Welt besser könnte. Der Reigen ist eröffnet – und es ist ‚raus: CCR beherrschen ihr Handwerk blitzsauber, auch ohne Fogerty. Wer sagt’s denn! Unverwüstlich glänzen Juwelen wie ‚Suzie Q‘, ‚Hey Tonight‘ oder ‚Who‚ll Stop The Rain‘. Eine der hervorstechendsten Eigenschaften von CCR sei, so wurde einmal treffend bemerkt, daß sie auch aus dem schlechtesten Autoradio wie glorreicher Rock’n’Roll klingen. Und siehe da: man kann das wohl auch von der Neuauflage behaupten. Nichts, aber auch garnichts haben sie an Durchschlagskraft eingebüßt. Noch nicht ganz so alte Hippies versinken unweigerlich in Slow-Motion-Headbanging, nicht mehr ganz so junge Paare blicken sich freudetrunken in die feuchten Augen. Längst hat die Stimmung ihren Siedepunkt erreicht, als mit einer gnadenlos langen Version des Klassikers ‚I Heard It Trough The Grape Vine‘ kurzzeitig Stagnation einzutreten droht. Aber keine Sorge, das war nur ein kleiner Verschnaufer, und der sei den fünf Herren auch gerne vergönnt. Schon geht es weiter – in alter Frische, versteht sich: ‚Good Golly Miss Molly‘, ‚Have You Ever Seen The Rain‘, ‚Down On The Corner‘ – CCR rocken, was das Zeug hält. Grandios! Nichts bleiben sie an diesem Abend schuldig. Doch John Tristao und seine Kollegen scheinen, was die lautstark geforderten Zugaben angeht, heute die Spendierhosen anzuhaben. Zwischen den gereichten Desserthäppchen verschwinden sie gerade mal für wenige Augenblicke von der Blickfläche, Erfrischungen haben CCR beileibe nicht nötig. Sie wissen, was das Fanherz nach 24 Dürrejahren begehrt, und das satte Repertoire würde allemal noch für ein paar Stunden reichen. Trotzdem: Nach gut 100 Minuten haben Creedence Clearwater Rev. ihr Soll mehr als erfüllt, man begibt sich in den wohlverdienten Feierabend. Eine weitere Re-Visite dürfen uns die alten Recken gerne bald wieder abstatten. Ein Ende wie das Terminal haben diese Denkmäler noch lange nicht verdient!