Der Designer Custo Dalmau, 52, über die Symbiose zwischen Mode und Musik und seine "Old school"-Musikvorlieben,
Du hast das Label „Custo Barcelona“ 1996 mit deinem Bruder David gegründet. In der Rockgeschichte gibt es ja auch ein paar bekannte Brüderpaare, zwischen denen es meistens krachte: Oasis, Beach Boys, Kinks. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Dalmau-Brüder?
Kommunikation! Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, aber wir argumentieren dann auf vernünftige Art und Weise miteinander. Mein Bruder ist mein bester Freund.
Die Rezession trifft die Modeszene in diesem Jahr besonders hart: Wie übersteht man solche Zeiten?
Welche Rezession? Im Ernst: Da darf man nicht zu sehr drüber nachdenken. Mach deinen Job und genieße das Leben so gut es geht! Vielleicht hat die Krise ja auch was Gutes, weil man gezwungen ist, sein bisheriges Leben zu betrachten und herauszufinden, was man vielleicht falsch gemacht hat und ändern sollte.
Dein Label gilt als typisch für den Style von Barcelona. Wie groß ist der Einfluss deiner Heimat auf dein Design?
Enorm! Die Sonne, das Licht und die Farben sind in Barcelona einmalig, und die Marke Custo ist sehr bunt und lebt von Licht und Farbe.
Barcelona ist bekannt für seine Musikszene und sein Nachtleben. Sind das wichtige Faktoren?
Klar! Musik spielt eine große Rolle, während des Designprozesses und auch später bei den Modenschauen. Gleich kommt der DJ Javier Peral vorbei, um mit mir die Songliste für die Show am Sonntag durchzugehen. Wir haben schon mal überlegt, Custo-Compilations herauszubringen, aber das ist gar nicht so einfach mit der Lizenzierung.
Zu welcher Musik werden die Models diesmal über den Laufsteg wandeln?
Wir werden hauptsächlich Elektronisches spielen, voller Energie, und dazu einen Mix aus altem David Bowie und House (siehe Playlist). Wir haben Bowie auch zur Show eingeladen, aber er kann leider nicht. Ich bin ein großer Fan von ihm. Ich habe ihn zwar nie getroffen, glaube aber, dass er ein sehr cooler Typ ist. Ich habe alle seine Platten gekauft, seit ich 15,16 Jahre alt war.
Wäre David Bowie das perfekte Custo-Model?
Ja, er oder die Rolling Stones. Beim letzten Stones-Konzert in Barcelona trug Charlie Watts ein Custo-T-Shirt, das war eine wunderbare Überraschung.
Hast du ihm dafür gedankt?
Nein, leider hatte ich keine Chance, hinter die Bühne zu kommen.
Was für Musik hörst du noch gerne?
Ich mag elektronische Musik, aber vom Herzen her bin ich Rocker: Deep Purple, Status Quo, Yes, Jethro Tüll, das sind meine Lieblinge … Ich habe früher all mein Geld für Platten ausgegeben. Mein Zimmer war so voll, dass man kaum reinkam. Leider sind all meine Platten bei Umzügen auf der Strecke geblieben. Neulich war ich in einem Supermarkt in Los Angeles, da spielten sie die tollste Rockmusik, und die Die Playlist von Custo Barcelona für die Summer/ Spring 2010 Show bei der New York Fashion Week (von Javier Peral) Felix Da Housecat ,.Do w’e Move Your World“
David Bowie „The Jean Genie“
Felix Da Housecat „WeAllWanna Be Prince“
Geoffroy Dewandeler & Oliver
Gregoire „Ignored Folklore“
Simian Mobile Disco (feat.Jamie Lideil) „Oft The Map-Carl Craig Presents Zoos Of Berlin „Xooking Für Water“
David Guetta Vs.
David Bowie „Just For One Day (HeroesV [Extended Version] Wände waren mit Plattencovern tapeziert. Ich habe da viele Alben wiedergesehen, die ich selbst mal besaß. Wer weiß, vielleicht sind es ja sogar meine, ha ha!
Mal abgesehen vom alljährlichen Sonar-Festival: Wo kann man in Barcelona noch gute Musik hören? Auf unseren Parties. Seit fünf Jahren laden wir zweimal im Jahr Top-DJs ein und feiern mit 5.000 Leuten, immer in verschiedenen Locations. Die letzte war im Juli, die nächste ist im Januar.
Gehst du selbst noch viel aus?
Mindestens zweimal die Woche. In die „Bar Parco“ und ins Restaurant „Le Champlain“, da gibt es französisch-baskische Küche und den besten Fisch. Und danach ins „Cafe Royal“ oder „Jamboree“.
Bist du Steher oder Tänzer?
Wenns meine physische Verfassung erlaubt, tanze ich.
Hast du je selbst Musik gemacht?
Nein. Manchmal pfeife ich
unter der Dusche, aber damit
hat es sich.
Karl Lagerfeld besitzt über 70 iPods und hat eine iPod-Tasche entworfen. Wie viele iPods hast du?
Keinen! Ich bin Old School und höre Musik von einer großen, dicken Stereoanlage. Popmusik und Mode führen eine fast symbiotische Beziehung. Warum ist das so?
Beide stimulieren den Geist und wecken Emotionen. Sie ergänzen sich einfach gegenseitig. Natürlich könnte Mode auch ohne Musik existieren, aber sie wäre dann viel langweiliger.
Worauf könntest du eher verzichten: Auf Kleider oder auf Musik?
Auf Kleider. Wenn der richtige Song läuft, bin ich auch nackt glücklich.
www.custo-barcelona.com
