„Dark“ auf Netflix: Das Ende der Mystery-Serie erklärt
„Dark“ gilt nicht nur als die erfolgreichste deutsche Netflix-Serie, sondern ist sicherlich auch die komplizierteste. Die Lösung der Zeitschleife wartet hier. Achtung: massive Spoiler!
Die Serie „Dark“ war nicht nur die erste deutsche Netflix-Produktion, sondern feierte auch überraschenden weltweiten Erfolg, seit 2017 die erste Staffel erschienen ist. Rund um den Globus rätselten die Zuschauer*innen über Mikkels Verschwinden, waren sprachlos, als sie die Wahrheit über Jonas und Adam erfuhren und folgten verwirrenden Pfaden durch Jahrzehnte der Zeit in der fiktiven Kleinstadt Winden. Denn was in der ersten Episode als Krimi begann, endete schließlich in einem immer wiederkehrenden 33-jährigen Zyklus, der Spiegelwelten erschuf und Verwandtschaftsbeziehungen durcheinander würfelte. „Der Anfang ist das Ende, und das Ende ist der Anfang“, hieß es immer wieder. Doch stellt das Ende der Serie so manchen Fan auf die Probe. Wer mit dem Prinzip der Quantenverschränkung nicht vertraut ist oder wem die Möglichkeit mehrerer Dimensionen immer noch unbegreiflich scheint, kann hier nochmal alles in Ruhe nachlesen.
Aus Eins wird Zwei
Um das Ende der Serie zu verstehen, fängt man am besten am Anfang an: Wir schreiben das Jahr 1996, genauer den 21. Juni. An diesem Tag schaltet H. G. Tannhaus das erste Mal seine Zeitmaschine an, an der er jahrelang gearbeitet hatte. Denn der Wissenschaftler und Uhrmacher von Winden hat fünfzehn Jahre zuvor seinen Sohn Marek und dessen Frau und Tochter bei einem Autounfall verloren, die frühzeitig nach einem Streit ihren Besuch bei Tannhaus abgebrochen hatten. Von da an tat er alles dafür, um die Zeit zurückzudrehen.
Doch statt in der Zeit zu reisen, zerstört er mit der gebauten Maschine seine Welt, die sich in zwei Realitäten spaltet. Die Welt von Adam, zu dem Jonas wird und die Welt von Eva, Marthas späterem Ich. Beide sind in einer Zeitschleife gefangen, die immer wieder auf dieselben Ereignisse zusteuert, dieselben Verstrickungen aufweist und vor allem jedes Mal die Apokalypse als zerstörendes Ende vorsieht.
Die Lücke
Wichtig ist nun zu verstehen, dass es die Apokalypse ist, die am Ende auch das Schlupfloch aus dieser Schleife darstellt. Was Tannhaus zuvor einmal in einer alten TV-Sendung erklärte, passiert in den Höhlen in Winden wirklich. Die Rede ist von Quantenverschränkung. Dabei überlappen verschiedene Realitäten miteinander. Dadurch, dass für einen Bruchteil eines Augenblicks die Zeit stehen bleibt, kann ein neuer Knotenpunkt entstehen, also eine neue Weiche, da die Verkettung aller Ereignisse in diesem Moment unterbrochen wird. Eine alternative Realität beginnt.
Sowohl die geheime Organisation „Sic Mundus“ von Adam, als auch Evas Gegengruppierung „Erit Lux“ wusste davon, verfolgten jedoch beide unterschiedliche Ziele. Adam wollte das ungeborene Kind von Martha töten, somit den Knoten zerstören und eine Welt ohne Zeit hervorbringen. Eva tat dagegen alles, um die Zeitschleife aufrecht zu erhalten. Nur so würde ihr Kind leben, das sie mit Jonas gezeugt hat. Dieses Kind aus zwei Welten ist es, das für alle komplizierten Verwandtschaftsbeziehungen der Serie verantwortlich ist. Doch weder Adam noch Eva kannten das große Ganze. Denn der Zirkel der „Dark“-Welt zeichnet mehr als zwei Kreise.
Die Ursprungswelt
Es ist schließlich die Chefin des Atomkraftwerks Claudia Thiedemann, die, geplagt vom Tod ihrer Tochter, das Zeiträtsel knackt. Sie reist durch Jahrzehnte und beide Welten, um schließlich die Wahrheit herauszufinden. Und zwar die Wahrheit über die Ursprungswelt, die Tannhaus durch seine Zeitmaschine zerstört hatte und aus der stattdessen zwei Spiegelrealitäten entstanden sind. Nicht in diesen Welten, sondern in der ursprünglichen Dimension müssen die Ereignisse verändert werden, um die Apokalypse zu verhindern. Claudia schafft es schließlich Gegenspieler Adam darüber aufzuklären, der das Wissen wiederum dem jungen Jonas mitteilt. Dieser soll mit Martha zusammen die zeitlose Lücke der Realitätsverschränkung nutzen, um in die Ursprungswelt zu gelangen.
Das Schlupfloch, das sich am 21. Juni 1986 öffnet, ist nämlich der Tag an dem die Störfälle im AKW ausgelöst werden. Dadurch „funktioniert“ übrigens auch erst die Zeitmaschine von Tannhaus. Alle Realitäten liegen an diesem Tag perfekt aufeinander, sodass Jonas und Martha in die Höhlen zurückkehren, um von dort in die Ursprungswelt zu springen. Hier benutzen die zwei nun die Zeitkapsel, um von dort in der Zeit nochmals zurück zu reisen. Es ist der 08. November 1971. Der Tag an dem der Sohn von Tannhaus mit seiner Familie bei einem Autounfall stirbt, was den Uhrmacher am Ende dazu treibt, aus Versehen seine Welt zu zerstören.
Das Durchbrechen der Schleife
Doch diesmal landen Martha und Jonas kurz zuvor auf der Kreuzung und verhindern das Unglück. Der Knoten löst sich. In diesem Moment hört die Welt von Adam und auch die von Martha auf zu existieren. Sie sterben nicht, sondern es gibt sie einfach nicht mehr. Zurück bleibt nur die Ursprungswelt. Ein Winden, das nicht gegeißelt wird von Zeit, Schlaufen und einer immer wiederkehrenden Apokalypse, sondern friedlich irgendwo in Deutschland liegt. Hier gibt es keinen Jonas und auch keine Martha. Und so verschwinden auch alle, die nur durch Jonas und Martha gelebt haben. Am Ende konnte also nur die Erschaffung einer neuen Realität die Zeitschleife durchbrechen.