Das bessere New York


Brooklyn wäre heute mit 2,5 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt der USA, hätte es nicht 1898 seine Unabhängigkeit verloren. Trotz der Angliederung an New York wird es von einem eigenen Bürgermeister regiert und hat sich auch und vor allem kulturell große Eigenständigkeit bewahrt.

Die wirklich wichtigen Impulse für die Kunst kamen allerdings bis in die frühen 00er-Jahre aus Manhattan: Die Kreativen lebten, arbeiteten und feierten in Harlem, Greenwich Village, SOHO und zuletzt dem East Village über Jahrzehnte interessierte sich kaum jemand für einen industriell geprägten Stadteil jenseits des East River. Wer aus Brooklyn kam und zu Ruhm gelangte – u.a. Al Capone, Barbra Streisand. Jean-Michel Basquiat, Lou Reed, Michael Jordan. Notorious B.I.G.-zog fort.

Als die Mieten allerdings in den interessanten Gebieten Manhattans in absurde Höhen kletterten (eine 1-Zimmer-Wohnung in SOHO kostet heute nicht selten knapp 4000 Dollar), entdeckten vor allem junge Leute Williamsburg: Nur eine U-Bahn-Haltestelle von Manhattan entfernt ließ es sich vergleichsweise günstig leben.

Nach und nach entwickelte sich die Gegend zum In-Viertel (die Fleet Foxes bezeichnen es in ihren Tourdaten bereits augenzwinkernd als „Selloutsburg“), das als popkultureller Hotspot inzwischen auch in Japan bekannt ist. Brooklyn – neben Williamsburg ist damit vor allem noch Bedford-Stuyvesant. DUMBO (unter der Manhattan Bridge), Bushwick und Greenpoint gemeint – entsandte dieses Jahr 92 Bands zu der South-By-Southwest-Musikmesse in Austin, Texas.