Das Electronic Duo um Bernard Sumner und Johnny Marr meldet sich nach fünf Jahren zurück


Fünf Jahre sind eine lange Zeit in der schnellen Welt des Pop. Erst recht in der englischen Musikmetropole Manchester. Seit 1991 lösten sich dort die Happy Mondays auf, die Stones Roses veröffentlichten ihr zweites Album, der einstige D) Mike Pickering avancierte mit seiner Band M People zum Plattenmillionär und ein ehemaliger Tour-Roadie der Inspiral Carpets, ein gewisser Noel Gallagher, hat es geschafft, mit den Songs seiner Band Oasis zum derzeit erfolgreichsten britischen Songwriter zu werden. Vor fünf Jahren veröffentlichten auch Electronic, das Duo um New Order-Sänger Bernard Sumner und Ex-Smiths-Gitarrist Johnny Marr, ihr erstes Album. Das deutsche Publikum — klassischen englischen Pop-Perlen von Gruppen wie James oder Lightning Seeds seit jeher nicht sonderlich aufgeschlossen — zeigte sich von dem Debütwerk der beiden Musiker nicht sonderlich beeindruckt. Dabei waren UK-Hits wie ‚Disappointed‘ (mit Pet Shop Boy Neil Tennant) oder ‚Getting Away With It‘ gerade dazu auserkoren, um als Klassiker in die Popgeschichte einzugehen. Aber vielleicht gelingt Sumner und Marr der Durchbruch außerhalb ihres Heimatlandes ja jetzt beim zweiten Anlauf. Die dazu nötigen Songs besitzt ihr zweiter Longplayer ‚Raise The Pressure‘ jedenfalls. „Uns war es sehr wichtig, starke Songs zu haben“, meint Sänger Bernie Sumner, „deshalb haben die Aufnahmen zum neuen Album auch so lange gedauert. Aber das ist egal, denn wir verstehen uns als Songwriter und nicht als trendy Dance-Projekt.“

Das mag wohl auch der Grund dafür sein, weshalb Electronic, mit ihrer catchy Mischung aus bereits aus den New Order-Zeiten her bekannten Synthie-Sounds und Marrs unverkennbarem Gitarrenspiel, auf eine möglichst hippe Produktion verzichtet haben. Lediglich die von Ex-Kraftwerker Karl Bartos produzierten Beats wandeln gelegentlich auf Technopfaden. Vielleicht ist das aber eine Folge von der ein oder anderen durchfeierten Nacht in Manchesters le-gendärer Disco ‚The Hacienda‘, an der Sumner beteiligt ist. „Wir schleppten Karl Bartos eines Abends in diese angesagte Gay-Night“, meint Johnny Marr, „und am nächsten Morgen haben wir die Ereignisse der Nacht dann gleich in einen Song einfließen lassen.“ Mit welchen Musikern Electronic nach Neil Tennant und Karl Bartos als nächstes zusammenarbeiten wollen, wissen die beiden noch nicht. Mit ihren ehemaligen Bandkollegen haben Bernard Sumner und Marr jedenfalls nicht mehr allzuviel zu tun. New Order liegt noch auf Eis und Johnny Marr verbindet nicht mehr allzuviel mit Smiths-Sänger Morrissey, auch wenn die beiden gelegentlich noch auf eine Tasse Tee zusammenkommen.