„Das ist natürlich alles Quatsch“
Jedes dieser Bilder erzählt eine Geschichte. Nur welche? Wir haben nachgefragt. Heute: heinz strunk.
Der Held
Der deutsche Schriftsteller und Dramatiker Botho Strauß (66) ist Strunks literarischer Held.
Wer ist das denn? Oh, so sieht Botho Strauß jetzt aus. Ich kann wirklich alle Bücher von ihm empfehlen, etwa „Paare, Passanten“. Einige seiner Bücher verstehe ich zwar nicht, weil ich einfach zu doof dazu bin, aber er schreibt Texte, die mich so tief berühren wie nichts anderes. Er hat unglaubliche Fantasien, er nennt das „Erfahrungskondensate“, wo er signifikante Momente in einem Menschenleben beschreibt. Manchmal muss ich weinen beim Lesen. Er ist einer der ganz Großen.
Das Studio Braun
Ein Bild aus den Anfangstagen des Hamburger Humor-Kollektivs Studio Braun, das durch anarchische Telefonscherze bekannt wurde.
Die Sache mit den Eimern auf dem Kopf war nur ein Gag. Dass man gerätselt hat, wer dahintersteckt, nämlich Rocko Schamoni, Jacques Palminger und ich, war ein netter Nebeneffekt. Wir haben fünf Jahre diese Telefoniererei gemacht. Mit deutlich weniger Erfolg, als man annehmen könnte, auch mit weniger Spaß. Immer diese Sprüche: „Ihr wart doch bestimmt besoffen.“ Tatsächlich war es ein irrsinniger Stress, wenn man mehrmals nicht durchkam oder von den Leuten angemacht wurde: „Ey, wollt ihr uns verarschen?“ Ich werde nie wieder im Leben solche Telefonate führen.
Der Rust
Der „Kremlflieger“ Mathias Rust ist Titelheld des Studio-Braun-Stücks am Hamburger Schauspielhaus.
„Rust – ein deutscher Messias“, der Titel ist natürlich eine totale Übertreibung. Wer uns kennt, der weiß, dass alles nicht so ernst gemeint ist. Ich finde, dass Rust mit seiner Biografie zwischen extremem Spießertum und messianischem Größenwahn ein Braun-Thema par exellence ist. Als ich ihn 1987 in der „Tagesschau“ gesehen habe, dachte ich: „Was für ein geiler Typ!“ Dann kam der Absturz. Tragisch wurde es, als er diese Krankenschwester traktiert hat.
Das Vorbild
Ian Anderson von Jethro Tull, Querflötist und Strunk-Vorbild.
Mein absoluter Held. Ich fand als 14-Jähriger alles an ihm faszinierend: wie der aussah, wie der Flöte spielte. Der hatte eine Coolness und war dazu ein genialer Komponist und Texter. Für mich waren Jethro Tull auch tausendmal besser als die Beatles, auch wenn sich das jetzt absurd anhört. Durch ihn bin ich zur Flöte gekommen. Damals habe ich Minimum drei Stunden am Tag geübt. Aber jetzt höre ich Jethro Tull nicht mehr. Lieber so was wie Ellie Goulding.
Die Musicals
Alexander Klaws spielt Tarzan im gleichnamigen Musical, das derzeit in Hamburg läuft. Musik: Phil Collins. Strunk ist kein Fan.
Schrecklich! Musicals sind eines meiner größten Feindbilder neben Comedy. Ich habe „Tarzan“ sogar gesehen und 99 Euro dafür abgelatzt. Ich habe gehofft, dass man seine Vorurteile gegen Musicals ein wenig korrigieren kann. Ich dachte, das ist künstlerisch wahrscheinlich nicht doll, aber wenigstens unterhaltend. Die ersten zehn Minuten waren noch beeindruckend mit dem ganzen Lianen-Geschwinge, aber der Effekt nutzt sich ab und am Ende blieb dann nur noch holzschnittartiges Amateurschauspiel. Das musikalische Motiv „Youre In My Heart“ oder so kehrte gefühlte 90-mal wieder. Es war schwerst öde, aber die Leute, die da hingekarrt wurden, sind ausgeflippt.
Die Ärzte
Bela B., Drummer und Sänger der Ärzte, half der Karriere Strunks auf die Sprünge.
Bela B. hat insofern Bedeutung, weil der damals meine erste Gag-Platte Spaß mit Heinz an Rocko weitergegeben hat. Ohne ihn hätte ich Rocko und Palminger vielleicht gar nicht kennengelernt. Darüber hinaus habe ich eine ganz kleine Rolle gespielt auf der Ärzte-Platte Die Bestie in Menschengestalt (Strunk spricht auf „Gehirn-Stürm“ die Worte: „Ja Hallöchen, hier spricht Heinz Strunk! Und die Geräusche hinter mir, das sind Die Ärzte. Ich drück‘ beide Stumpen ganz fest zusammen und sag: Eins, zwo, drei und Bühne frei“ – Anm. d. Autorin). Das hatte für mich Symbolwert. Die große, berühmte Popgruppe Die Ärzte interessiert sich für den unbedeutenden Möchtegern-Komiker aus Harburg. Das war schon doll.
Die Partei
Heinz Strunk war bei den Hamburger Bürgerschaftswahlen 2008 Spitzenkandidat für „Die Partei“ von Ex-„Titanic“-Chefredakteur Martin Sonneborn.
Die „Titanic“ ist für mich seit Jahren eine Insel der Hoffnung. Das sind Leute, die mir aus der Seele gesprochen haben, als ich mit Humor noch gar nicht so viel zu tun hatte. Ich bin seit 1980 Abonnent und heute mit einigen der Mitarbeiter befreundet. Meine Kandidatur war eine Frage der Solidarität. Das ist natürlich alles Quatsch. Ich habe mit Politik ja nichts am Hut. Ich wähle auch seit Jahren nicht mehr. Bei den Hamburger Bürgerschaftswahlen im Februar werde ich aber wieder antreten.