Das wäre aber nicht notig gewesen…
Der Musikexpress zieht die Ausrutscher der Grollen und Guten untermTeppich der Geschichte hervor
Tin Machine „Tin Machine II (1991)
Man könnte jetzt darüber streiten, wie nötig das Gros dessen war, was David Bowie zwischen 1982 und – sagen wir – ’97 gemacht hat. In jedem Fall hat ihn das Wenigste davon seine körperliche Unversehrheit gekostet – anders als seine Band Tin Machine, bei deren zweiter Tour ein Fan über Bowies Weigerung, alte Songs zu spielen, so erbost war. dass er ihm per Wurfgeschoss eine Verletzung am Auge beibrachte. Solcherart waren die Reaktionen auf Tin Machine, die von Bowie 1989 gegründete Rockband, eingebettet in deren anonymes Gefüge er sich erklärtermaßen von seinem Dasein als David Bowie Wie Wir Ihn Kennen zu lösen gedachte. Absurd, aber so war das damals: David Bowie wollte aus dem Star-System raus. Wie eine Forelle, die von ihrem Fisch-Image wegwill. Dass dieser Ausflug für seine künstlerische Selbstfindung wichtig war sowie das erste Album Tin Machine ein paar recht drahtige Rocker anzubieten hatte, mag man Bowie zugestehen. Der Nachfolger überspannte den Bogen dann aber entschieden, Tin Machine II verkaufte im gesamten westlichen Kulturraum ca. 17 Stück, weil einfach niemand einen sich verleugnenden (und auf umständliche Weise letztlich doch einen Egotrip fahrenden! Bowie mit ein paar mittelalten Herren um den gitarrenwichsenden Reeves Gabreis (der, aber ach, fast ein Jahrzehnt sein Sideman bleiben sollte) ehrlichen Rockschweiß vergießen hören wollte. Das Album wäre, wie man so schön sagt, aber nicht nötig gewesen. Das findet offenbar auch Bowies Plattenfirma EMI: Anders als Tin Machine wurde Tin Machine II bei dem großen Re-Release-Reigen von 1999 nicht berücksichtigt, die CD ist heute nur zum Preis eines Mittelklassewagens als Japan-Import erhältlich. Den ist sie nicht wert.