David Byrne


Heiligenschein: Der Übervater der New Wave präsentierte Auszüge aus seinem Lebenswerk in sakralem Ambiente.

Man weiß nie, was er sich für seine Konzerte einfallen lässt. Ende der 90er fand David Byrne wieder Gefallen an Sounds aus der New-Wave-Ära. Vor drei Jahren präsentierte er seinen urbanen Weltpop an der Seite eines sechsköpfigen Streicherensembles, den Tosca Strings aus Austin, die ja auch auf seinem aktuellen grown backwards gastieren. Klar, dass sie im ehrfurchteinflößenden Ambiente der Passionskirche abermals mit von der Partie waren.

Byrnes Auftritt hatte nichts von einer platten Werbetour für ein Album. In gut zwei Stunden rekapitulierte er wichtige Phasen seines umfassenden Lebenswerks, wobei die starke Betonung auf Stücke aus der Talking Heads-Ära überraschte. Solche Reminiszenzen führte der 52jährige zuletzt nicht im Repertoire, diesmal aber waren die Hits „Psycho Killer“, „Once In A Lifetime“ und „Road To Nowhere“ im Programm, sehr zur Freude des Publikums. „I Zimbra „, „This Must BeThe Place‘ und besonders „Blind boten sich angesichts der semi-akustischen Bandbesetzung geradezu an. Byrnes Gitarre und der Bass von Paul Frazier waren eingestöpselt, doch man drehte den Pegel so herunter, dass kein Putz von der Kirchendecke fiel.

Ob der ergraute, aber mit Overall und schlanker Erscheinung immer noch jungenhafte Byrne gut beraten ist, Stücke vom, wie er sagt, „italienischen Songschreiber Giuseppe Verdi“ zu übernehmen, ist dagegen diskussionswürdig. Byrne war immer auch ein Mann der Kunst. Opernarien sollte er aber anderen überlassen, zumal er genug eigenes Material hat. Auch Songs aus seiner Solo-Karriere kamen dran. Das lateinamerikanisch angehauchte „Marching Through The Wilderness“. der elegante Popsong „Like Humans Do“. Dafür liebt ihn das Publikum. Als Byrne für die Zugabe alleine auf der Empore erschien, um „Heaven“ zu spielen, fehlte bloß noch der Heiligenschein über seinem Antlitz.