Deep Purple – Sydney, Entertainment Centre


Die Kohle allein war’s definitiv nicht! Hatten viele Kritiker nur schnöden Mammon hinter der Reunion vermutet (angeblich soll jedes Mitglied zwei Millionen US-Dollar Garantie erhalten!) so konnten die einst so glorreichen Fünf beim Start ihrer Welttournee ein ganz anderes Motiv eindrucksvoll demonstrieren: Voll-Bock!

Es dauerte ganze drei Jaut-wieeft-und-ye „-Minuten des Openers „Highway Star“, um das Unternehmen „Deep Purple 1985“ endgültig zu legitimieren. Das dreimal ausverkaufte Entertainment-Centre (insgesamt 35 000) reagierte auf die Spiellaune der gar nicht mehr so jungen (und teilweise auch gar nicht mehr so schlanken) Herren mit einer selten registrierten Euphorie. Und die wiederum animierte die grandios fuhrwerkelnde Altherrenmannschaft zu ungeahnten Höhenflügen.

Hat man wie Deep Purple Rockgeschichte geschrieben, fällt’s natürlich nicht schwer, das nach Nostalgie hechelnde Auditorium mit Evergreens bei Stimmung zu halten. Welche andere Band (außer den Stones) kann dir schon derartige Hämmer in solcher Vielzahl und authentischer Pracht um die Ohren schlagen? In „Child In Time“, „Black Night“, „Lazy“ (mit kompetentem Schlagzeugsolo), „Space Truckin“ (Ritchies ganz großer Auftritt!), „Speed King“, „Strange Kind Of Woman“ – und dann orgelt sich Jon Lord noch mit Brachialgewalt durch Beethovens „Ode an die Freude“. In der Tat: Es kam Freude auf! Oder wie ein englischer Schreiber in einer LP-Kritik zu PERFECT STRANGERS so treffend fragte: Sind die Sex Pistols eigentlich je passiert?

Auch optisch hält man bei Purple nicht viel von neumodischen Kinkerlitzchen. Von Lasern keine Spur, dafür dreht sich zu „Child In Time“ die verspiegelte Sternenkugel an der Hallendecke.

lan Gillan, in absoluter Hochform, bedankt sich abschließend für die ungeheure Resonanz und Offenheit auch den neuen Stücken gegenüber. Was nicht einmal notwendig gewesen wäre: „Perfect Strangers“, „Gypsy’s Kiss“. „Under The Gun“ oder das bravouröse „Knocking At Your Back Door“ fügen sich so nahtlos ins Programm, daß sich unweigerlich die Frage stellt: Klingen die neuen Songs so alt, oder tönen die Klassiker so frisch wie nie zuvor?

Nach der allerletzten Zugabe (jawoll! „Smoke On The Water“) bleibt nur festzustellen, daß hier Meister der Stahlarbeiter-Branche gezeigt haben, daß man in erster Linie Herz und nicht ewige Jugend zum Arbeiten braucht. Ach ja! Ritchies Stratocaster überstand das Konzert völlig unbeschadet!