Depeche Mode: Dave Gahan brach bei Andy Fletchers Beerdigung fast zusammen
In einem berührenden Interview erzählt der Sänger von Depeche Mode, wie er mit dem Tod seines Jugendfreundes umgegangen ist und wie die Trauer ihn zu einem anderen Menschen gemacht hat.
Die Trauer ist bekanntlich ein kompliziertes Wesen, meistens unergründlich und nach eigenen Regeln spielend. Das stellte auch Depeche-Mode-Sänger Dave Gahan nach dem Tod von Bandkollege Andy Fletcher fest.
In einem ausführlichen Interview mit dem britischen „Guardian“ sprach Gahan über den Verlust seines Freundes und was dies für die Band bedeutet. Dabei kam er auch auf die Beerdigung zu sprechen, die für ihn zu einem sehr intensiven emotionalen Erlebnis wurde.
Er sei zuvor so fassungslos gewesen, so Gahan, dass ihn Fletchers Tod erst bei der Beerdigung voll getroffen habe, als er Daniel Miller, den Gründer von Mute Records, sah. Zur Erinnerung: Miller nahm Depeche Mode als Teenager unter Vertrag und glaubte auch weiter an sie, als Hauptsongwriter Vince Clarke sie nach ihrem Debütalbum verließ („Er ließ uns experimentieren und in unserem eigenen Tempo wachsen“).
Mit dem Anblick ihres langjährigen Förderers, der auch heute noch Ideen zu ihren Alben beisteuert, wurde Gahan erst so richtig bewusst, dass eine Ära zuende gegangen ist und die eigene Sterblichkeit im Raum stand.
Gahan: „Er kam mit seiner Frau herein, und Martin und ich standen auf und fielen irgendwie in ihn hinein, und er legte seine Arme um uns, und wir alle waren einfach … Ich schluchzte. Es waren nur wir drei. Ich kann es nicht erklären, aber in dem Moment bin ich völlig zusammengebrochen.“
Miller erzeugte in diesem Moment in dem Sänger eine zunächst ganz und gar bittere Nostalgie: „Er wies mich darauf hin, dass ich, als er mich und meine Band kennenlernte, ein Teenager war, der gerade 19 wurde. Daran habe ich gedacht. Das ist jetzt über 40 Jahre her. Mein ganzes Erwachsenenleben.“
Für Dave Gahan stand eigentlich kein neues Album zur Debatte
In dem Gespräch mit dem „Guardian“ deutete Dave Gahan auch an, dass spätestens als die Corona-Pandemie ausbrach bei ihm das Bewusstsein gereift war, dass es nie mehr ein neues Album von Depeche Mode geben würde. Neben neuen Prioritäten im Privatleben trug auch die Bühnenerfahrung mit den Soul Savers dazu bei. Doch als Martin Gore ihm nach den eher politischen Songs von „Spirit“ Demos schickte, die sich sehr stark mit Trauer und dem Ende des Lebens auseinandersetzten, keimte in ihm eine neue Leidenschaft für die Band und den Wunsch, diese Lieder so perfekt wie möglich zu gestalten. Da ahnte er aber noch nicht, dass sechs Wochen vor den Aufnahmen zu ihrem 15. Album Fletcher plötzlich in seinem Londoner Haus versterben würde. Das Urgestein der Briten war erst 60 Jahre alt.
Ein Schock auch deshalb, weil Fletcher Depeche Mode Anfang der 90er Jahre, als alles zusammenzubrechen drohte und Gahan der Heroinsucht verfallen war, mit seiner ruhigen Art zusammenhielt. Man habe immer gedacht, dass er alle überleben würde, so Gahan.
Depeche Mode veröffentlichen am 24. März ihr neues Album „Memento Mori“. Anschließend geht es auf Tournee, bei der Dave Gahan und Martin Gore auch in Deutschland mehrmals Halt machen: am 26. Mai in Leipzig, am 4. und 6. Juni in Düsseldorf, am 20. Juni in München, am 29. Juni und 1. Juli im Deutsche Bank Park in Frankfurt am Main und zuletzt am 7. und 9. Juli im Berliner Olympiastadion. Zuletzt präsentierte die Band bei einem Geheimgig in München erste neue Songs live.