Der Beat ist tot!?


… oder Ähnliches konnte man in letzter Zeit des öfteren hören und lesen. Die Gründe für diese Behauptung waren, dass eine ganze Reihe von sogenannten Beat-Schuppen schließen musste (den Star-Club habe ich ja selber zu Grabe getragen), viele Veranstaltungen nicht gut besucht waren und, dass immer mehr früher erfolgreiche Gruppen auseinander gehen.

Aber ist der Beat, ich sage lieber Rock, darum tot? Ist die Oper, das Kammerkonzert, das Theater, das Kino tot? Auch sie haben im Laufe der Zeit erheblich weniger Publikum als früher. Aber jeder, der behauptete, sie wären tot, machte sich lächerlich. Genau so lächerlich und dumm ist auch diese Behauptung.

Rock, Beat, Pop (oder, wie immer) ist nur nicht mehr die Sensation, das Neueste. In sehr kurzer Zeit hat diese Musik, die der Jugend in fast der ganzen westlichen Welt zu einem bisher unbekannten Selbstbewusstsein verholfen hat, eine Entwicklung durchlaufen, die selbst „der Fachmann“ kaum bewältigt.

Sie ist zu einem Bestandteil der Musik von heute geworden, der so viele Erscheinungsformen hat, wie z.B. der Jazz. Die Geschmacksrichtungen haben sich auch aufgeteilt. Der Eine mag die Equals, der Andere Led Zeppelin. Und einer ist nicht spezialisiert, weil er sich nicht so auskennt. Der eine würde nie zu einem Led Zeppelin-Konzert gehen, der Andere nie zu den Equals. Dem Dritten sind die Eintrittspreise zu hoch. Und schon wird klar, warum Clubs schließen müssen, Veranstalter zusetzen, und Gruppen sich auflösen oder umbesetzen.

Nur wenige Clubs werden so vielen Geschmacksrichtungen gerecht, dass die Kassen immer stimmen. Ein Veranstalter kann das Pech haben, dass die Leute, die 100.000 Platten von einer Gruppe kaufen, nicht an einem Auftritt dieser Gruppe interessiert sind. Ein Musiker, der andere Musik spielen will, als der Rest der Gruppe, geht und sucht sich Gleichgesinnte. Zweifellos lösen sich einige Gruppen auf, weil es sich finanziell für sie nicht mehr lohnt. Aber wie viele Schlager-Sänger treten ab, und trotzdem jammern andere kräftig und erfolgreich weiter?

Dave Dee verließ seine Gruppe. So Herr Hendrix, Carl Wayne (Move), Andy Fairweather-Low (Amen Corner), Steve Ellis (Love Affair) etc. Die Vanilla Fudge werden sich in Kürze leider auflösen, Cream existieren nicht mehr. So Yardbirds, Jeff Becks Gruppe, Remo Four, Walker Brothers, Rainbows etc. Na und? Auf dem Foto hier seht Ihr 3 Mitglieder der amerikanischen Gruppe „Iron Butterfly“ mit den Bossen ihrer Platten-Firma „Atlantic“. Die Dollars, die diese Gruppe 1969 mit ihrer LP „In-A-Gadda-Da-Vida“ eingespielt hat, genügen, um sich damit alle Schallplatten dieses Jahres kaufen zu können. Seit 18 Monaten liegen sie in der Spitze der Hit-Paraden der USA, dem größten Schallplatten-Markt der Welt. Ganz abgesehen von denen anderer Länder. Nur die „Hair“-LP wurde mehr verkauft. Ihnen folgen LPs von Blood, Sweat & Tears. Beatles, Donovan, Led Zeppeiin. Creedence Clearwater etc. Der Beat ist also tot. Der Komponist von Shocking Blues „Venus“ ist mit größter Wahrscheinlichkeit nur durch dieses Lied innerhalb von 9 Monaten Millionär geworden. Ich könnte eine ganze ME-Ausgabe mit solchen Namen und Zahlen der letzten Zeit füllen. Mit anderen Worten: Ich gebe mich geschlagen. Der Beat ist tot?

P.S. Iron Butterfly haben sich kürzlich aufgelöst. Guten Morgen!