Der Eremit kehrt zurück
SpintUalized: Jason Pierce gilt in
der britischen Rockszene als überzeugter Eremit, der sich so gerne in kollegialen, prominenten und anderen Kreisen herumtreibt wie das zarte Kätzchen im Pitbull-Zwinger. Vielleicht hängt das öffentliche Bild des Spiritualized-Chefs aber doch ein wenig schief, denn Pierce selbst räumt freimütig ein, das neue Spiritualized-Album amazing grace sei durch die vorherige Zusammenarbeit mit einer anderen Band erst möglich geworden.
Die mit Drum’n’Bass bekannt gewordenen, heute im Dehnbereich des Jazz experimentierenden britischen Produzenten Spring Heel Jack hatten den notorischen Ex-Junkie letztes Jahr gefragt, ob er auf ihrem Album amassed Gitarre spielen wolle, und siehe da: Der angebliche Einsiedler suchte nicht verkrampft nach Ausreden, sondern kroch aus seiner Höhle – sehr zu seinem eigenen Vorteil:
..Ich habe bei den Aulnahmen zu der Platte gelernt, wie man improvisiert und nicht erst lange über den richtigen Take nachdenkt. Die Jungs haben alle Geräusche festgehalten, die beim Aufnehmen entstehen, auch solche Kleinigkeiten wie Finger, die über die Saiten gleiten.“
Von dieser Methode war Pierce so angetan, dass er seine eigene Band ebenfalls auf ungezwungenes und natürliches Arbeiten einschwor. In gewisser Weise war diese Vorgabe sogar logisch, denn der letzte Spiritualized-Longplayer let it come down litt doch etwas unter orchestraler Opulenz und Atemnot. Nun ertönen verzerrte Gitarren und Feedback ist amazing grace womöglich auch eine Reaktion auf die Wiederentdeckung von Punk und Garagenrock? Keineswegs, meint Pierce:“.Ich habe nichts gegen die White Stripes. Aber mir würde es nie in den Sinn kommen, dos Potential von Spiritualized durch irgendwelche Kompromisse an den Zeitgeist zu gefährden. Weicht man einmal vom guten Weg ab, ist die Glaubwürdigkeit zerstört und es gibt später kein Zurück zum Urzustand.“ Das heißt: zur Spiritualized-typischen Spielart von psychedelischem Rock mit Gospel- und Jazzelementen. Auch in seinen Texten ist für Pierce Ehrlichkeit am wichtigsten:“.Das neue Album soll widerspiegeln, dass wir alle menschlich und fehlbarsind. Dieser Aspekt geht auf eine Anregung von Dr. John zurück. Er hat mir geraten, ich solle mir nicht so viele Gedanken über die Songs machen, sondern einfach bei der Wahrheit bleiben.“ Und der Rat einer Legende wie Dr. John hat ein Gewicht, das sogar ein (relativer) Einzelgänger wie Pierce akzeptiert.
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