Der Fall Ian Watkins: Hätten Behörden schneller handeln können?
Nachdem der ehemalige Lostprophets-Sänger Ian Watkins im Dezember 2013 zu 29 Jahren Haft verurteilt wurde, stellt sich nun die Frage, ob Polizei und Sozialdienste schnellstmöglich gehandelt haben.
Im vergangenen Dezember wurde Ian Watkins zu 29 Jahren Haft und weiteren sechs Jahren auf Bewährung verurteilt. Der frühere Lostprophets-Sänger hatte sich in 13 Fällen von Kindesmissbrauch schuldig bekannt. Während er einen Antrag auf Verkürzung der Haftzeit stellt, kommen nun Zweifel an der Arbeit der zuständigen Polizei und Sozialdienste auf, die angeblich nicht schnell genug gehandelt haben sollen.
Bereits 2008 sollen die sozialen Einrichtungen Hinweise auf pädophile Übergriffe von Watkins erhalten haben. Die frühere Hostess Joanne Mjadzelics, die eine sexuelle Beziehung mit dem Sänger führte, habe die Polizei bereits damals informiert, dass sie die Befürchtung habe, Watkins würde Kinder missbrauchen. Außerdem habe sie den Behörden ein Foto zugeschickt, das ein etwa vierjähriges Mädchen mit einem Fotorahmen mit Rasierklinge und weißem Pulver darauf in der einen und einem zusammengerollten 20-Pfund-Schein in der anderen Hand zeigte. Der Sänger habe Mjadzelics gegenüber bestätigt, dass es sich bei dem Pulver um Kokain handelte.
„Jedesmal, wenn ich wusste, dass meine Beschwerden bei der Polizei nichts bezwecken würden, wandte ich mich an die Sozialdienste und sagte ‚Können Sie nichts dagegen machen?'“, so Joanne Mjadzelics im Interview mit der BBC.
Auch der Vater des Mädchens habe sich an die Behörden gewandt, doch bekam angeblich die Antwort, sich nicht weiter damit zu beschäftigen, da es Watkins‘ Karriere ruinieren könnte.
David Niven, früherer Vorsitzender der British Association of Social Services, fordert nun umfassende Untersuchungen, um herauszufinden, was zwischen den sozialen Einrichtungen und der Polizei passiert ist.
„Wegen der Anzahl der Kinder, die involviert waren, der Anzahl der Behörden, die involviert waren, der Anzahl des Fachpersonals, das in die Entscheidung involviert war, muss eine Art Ermittlung stattfinden, die transparent und lehrreich für die restlichen Fachleute in ganz Wales und England sein wird“, so Niven gegenüber der BBC.