Der lange Arm der Anarchie


Seit geraumer Zeit vagabundieren Wolf, Diva, H.C.G.B. und Snorre Schwarz nun schon von einem besetzten Haus zum nächsten und halten sich mit Aushilfsjobs über Wasser: „Putzen, Kellnern, das übliche Programm eben“, erzählt Wolf, hauptamtlicher Gitarrist, und wirft eine Münze in den öffentlichen Fernsprecher. Anno 1989 in der Universitätsstadt Göttingen gegründet, erspielten sich Die Fremden mit Punk-Rock und Anarcho-Lyrik wie etwa „Wir scheißen auf die Herren dieser Welt“ schnell die Sympathien der autonomen Szene in Berlin. Seitdem werden die vier Paradiesvögel des Punk nicht ohne Grund als Ururenkel der Agit-RockerTon Steine Scherben gehandelt. Was ihnen inzwischen mächtig stinkt. „Wir spielen keine Politsongs, weil wir das für Beschiß halten“, erklärt Wolf. „Entweder Politik oder Musik, aber niemals beides zugleich.“ Diesem Diktat folgt auch das aktuelle Album ‚Dilemma‘. Mit Texten über Entfremdung, Haß und Gewalt, die den gemeinen Hörer aus seiner allgemeinen Lethargie reißen sollen: „Wir halten den Leuten die alltägliche Scheiße { vor Augen und wollen ihnen auf diese Weise Mut machen, sich darüber hinwegzusetzen.“ Obwohl immer noch ohne feste Adresse und Dach überm Kopf, wollen die Vier doch wenigstens den VerZweiflern dieser Welt eine kleine Stütze sein. „Ich hoffe sehr, daß jemand, der die Schnauze gestrichen voll hat, eine unserer Platten hört und daraus die nötige Kraft schöpft weiterzumachen.“