Der MUSIKEXPRESS zieht die Ausrutscher der Großen und Guten unter dem Teppich der Geschichte hervor.


Van Morrison – A Period Of Transition (1977)

Drei Jahre Funkstille – und dann das: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit verliert der „Belfast Cowboy“ doch glatt die Orientierung.

Mit zwei Paukenschlägen war Van Morrison in der Versenkung verschwunden: „It’s Too Late To Stop Now‘ (1973) darf heute noch als eine der großartigsten Live-Platten aller Zeiten gelten, das im Jahr darauf erschienene Meisterwerk „Veedon Fleece“ frappierte mit einer fulminanten Mischung aus pastellenen Folkklängen irischer Provenienz, jazzigen Phrasierungen und seelenvollen Vocals. Und dann, nach drei Jahren, diese Enttäuschung: schablonenhafter Rhythm’n’Blues, blauäugiger, kein bisschen verschwitzter Soul, schwerfällige Jazz-Anleihen, ein unterkühlter, beinahe schon lebloser Groove. Selbst illustre Sidemen, allen voran Mac „Dr. John“ Rebenack, Tasten-Wizard aus New Orleans und Co-Produzent des Albums, vermochten da nichts mehr zu retten, zumal auch die Songs nichts taugen und „The Man“ himself sich bisweilen gar wie eine Parodie seiner selbst anhört. Was offensichtlich damit zusammenhing, dass Morrison 1975/76 eine schwierige Phase durchlebte. Er hatte die USA in Richtung England verlassen, litt unter einem „writer’s block“, wollte hin zu „more basic Rock’n’Roll“, ging aber mit Joe Sample. Keyboarder des Jazzfunk-Ensembles The Crusaders, ins Studio. Derlei Orientierungslosigkeit spiegelt „A Period Of Transition“ – schon der Titel sprach Bände – trefflich wieder. Das Cover zeigt 15 Polaroid-Porträts von Van Morrison – nur auf einem erlaubt er sich ein Lächeln, aber eines, das genau so aussieht, wie dieses Album klingt. Angestrengt nämlich. Und freudlos.