Der Papa mit den Platten


So ’ne harte Sau, wie der T.Raumschmiere eine ist, der beginnt den Tag garantiert mit einem Schluck Pils aus der Dose. Denkste. Es ist einer dieser Dienstagvormittage in Köln, an denen Arbeiten ein Irrtum und Blaumachen das einzig Wahre wäre – viel zu schön scheint die Sommersonne. Marco Haas wirkt unrasiert, wie erwartet, aber unerwartet ausgeschlafen und bestellt sich erst einmal: einen frisch gepreßten Orangensaft. Dann erzählt er in aller Entspanntheit, die so ein Pressetag zuläßt, vom Kiez in Berlin-Friedricfishain, von Freundin und Sohnemann und wie schön es ist, nach Hause zu kommen. So spricht kein Proll und auch kein Elektropunk, der schon das New Yorker Publikum mit seinem lärmenden Laptop-Rock verstörte. So spricht ein liebender Familienvater und erfolgreicher Geschäftsmann, dessen Label Shitkatapult gerade die 65. Veröffentlichung im Köcher hat. Sein neuestes Werk steckt da übrigens nicht drin: „Auf Shitkatapult laß‘ ich den anderen Künstlern P/o(z.“ T.Raumschmieres Album Nummer vier. Blitzkrieg pop, darf Mute Records herausbringen, ‚weil Majors“, sagt Marco, „mehr Druck ausüben und mehr Resonanz bekommen können“. Schließlich sollen die Platte „nicht nur tausend Nerds kaufen, sondern auch 16jährige“. Dafür hat er- der Titel sagt es schon -den Popanteil erhöht, die Hooklines profiliert und Sängerinnen wie Ellen Alien (BPitchcontrol) und Sandra Nasic (ehemals Guano Apes) in sein Studio gelassen. Von September bis März hat er sich freigenommen, frei von all den Auftritten in Japan, England und sonstwo auf dem Globus, und sich ganz aufs Musikmachen konzentriert. Denn: „Das nervt, wenn du jedesmal die Geräte ab- und wieder aufbauen mußt. „Das kann ersieh wohl auch künftig sparen: Rund ein Jahr will er nun von Horizont zu Horizont reisen, die Kunde seines Schaffens möglichst bis ins ferne Australien tragen. Danach folgt die erste Platte mit seiner Band Crack Horse Society, in der Marco Schlagzeug spielt. Und dann? „Mach‘ ich ein halbes Jahr Urlaub “ Muß sein. Wenn nichts dazwischenkommt. Ideen fürs lang geplante Ambient-Album zum Beispiel.

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