Der Riss


Der Terror des 11. September stellte die westliche Zivilisation vor eine neue Wirklichkeit und stürzte auch Popkultur und Unterfialtungsindustrie in eine nie da gewesene Sinnkrise. Eine vorläufige Bestandsaufnahme.

Immer wenn man die Bilder des 11. September sieht – und zum Jahresende werden sie jetzt noch einmal verstärkt auf uns einprasseln stoßen sie einen erneut vor den Kopf. Mit allem, was sich seither an Nachrichten, Entwicklungen, Meinungen, Diskursen darüber aufgetürmt hat, ist es richtig schwer, noch vorzudringen zu diesem Kern der Ereignisse, der zum abstrakten Referenzpunkt geworden ist, sich in seiner schieren Monstrosität aber immer noch der Vorstellungskraft entwindet, wenn man versucht ihn zu fokussieren. Ein neues, paralysierendes Gefühl war das für die meisten, als sich neben dem ersten Impuls der Bestürzung und einem faszinierten Schauder über die Ungeheuerlichkeit der Ereignisse selbst – in einer zweiten Schockwelle nach und nach eine Ahnung über die Folgen und vermeintlichen Folgen dieses Dienstagvormittags für die eigene kleine Welt, die persönlichen Belange breit gemacht hat. Der Präsident der USA sprach von Krieg, hiesige Politiker verstiegen sich in ungehörte Höhen pathetisch-militaristischer Rhethorik, von Sleepern war bald die Rede, restriktive Gesetzes-Novellen wurden angekündigt, Rasterfahndung ausgelöst, im Fernsehen gab es statt Halligalli schwerpunktmäßig Bilder aus der Hauptstadt unserer geschmackvoll eingerichteten westlichen Welt, plötzlich Kriegsgebiet. Was passierte hier? So überwältigend und nie zuvor erlebt war das alles, so sehr drangen diese Ereignisse in jede Interessenswelt ein, dass man geneigt war, den gemeinsamen Schluss gelten zu lassen, zu dem viele um Worte verlegene Kommentatoren und nicht um griffige Zeilen verlegene Boulevard-Beschrifter schnell gekommen waren: Nichts wird mehr sein, wie es war. In den Medien führte die schlagartige Sensibilisierung für Bilder und Worte, Symboliken zu einem aufgescheuchten Ausblenden von allem, was diesbezüglich „die Gefühle des Publikums verletzen“ könnte. Fernsehsender kippten Action- und Katastrophenfilme aus dem Programm, die TV-Comedy kam zum Erliegen, Anzeigen und Werbespots wurden zurückgezogen. Plötzlich waren flapsiger Zynismus und routinierte Gewaltästhetik fehl am Platz. Die Berichterstattung weiter Teile selbst seriöser Medien nahm im Schock der Ereignisse einen empathischpathetischen Ton an, den der Pop-Theoretiker und Musiker Thomas Meinecke in einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau als „typisch deutsches Götterdämmerungs-Element“ verurteilte. „Dabei kommt ein rührseliges, verkitschtes Besinnungs- und Betroffenheits-Szenario heraus. Das hat mich schon damals beim Golfkrieg wahnsinnig gemacht.“

Schickt die Clowns in die Manege!

Die Betroffenheitswelle brandete schwer an die Gestade der Spaßkultur. Tita von Hardenberg, Moderatorin des „cleveren“ ARD-Zeitgeist/Lifestyle-Magazins „Polylux“, schrieb kurz nach den Anschlägen in ihrer Kolumne in der „Zeit“: „Der Terroranschlag traf mitten ins sorglose Herz der sogenannten Ich-Gesellschaft. Ein kollektiver Schock erfasst eine gesamte Generation, die nie schlimmeres erlebt hat als den Golfkrieg, der sich so weit weg abspielte.“ Wer aber wie der gestrenge Peter Scholl-Latour nach dem Terror das Ende der Spaßgesellschaft prophezeit hatte, sah sich nur wenige Wochen später widerlegt: Längst trieben die Klatschmedien wieder ihre „Luder“ durchs Dorf, wurden die Liebschaften und der Charakter von Dieter Bohlen erörtert, flogen in den Nachmittags-Talkshows die Fetzen – die „Süddeutsche Zeitung“ verglich den Auftrieb der Boulevardschranzen mit den Clowns, die in die Manege gescheucht werden, wenn im Zirkus ein Artist aus der Kuppel fällt. Geradezu dankbar, so schien es, wurden die Herolde der Banalität von einem langsam aus der Betäubung des Schocks erwachenden Publikum aufgenommen, das sich der Rückblick

nach der viel beschworenen „Rückkehr zur Normalität“ (oder zumindest einer akzeptablen Attrappe davon) sehnte. Und freilich: Die Vorstellung einer Welt, in der ein TV-Weinkrampf von Verona Feldbusch ein vorrangiges Problem darstellt, hat in diesen Tagen irgendwie schon was für sich.

Hatte die „Bild“-Zeitung als Zentralsensor der Betroffenheit in den Tagen nach den Anschlägen mit großväterlichen „10 Fragen an das Gewissen“ aufgemacht („Darf man jetzt laut lachen? …in der Disco tanzen? …Comedy-Shows sehen?“) und „Zeit“-Kolumnist Bazon Brock mit wenig Hoffnung vorgeschlagen, nunmehr „wäre Gelegenheit, ohne Furcht vor Imageverlust und Regressansprüchen der Kulturunternehmer das öde Provogrunzen und die blöden Lachläden für ein Jahr zu schließen“ – jetzt lief der Betrieb wieder an. Wenn sich die professionellen Clowns auch noch schwer taten mit dem Dilemma, das ihnen ihr Job jetzt aufhalste: In peinlicher Erinnerung bleibt etwa Stefan Raabs verdruckste, gewundene Rechtfertigungs-Ansprache zu Beginn der ersten „TV Total“-Sendung nach zwei Wochen Pietätspause.

Inmitten der allgemeinen Lähmung hatte sich auch im Pop-Geschäft Betriebsamkeit zu regen begonnen. Jetzt wurden Tourpläne umgeworfen (Tournee-Absagen und -Verschiebungen einer Latte von Künstlern, ob aus Pietäts-, Sicherheits-oder vorgeschützten Bedenken, beutelten die Konzert branche etwas durch, von einer Krise aber wollte niemand sprechen), Tagungen und Award-Shows abgesagt und auch hier ausgeblendet und eilig korrigiert: Die just am 11.9. erschienene Dream Theater Platte „Live Scenes From New York“ etwa zeigte auf dem Cover eine in Flammen gehüllte New Yorker Skyline inklusive World Trade Center, wurde schnellstens zurückgezogen und neu verpackt. Auf dem Cover von Farin Urlaubs Soloalbum „Endlich Urlaub!“ stehen jetzt Palmen in Flammen, nicht ein schickes Ferienhotel, wie ursprünglich vorgesehen. Die Veröffentlichung des Albums „Crashing Aeroplanes“, auf dem die deutschen Tonkünstler FM Einheit und Andreas Ammer Aufzeichnungen von Black Boxes abgestürzter Flugzeuge mit elektronischen Klängen kombinieren, wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Bush änderten den Titel ihrer Single „Speed Kills“ in „The People That We Love“, die Dave Matthews Band blies die Single-Veröffentlichung ihres Songs „When The World Ends“ gleich ganz ab. Die Strokes nahmen das spöttische „New York City Cops“ von ihrem Album, Bands wie Train und die Cranberries warfen fertig abgedrehte Videos in den Mülleimer, weil in den Clips Flugzeuge und Hochhäuser prominent in Szene gesetzt waren.

Wie in anderen Bereichen der Unterhaltungsindustrie wuchs sich auch hier das pietätvolle Ausblenden mitunter zu zensorischem und selbstzensorischem Aktionismus aus. Das amerikanische Musikmagazin „Spin“ vermutete bei den hastigen Bestrebungen des US-Musikbusiness, sich auf die neue Stimmung im Land einzustellen „Verrücktheit als Tagesbefehl“ und zitierte Boots Riley, Rapper der Brooklyner HipHop-Truppe Coup, deren lange vor dem 11.9. entstandenes, jetzt zurückgenommenes Cover-Artwork ihres zur Veröffentlichung anstehenden Albums „Party Music“ wie in einer bizarren Vorsehung explodierende WTC-Türme zeigte. „Überall wird zensiert und geschnitten“, so Riley. „Sachen, die einem vorher niemals extrem vorgekommen wären, scheinen jetzt extrem. HipHop wird zur Travestie-Show.“ Gerade politisch engagierter, im Zweifel USA-kriti; scher Pop geriet in ein seltsames Licht. Die revoluti onsstylischen Primal Scream reagierten eher peiü lieh berührt als gewohnt rotznäsig auf Vorwürfe wc gen ihres – vor dem 11.9. entstandenen – Songs „Bomb The Pentagon“. Handfester traf es da etwa Rage Against The Machine. Deren Webserver Infopop schloss kurzerhand das Bulletin Board auf der Website der Agit-Rocker, nachdem unbekannte Surfer dort unter Decknamen wie „killbushdead“ terroristenfreundliche Messages platziert hatten. Der gesamte Katalog der Band stand unterdessen auf einer Ende September aufgetauchten Liste von Songs, die zwei große Radionetzwerke, Ciear Channel Communications und Citadel Communications, an ihre USA-weit verstreuten Sender schickten. Diese enthielt knapp 150 Songs, die Citadel und Clear Channel (mit über 1.200 Sendern eines der größten Networks der Staaten) aus dem Programm zu nehmen empfahlen, weil sie in Titel oder Inhalt als „potenziell verletzend“ oder „unpassend“empfunden werden könnten. In dieses willkürliche Raster passte neben Nachvollziehbarem wie „Shot Down In Flames“ oder „Burning Down The House“ offenbar auch Songs mit Friedensbotschaften wie Edwin Starrs „War“, John Lennons „Imagine“ und „Bridge Over Troubled Water“ von Simon & Garfunkel. „Aus US-Sicht zersetzen versöhnliche Klänge wohl die Wehrkraft der Bevölkerung“, mutmaßte hierzulande die „taz“; : derweil sich Sprecher der Networks beeilten, die Verbindlichkeit der als reines Internum gedachten Liste zu bestreiten. Wie sich zeigte, hielten sich ohnehin nur wenige Sender lange an die „Vorschläge“.

Die Stunde der Patrioten

Die peinliche Liste ist symptomatisch für die tiefe Verunsicherung einer Unterhaltungsindustrie, die sich, selbst unter Schock stehend, über Nacht mit der Sinnfrage konfrontiert sah – und ihre neue Existenzberechtigung nun in Anteilnahme und Affirmation des neuen Zeitgeistes fand. „Ironie und Optimismus waren plötzlich out, Empathie und Patriotismus waren in“, stellte „Spin“ in seinem Novemberheft fest. Patriotismus war die Haltung der Stunde in einer in ihren Grundfesten erschütterten Gesellschaft, die nun zusammenrückte, in der ein bis dato weithin kritisch beäugter Präsident mit starktönenden Statements plötzlich mehr als 90 Prozent der Bevölkerung hinter sich hatte und in der zögerlichen Appeasement-Bestrebungen einzelner ein eisiger Wind entgegenwehte. Patriotismus, eine Haltung, die auch dem US-Unterhaltungsgeschäft seit jeher latent innewohnt und die nun das Vakuum der Hilflosigkeit füllte. Dabei gehorchte die Industrie auch hier dem alten Leitspruch give‘

the people jvhat they want. Mit einer enormen Nachfrage begründeten US-Radio-DJs die Flut von pathos-triefenden, mit Samples aus markigen George W. Bush-Reden oder bewegenden Exzerpten aus Reportagen angereicherten „Tribute Vereions“ beliebter Balladen von Moby, U2, Live und anderen, Whitney Houstons Version der US-Nationalhymne, zu Golfkriegszeiten schon einmal ein Hit, schoss als “ Benefiz-Single auf Platz eins der Charts, hinterher der flugs kompilierte Sampler „God Bless America“, der Künstler wie Mariah Carey, Celine Dion, Frank Sinatra und Pete Seeger im Geiste des Star Spangled “ Banner zusammenspannte. Mehr solcher Compilations folgten, bald sang sogar Elvis mittels Charity-Single posthum für die Opfer des 11.September. s Am erzreaktioniren Ende des Showbiz-Spektrums krochen notorische Rednecks aus den Löchern, wie etwa der Stetson-Träger Aaron Tippin, der, zu Golfkriegszeiten bekannt geworden, nun mit „Where The Stars And Stripes And The Eagles Fly“ wieder einen Song im Radio hatte, während Trucker-Held Randy Travis mit „America Will Always Stand“ seiner Klientel nach dem Munde sang und die Südstaaten-Hardrocker Jackyl in dem Song „Open Invitation“ Osama bin Laden anboten, ihn mit seinem eigenen „Handtuch“, das er auf dem Kopf trage, zu erwürgen. Recht viel mehr als billige Affekte hatten auch Mainstream-Stars wie Blink 182 oder Kid Rock, die mit ebenso wohlfeilen wie jämmerlich tumben „Fuck bin Laden „-Slogans hausieren gingen, ihrem Publikum nicht anzubieten. Liberale Vertreter der Szene wie Moby, damals-noch-nicht-ex-Limp Bizkit-Gitarrist Wes Borland (wieweit die Kündigung des stets eher bedächtig wirkenden Borland bei der Aushängeband des US-Macho-Rock mit der Ernüchterung des 11.9. zusammenhängt, darüber darf spekuliert werden) und R.E.M. riefen ihre Fans zu Besonnenheit auf, als es im Land zu Übergriffen auf Bürger arabischer Herkunft kam (andere, wie die als politisch engagiert bekannten Manie Street Preachers blieben völlig sprachlos), aber für kritische Stimmen oder Ausscherer aus dem patriotischen Konsens war nicht die Zeit. Das bekam etwa Bill Mäher, Moderator der Talkshow „Politically Incorrect“ zu spüren, der mit einem Talkgast über George W. Bushs Wortwahl räsonierte und freigeistiger- aber freilich nicht eben sensiblerweise anmerkte, man könne die Terroristen in den Flugzeugen nicht wirklich als feige bezeichnen. Ob denn nicht eher die “ USA mit ihren Marschflugkörpern die Feiglinge seien? Nachdem sich sogar das Weiße Haus in den resultierenden Eklat eingeschaltet hatte, entschuldigte sich Mäher offiziell – ähnlich wie hierzulande Ulrich Wickert, der in einem Essay in der Zeitschrift „Max“ kritische Passagen der indischen Schriftstellerin

Arundhati Roy zitiert hatte, in denen diese über eine Geistesverwandtschaft zwischen George W. Bush und Osama bin Laden theoretisierte. Einigkeit war angesagt. Aber standen bei der ersten TV-Spenden-Gala „A Tribute To Heroes“, bei der Stars aus Film und Pop nur zehn Tage nach den lähmenden Angriffen auftraten, noch Trauer, Pietät und Ernpathie im Vordergrund, sprachen Benefiz-Marathons wie „A Concert For New York“ und „United We Stand“ einen weiteren Monat später eine ganz andere Sprache: So sehr man sich auch die Ausnahmesituation dieser Städte New York (wo man sich nun auch mit nervenzerrüttenden Anthrax-Fällen konfrontiert sah) und Washington, des ganzen Landes im Hinterkopf behielt, war es doch seltsam anzuschauen, wie da in plötzlich nicht mehr nur schicke – Tarnfarben- und Red-White-and-Blue-Outfits gehüllte, mithin flaggenschwingende Stars von Bon Jovi, Billy Joel, Clapton, The Who, Jagger & Richards bis Destiny’s Child, P. Diddy und Michael Jackson mit pathetischen und kämpferischen Posen und Statements die mittlerweile im Krieg stehenden USA hochleben ließen. Während Richard Gere, der in seiner Kurzansprache beim „Concert For New York“ zu Toleranz aufrief, mit Buhrufen bedacht wurde „In Woodstock“, schrieb Andrian Kreye, New York-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, „ging es um den Durchbruch der Protestgeneration. Bei Live Aid um Solidarität mit der Dritten Welt. Das ‚Concert For New York‘ aber war Truppenbetreuung in der Tradition von Bob Hope oder John Denver.“ Und über CFNY-Organisator Paul McCartney und sein Lied „Freedom“: „Kein Protestlied. Ein Kampfruf, den die Menge jubelnd aufnahm. Denn seit dem 11. September, spätestens aber seit Samstag hat der etablierte Rock ’n‘ Roll einen ganz neuen Inhalt, der Stars und Publikum vereint.“

Bleibt alles anders?

Hat der Rock ’n‘ Roll im Nachbeben von Ground Zero seine Unschuld verloren? Pop lebt von Emotionen und bildet Emotionen ab und stärkere und verwirrendere kollektive Emotionalität als die des 11. September 2001 hat wohl noch an keiner Nachkriegsgeneration in der westlichen Welt gezerrt. Das mag man in Anrechnung stellen, aber es steht der Kultur, ob Pop- oder sonst einer, immer schlecht zu Gesicht, wenn sie sich vor den Karren eines populistischen, unreflektierten Konsens spannen lässt. Dass es auch anders geht, zeigten eine Woche nach dem „Concert For New York“ die zwei von den Beastie Boys organisierten Charity-Shows im New Yorker Hammerstein Ballroom, bei denen Optimismus und Lebensfreude im Vordergrund standen und zwischen Cibo Matto, Strokes und Beasties auch der Politikwissenschaftler Benjamin Barber und das pakistanische Sufi-Ensemble um Rahat Fateh Ali Khan Auftritte hatten. Die radikale Zäsur in den Konsumgewohnheiten von Popkultur, die für einen Augenblick inmitten des unmittelbaren Entsetzens durchaus plausibel erschienen war, ist so nicht eingetreten. In Hollywood, wo nach den Anschlägen Starts verschoben, Filme umgeschnitten, Projekte auf Eis gelegt und die Zukunft des Actionfilms diskutiert wurde, ist man durch die Einspielergebnisse etwa des Thrillers „Don’t Say A Word“ soweit guter Dinge, dass schon wieder Baller-Ware produziert wird – und der Zuschauer wohl einer Welle patriotisch angehauchter Kriegsfilme entgegensehen darf. Machismo entspricht mehr denn je dem Zeitgeist einer sich streitbar gebenden Nation, und da werden diejenigen mit der Flagge am rechten Fleck (man sehe sich nur das neue Creed-Video mit „subtil“ im Hintergrund wehenden Sternenbannern an) in der nächsten Zeit wohl leichteren Stand haben als Friedenstäubchen wie Carlos Santana, der sich als erster Vertreter der Mainstream-Oberliga gegen patriotische Vereinnahmung verwahrte. Dan Feldman, Vertriebspräsident bei Warner Bros, sah die US-Popkultur übrigens schon Anfang Oktober „almost back to normal“, die Leute seien schon wieder bereit, normal unterhalten zu werden. Bleibt nur abzuwarten, was in Zukunft als normal erachtet wird. R.E.M.-Gitarrist Peter Bück übt sich in seiner Kolumne im englischen Magazin Q im Schwarzsehen: „Ich mache mir Sorgen darüber, was in den USA passieren wird. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Amerika durch eine Albtraum-Periode aus Fremdenfeindlichkeit, Aufrüstung (…); die ging einher mit einer dramatischen Einschränkung der persönlichen Freiheiten und einer Hexenjagd auf alles, was für un-amerikanisch gehalten wurde.“ Die Rauchschwaden des 11. September werden sich noch lange nicht verziehen.