Der Sänger und der Gitarrist von Maximo Park verteidigen alte Helden, nehmen nicht alles widerspruchsfrei hin – und lernen am Ende Tocotronic kennen.


Paul Smith und Duncan Lloyd von Maximo Park spielen heute das zweite Mal in Folge im ausverkauften Hamburger Docks. Nach dem Soundcheck bleibt Zeit für ein „Blind Date“ in der lauschigen Prinzenbar. Die Putte an der Wand teilt eine Leidenschaft mit Paul: das Schmökern in Büchern…

The Coral „Jaqueline“

Paul : Das mag ich. Ich muss lächeln, wenn ich das höre. Dieses Sixtiesgefühl erinnert mich an die Beatles. Eigentlich mag ich diesen Retrosound bei jungen Bands nicht. Aber The Coral sind eine Ausnahme. Duncan: Ich habe das Album noch nicht gehört, aber diesen Song kenne ich. Eine tolle Single. Ich mag die offensichtliche Nähe zu Captain Beefheart. Außerdem sind The Coral ganz brillante Musiker. Die wissen, wie man einen guten Song schreibt.

The Fall „Midnight Aspen“

(Beide runzeln die Stirn. Als der Gesang einsetzt, grinst Paul breit.) Paul: Ist es nicht Wahnsinn, wie charakteristisch diese Stimme ist? Ist das vom neuen Album?

Nein, das ist von Fall Heads Roll.

Paul: Es gibt nur sehr wenige Leute, die genial sind. Mark E. Smith könnte ein Genie sein.

Könnte?

Paul (lacht): Man muss mit solchen Begriffen vorsichtig sein, denn „Genies“ sind immer drauf und dran, einen doch wieder hängen zu lassen.

Duncan: Das ist wahrscheinlich die glatteste Fall-Produktion, die ich je gehört habe. Und trotzdem unverkennbar. Ich glaube, er ist ein Genie.

Radiohead „Nude“

Paul: Fantastisch! Anfangs dachte ich, das klingt wie Björk ohne dieses elektronische Zeug. Und dann kommt diese Stimme. Das ist brillant. Ich kenne den Song nicht, aber ich muss das neue Album unbedingt kaufen. Es hat Hirn und ein Herz, und beide funktionieren. Wenn diese Musik in den Häusern der Menschen gespielt wird, wird die Welt etwas besser werden.

Justice „D.A.N.C.E.“

Paul: Was ist das? The Go! Team?

Duncan: Ich muss Bier trinken! paul: Haben Daft Punk was für die Sesamstraße gemacht?

Das sind Justice. Aus Frankreich.

Paul: Seltsam. Das klingt so Eighties.

Duncan: Zu Hause würde ich das nicht hören. Aber wenn es in einem Club liefe und ich genug getrunken hätte, würde ich mit Sicherheit dazu tanzen.

Colin Meloy „Everyday Is Like Sunday“ (Morrissey-Cover)

Paul (nach vier Sekunden): Mach das aus! Das ist eine Frechheit! (nach weiteren zehn Sekunden) Das sollte gesetzlich verboten werden! (nach weiteren 15 Sekunden) Das ist grauenvoll! Wer hat das getan? Colin Meloy, der Sänger der Decemberists.

Paul: Aber warum?!

Duncan: Dieser amerikanische Akzent!

Paul: Das kann man Morrissey nicht antun. Das sollte unter Strafe stehen, wirklich!

Felt „Sunlight Bathed The Golden Glow“

Paul: Felt! Die mag ich. Obwohl viele ihrer Songs ziemlich gleich klingen. Das hört man wegen der Stimmung. Tom (English; der Schlagzeuger – Anm. d. Red.) mag die auch so gern.

Duncan: Ja, Tom und ich haben mal mit einem Typen zusammengewohnt, der uns ein paar Felt-Alben dagelassen hat. Wir hatten regelmäßig unsere „Drei Songs von Felt, und zwar sofort“-Phasen. Trotzdem fehlt da immer irgendwas.

Paul: Ja, irgendwie schon. Er versucht immer, den perfekten Popsong zu schreiben. Und er zielt immer ganz knapp vorbei. Ich habe einen Song darüber geschrieben, dass ich eine Felt-Maxi kaufe. Der ist noch nicht raus.

Modest Mouse „We’ve Got Everything“

Paul: Modest Mouse sind toll. Ich habe die neulich auf einem Festival gesehen. Ich stand auf der Seite der Bühne, gleich neben Johnny Marr. Ich war so beeindruckt. Dabei ist das gar nicht seine Band. Modest Mouse waren auch ohne ihn schon klasse. Manchmal tut mir Isaac Brock leid, weil Johnny Marr so viel Aufmerksamkeit bekommt. Es gibt viele Bands, die versuchen, wie Modest Mouse zu klingen und es nicht schaffen. Brock schreibt fantastische Texte. Bei der Gelegenheit möchte ich ein Album empfehlen: Tiny Cities von Sun Kil Moon: Mark Kozelek von den Red House Painters singt Modest-Mouse-Songs. Da merkt man dann spätestens, wie grandios die Texte sind.

Tocotronic „Verschwör dich gegen dich“

Paul (nickt im Takt): Wie heißen die?

Tocotronic.

Paul: Tocotronic. Schreibe ich mir auf. Finde ich toll. Das ist sehr catchy. Erinnert mich ein bisschen an die Lemonheads. D

Duncan: Eine gute Melodie. Und die Gitarre ist toll.

Paul: Schade, dass ich den Text nicht verstehe.

Duncan: Ja, funktioniert aber auch musikalisch super.

Tocotronic werden auch für die Texte geschätzt.

paul: Siehst du! Wenn ich das verstehen könnte, würde es mich vielleicht total umhauen. So klingt es aber auch toll. Irgendwie amerikanisch. Erinnert mich an Dinosaur Jr.

Duncan (imitiert J Mascis): Der Gesang ist doch total anders.

Paul: Das kaufe ich mir.

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