Der Watzmann ruft


Ich steh‘ bis zu den Waden in einem Kuhfladen, mir wird bang, ich werd‘ krank mm Gestank.“ Solche und noch schlimmere Plattheiten auf der Ebene zwischen Volkstümelei und Derbheit darf der geneigte Zuhörer des Rock-Rustikals von Wolfgang Ambras über sich ergehen lassen. Dennoch ist die Salzburger Sporthalle ausverkauft und die weitere Tour schon Wochen im voraus ausgebucht, in München gar siebenmal nacheinander — hollaröh-dulliöh, kling-kling.

Schon zum Aufwärmen dröhnen volkstümelnde Weisen aus den Boxen: Wie in Karl Moiks Musikantenstadl erklingen Blasmusik und Quetsche. Auch das Ambiente paßt dazu: Die Salzburger Sporthalle ist komplett bestuhlt, die 1.600 Plätze sind durchnumeriert, die Zuhörer teilweise ear im Anzug erschienen als hätten sie eigentlich zur Mozart-Serenade nebenan gewollt. Selbst der Meisler persönlich tritt ab Conferencier verkleidet im Glitzerfrack auf.

Aber Ambros wäre nicht er selbst. würde sich nicht hinter der ganzen Show auch eine gewisse augenzwinkernde Ironie verstecken. Schon das glucksende Eingeständnis „ihr höift’s uns, einige weitere Hunderttausend zu verdienen‘ trifft im Publikum keineswegs auf Empörung, sondern auf johlendes Einverständnis.

Richtig ins Schwarze trifft der Altmeister des Alpenrock am Ende, wenn er statt einer Zugabe seiner Geschichte ein immerhin denkbares zweites Ende verleiht: Der Hauptdarsteller Manfred Tauchen überlebt und gründet am Watzmann ein gigantisches Ferienzentrum mit Ski-Alm, Apres-Ski und der Gailtalerin-Hüttn. Sein Kommentar: „Und in 365 Joar simmer schuldenfrei.“ Ambros singt dazu — was auch sonst? — „am Freilag auf’d Sacht montier i die Ski“.

Ambros parodiert Ambros.

Das Salzburger Publikum dankt’s dem „Woifi“ mit tosendem Applaus. Die störenden Stühle sind endgültig vergessen oder längst umgekippt — nicht schlecht für ein Spektakel, das jetzt immerhin schon fast 20 Jahre auf dem Buckel hat: 1972 entstand das Rock-Rustikal aus einer Bierlaune nachts im Wiener Szene-Cafe „Hawelka“. Mitstreiter damals, neben Ambros: Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz. Der Erfolg: Erstmal keiner. Anfang der achtziger erst schlug die Geschichte vom Watzmann so richtig ein. Die richtige Wahl also für „Wolferl Natio‘ nale’s“ zwanzigjähriges Bühnenjubiläum?