Die 10 besten Serien der 90er Jahre


Unsere Redakteure haben die besten Serien der 1990er ausgesucht. Vom Anfang der Mystery-Serien, Cliquen, Paranormalem und Mafia-Clans.

4. Twin Peaks

USA, 1990-1991, mit Kyle MacLachlan, Michael Ontkean, Sherilyn Fenn

Obwohl es Twin Peaks als Ortsnamen gleich mehrfach in den USA gibt, fanden David Lynch und Mark Frost die geeigneten Drehorte für ihre mit damaligen Konventionen der TV-Unterhaltung brechende Serie in der Kleinstadt Snoqualmie im Bundestaat Washington. Dort befindet sich auch der berühmte Wasserfall, der die Leiche von Laura Palmer (Sheryl Lee) anspült, um deren Ermordung sich im Verlauf der zwei Staffeln immer rätselhaftere, schockierendere Details und Mythen ranken.

So verworren die Situation im kleinen Städtchen Twin Peaks auch ist, jeder Polizist scheint Donuts zu mögen.
So verworren die Situation im kleinen Städtchen Twin Peaks auch seien mag, jeder Polizist scheint Donuts zu mögen.

Tatsächlich schuf Lynch mit „Twin Peaks“ nicht nur die Blaupause für den Mystery-Boom der Neunziger, sondern dachte scheinbar Gegensätzliches zusammen: Horror und Seifenoper, Coming-Of-Age-Drama und High-School-Groteske. Ein surrealer Genre-Mix, dessen Prämisse lautet: die Provinz als Ort des Grauens, die Idylle als Brutstätte für Barbarei. Das funktioniert auch dank der Darsteller, die Lynch – seinem künstlerischen Naturell gemäß – mit allerlei absurden Macken und dunklen Geheimnissen ausgestattet hat. Einige scheinen bis zur hohlen Fratze überzeichnete Hollywood-Klischees zu sein. Special Agent Dale Cooper, wunderbar gespielt von Kyle MacLachlan, philosophiert gern über Kuchen. Ein Deputy bricht an Tatorten in Tränen aus, weil er keine Toten sehen kann. Ein Vater wird wahnsinnig und ergraut über Nacht. Zwei Brüder betreiben ein Hotel und pflegen Verbindungen zu einem ominöses Edel-Bordell. Ein Truckfahrer handelt mit Drogen und schlägt seine Freundin grün und blau. Ein exzentrischer Psychiater hört sich zur sexuellen Erregung Therapieaufzeichnungen an. Eine Hausfrau forscht an der absolut geräuschlosen Gardinenschiene. Ein Zwerg tanzt vor einem roten Vorhang. Eine alte Dame befragt einen Holzscheit. Und ein Mann mit unsagbar irrem Grinsen und einer Jeansjacke lauert hinter Spiegeln und Sofas.

Traum und Wirklichkeit sind in „Twin Peaks“ eins. Ein einziger faszinierender Abgrund. Für 2017 ist eine dritte Staffel geplant. Man kann nur hoffen, dass es nicht eine so katastrophale Fortsetzung wird wie bei den X-Akten. (mg)

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CBS Photo Archive Getty Images