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Die 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 9 bis 5


Eine Reise durch Female-Pop gestern und heute. Hier geht's zu den Rängen 9 bis 5.

Musik kennt erst mal kein Geschlecht: Die angeschlagene Saite, die getretene Fußtrommel oder der Loop in der Audio-Software – alles komplett genderneutral. Schöner Gedanke, oder?

Doch über Ton und Beat hinaus spielt das aufgeladene Thema sehr wohl eine Rolle. Musik ist, wenn sie die Instrumente verlassen hat, immer auch Kontext. Musik bildet Realitäten ab und nimmt genauso auch Einfluss auf sie.

Dass Pop und Gesellschaft über die Dekaden diverser geworden sind, braucht man heute nieman- dem zu erzählen. Wer sich aber bei all der Bewegung hingegen gern mal im Bart kratzt und lieber noch mal umdreht, ist der traditionsbewusste Popkulturkanon. Unzählige Listen werden immer noch angeführt von Dylan und den Beatles – Radiohead gelten hier noch als junge Herausforderer. Auch dieser Blick mag für manchen einen Reiz besitzen, doch wenn es mal wieder auf das Argument rausläuft, es gäbe ja so wenig einflussreiche Musikerinnen, dann dimmen sich die Lichter.

Wir widmen uns im aktuellen MUSIKEXRESS daher all den einflussreichen Frauen im Musikbetrieb. So selbstverständlich das alles sein möge, so wertvoll sind doch die Impulse, die uns weibliche Acts zusätzlich zu ihren Hits noch obendrauf gegeben haben. Nur weiter so, we’ve only just begun.

Was wir brauchen, ist ein neuer Kanon der Popmusik

Hier ein zwanzigster Teaser der Liste der 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 9 bis 5:

Platz 9: Carole King

Als 1972 das ikonische Meisterwerk TAPESTRY herauskam, ahnte Carole King, damals knapp 30, nicht, dass sich dieses Album 25 Millionen Mal ver­kaufen, und 25 Jahre lang die erfolgreichste Platte einer weiblichen Solokünstlerin bleiben wird. Auf diesem Werk befinden sich Stücke wie „I Feel The Earth Move“, „It’s Too Late“ und „You’ve Got A Friend“. Knaller folgt auf Knaller. 1942 in Brooklyn als Tochter jüdischer Eltern geboren, begann King schon früh, zu komponieren und ihre Skills am Pia­no zu optimieren. Zusammen mit ihrem ersten Mann Gerry Goffin, der ihre Stücke zu Beginn betextete, schrieb sie mit gerade mal 18 Klassiker wie „The Loco-Motion“ oder „Will You Love Me Tomorrow“, bevor sie sich trennte und in L.A. zu ihren eigenen Themen fand. Sie startete eine Solo­karriere und sah sich erstmalig auch als Sängerin und Interpretin ihrer Stücke. Bis heute über Generationen hochverehrt, setzte sie sich in der Serie „Gilmore Girls“ selbst ein schauspielerisches Denk­mal, als Musikalienhändlerin Sophie.

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Ohne sie gäbe es keine der heute erfolgreichen Sin­ger/Songwriterinnen.

(Rebecca Spilker)

Platz 8: Missy Elliott

Missy Elliott wurde Anfang des neuen Jahrhunderts eine der ersten weiblichen Allrounderinnen und Superstars des Hip-Hop. 2001 gelang ihr mit dem dritten Album MISS E … SO ADDICTIVE der endgültige Durchbruch. Schon seit Ende der 1980er sang und textete sie mit ihrem Jugendfreund Timothy Mosley alias Timbaland für sich – sowie für andere HipHop-Musiker:innen. Missy Elliott hatte nicht nur mehrfaches Talent (als Performerin und Produzentin.) Sie rappte auch gleich noch über Mehrfachdiskriminierung von Frauen und Schwarzen. Und sie war immer schon eine gute „Sista“: auf der Seite der Solidarität zu Hause! Denn Missy verfügte über die Neugierde und die Nerven, sich als eine der ersten Rapperinnen überhaupt zum Feminismus zu bekennen. Sie ist somit auch Pionierin des intersektionalen Feminismus in der Popwelt. Missy Elliott und Timbaland erfanden nicht nur den R’n’B für die Nullerjahre neu, sie entdeckten auch seine wichtigsten Künstler:innen: von Aaliyah bis Tweet. Plus: Missy Elliott produzierte eine der fettesten Kooperationen der HipHop-Geschichte: den Remake des Soul-Klassikers „Lady Marmalade“ – gesungen von Christina Aguilera, Mýa, Lil Kim und Pink.

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Ohne sie hätten Schwarze und weiße Sängerinnen niemals so solidarisch und dabei individuell die Charts gestürmt.

(Kersty Grether)

Platz 7: Billie Holiday

Drogen, Alkohol, Prostitution, Vergewaltigung, Ausbeutung. Billie Holiday ist in ihrem zu kurzen Leben so viel Schreckliches widerfahren – man weiß gar nicht, wo man anfangen soll. Vermutlich 1915 in Philadelphia geboren, ist ihre Kindheit von Vernachlässigung und Ausbeutung geprägt, bis sie schließlich ihre Stimme entdeckt und als „Lady Day“ zu einer der bedeutendsten Jazz-Sängerinnen aller Zeiten wird. Bereits als Teenagerin beginnt sie, in kleinen Clubs aufzutreten. Ihr Genie zeigt sich sofort, denn inspiriert durch ihr Vorbild, der Blues-Sängerin Bessie Smith, ist sie mit den Tiefen des Ausdrucks, dem Offenlegen von Leid und Schwermut vertraut. Sie schöpft auch aus eigenen Erfahrungen und interpretiert souverän. Die Farbe ihrer Stimme, ihre kraftvolle und doch fragile Bühnenpräsenz verschaffen ihr früh Anerkennung bei den musikalischen Größen ihrer Zeit. Jeder will mit ihr arbeiten, auch noch, als sie in späteren Jahren an Nadel und Flasche hängt. Höhepunkt ihres Schaffens ist 1939 der Song „Strange Fruit“ der sich mit den Lynchmorden an zwei Afroamerikanern beschäftigt. Holiday starb abgemagert und verarmt mit 44 an einer Leberzirrhose.

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Ohne sie fehlte das dunkle, tiefe Blau im Jazzgesang.

(Rebecca Spilker)

Platz 6: Taylor Swift

Als kleines Mädchen in Pennsylvania träumte Taylor Alison Swift davon, einmal berühmt und erfolgreich zu werden. Mit 14 Jahren unterschrieb sie in Nashville ihren ersten Plattenvertrag. Was folgen sollte, dürfte sie sich nicht einmal in ihren kühnsten Träumen ausgemalt haben. Spätestens im vergangenen Jahr bewies sie auch denen, die bislang noch einen Bogen um Swift machen konnten, dass sie der größte Popstar unserer Gegenwart ist. Davon zeugen unter anderem die Ticketschlacht um die Eras-Tourtickets, der „Person Of The Year“-Titel, des „Time Magazine“, sämtliche Chartserfolge, aber auch die Gerüchteküche um ihre neue Beziehung. Musikalisch beweist die 34-Jährige eine enorme Wandelbarkeit, von der braven Countrysängerin zum sexy Popstar (REPUTATION), bis hin zur Cottagecore-Folksängerin (EVERMORE, FOLKLORE). Die unzähligen Eras einen die mutmaßlich autofiktionalen und metaphernreichen Songtexte. Mittlerweile wird das Swift’sche Songwriting sogar als literaturwissenschaftliches Forschungsobjekt an verschiedensten Universitäten untersucht.

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Ohne sie gäbe es nicht nur weniger Streaming-Rekorde, sondern auch weniger Vinyl-Verkäufe. Im Januar stand sie mit sechs Alben gleichzeitig in den Top 10 der deutschen Vinyl-Verkaufscharts.

(Louisa Zimmer)

Platz 5: Nina Simone

Bei ihrem ersten Klavierkonzert als Zwölfjährige durften ihre Eltern sie nicht aus der vordersten Reihe beklatschen, sie mussten hinten im Saal sitzen – weil die Plätze mit bester Sicht nur weißen Zuhörer:innen vorbehalten waren. Für die 1933 als Eunice Kathleen Waymon in North Carolina geborene Musikerin war das der Augenblick, der ihr das gesellschaftliche Ungleichgewicht so sehr verdeutlichte, dass sie sich später aktivistisch betätigen sollte. Doch noch bevor sie mit dem „Mississippi Goddam“-Song 1964 wütend und souiful die Diskriminierung der Schwarzen US-Bevölkerung thematisierte – was in Zeiten der Ermordung des Bürgerrechtsaktivisten Medgar Evers (am 12. Juni 1963, worauf sie mit dem Song anspielte) gefährlich war – musste sie von der Pianistin Eunice Waymon zur Sängerin Nina Simone werden. Den Namen wählte die später in Paris lebende Sängerin als Verneigung vor Schauspielerin Simone Signoret. Mitte bis Ende der 60er entstanden ihre besten Platten, sorgten ihre Klagelieder, die sie oft im tiefsten Bariton darbot, nicht nur für Konfrontation, sondern auch für ikonische Momente des Jazz, Rhythm & Blues, Gospel und Soul.

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Ohne sie hätte der Black-Power-Bewegung eine essenzielle Stimme gefehlt. Sie schrieb wütende Hymnen, konnte aber auch mit einem Stück wie „To Be Young, Gifted, And Black“ (1970) eine freudvolle Feier für PoC liefern.

(Hella Wittenberg)

Bad Bunny, Rosalía, Karol G: Weshalb Reggaeton nicht zu unterschätzen ist

+++ Unser aktuelles Heft ist seit dem 09. Februar im Handel. Darin gibt es die komplette Lister der 100 wichtigsten Frauen im Pop. Hier teilen wir immer wieder Ausschnitte des Rankings. +++