Die 5. Rocknacht proudly presented…
Ja wenn… wenn man Mitch Ryder an den Anfang gesetzt hätte, könnte das Deutsche Fernsehen vielleicht wirklich stolz sein auf das fünfte Rockpalast-Festival. Doch beginnen wir von vorne: Das Publikum in der ausverkauften Essener Grugahalle und Millionen Fernsehzuschauer in Deutschland und fünf anderen europäischen Ländern erwartete die bisher wohl interessanteste Rocknacht. Mit Southside Johnny & The Asbury Jukes, der rockenden Bigband inclusive sechs Bläsern aus Asbury Park, New Jersey, fing es auch recht vielversprechend an. Southside’s oft gelobte Live-Qualitäten fand man voll bestätigt, der spritzige Rhythm & Blues a la Graham Parker ging verdammt gut los. Nur das Publikum, zur Hälfte besoffen und bekifft, wollte nicht so richtig, erst gegen Ende kam so etwas wie Stimmung auf. Dann der unumstrittene Höhepunkt: Jumpin‘ Nils Lofgren aus Washington, D.C. Sein satter Rock und einige sanfte Balladen kamen (neben den Trampolinsprüngen) sehr gut an. Aber auch seine hervorragende Gruppe war in großartiger Form. Ein für alle erfreulicher Abschluß der vorangegangenen Deutschland-Tournee.
Schließlich Mitch Ryder, der extra für die Rocknacht aus Detroit eingeflogen wurde. Auch er hatte eine ausgezeichnete Gruppe mitgebracht, doch der harte Bluesrock wäre vielleicht besser zum Anheizen gewesen (remember J. Geils?), und vor allem wäre Mitch zu Anfang wohl längst noch nicht so voll gewesen wie um vier Uhr morgens. So gingen nach gutem Beginn die vibes zum nunmehr vor sich hin dösenden Publikum mehr und mehr verloren. Kein Wunder, daß die Musiker nach dem Gig (ohne Zugabe) todunglücklich waren. Für zwischendurch gab es wie immer noch einige Film-Leckerbissen, besonders Lowell George mit Little Feat und Neil Young waren sehenswert. Fazit: Zu zwei Dritteln gute Musik, schlechte Akustik, Dreck und Drogenleichen zu Hauf und am 19. April 1980 sehen wir uns alle wieder.