Die 700 besten Songs aller Zeiten: Plätze 700 bis 651


In unserer Jubiläumsausgabe kürten wir "Die 700 besten Songs aller Zeiten". Seht hier die Plätze 700-651.

Am 13. März 2014 ist sie erschienen, die sage und schreibe 700. Ausgabe des Musikexpress. Und die hatte es in sich: Wir hatten eine prominente zigköpfige Jury aus Musikern wie etwa Lana Del Rey, Mark Lanegan, Danger Mouse, Marteria, Thees Uhlmann, Judith Holofernes, WhoMadeWho sowie aus Autoren, Journalisten und Fachleuten von anderen Magazinen, Tageszeitungen, Radiosendern und Plattenlabels nach ihren Lieblingssongs aller Zeiten gefragt. Herausgekommen war in mühevoller Kleinarbeit nicht weniger als eine Liste mit den 700 besten Songs aller Zeiten inklusive Texten zu jedem (!) dieser Songs, und diese Liste haben wir Euch nach und nach online auf Musikexpress.de/700 präsentiert.

Hier die Einzelteile unserer „700 besten Songs aller Zeiten“ in der Übersicht:

Und hier kommen unsere Plätze 700 bis 651 im Detail:

700. Grace Jones – „Nightclubbing“

Schon das Original von Iggy Pop war eine Sensation. Aber wie das Musikerduo Sly and Robbie Bowies Drum Machine in Richtung Jamaika verschieben, um der Diva aller Diven den akustischen roten Teppich vor dem Studio 54 auszurollen, ist unvergleichlich.

699. TLC – „Waterfalls“

TLC lieferten mit dem besten R’n’B-Track der 90er-Jahre auch inhaltlich das dringend benötigte Update zum Memphis- und Philly Soul der 70er-Jahre: „Waterfalls“ thematisiert die Drogenproblematik der 90er-Jahre und HIV.

698. The Verve – „On Your Own“

„On Your Own“ beginnt als leise Akustiknummer, bis das Falsett-Outro tief in die Emotionskiste greift: Wir kommen auf die Welt, wie wir sie verlassen – allein.

697. Van Der Graaf Generator – „Wondering“

So emotional konnte Art Rock klingen, so überkandidelt, so dramatisch, so verzweifelt, so euphorisch, so Gänsehaut erregend. Leben, lieben, hinfallen, aufstehen – eine Existenzialistenhymne, aber voller Hoffnung.

696. Erykah Badu – „Appletree“

Badus warme Stimme, klare Bässe und Zeilen über Heimat, Bäume, Früchte. Eine Neo-Soul-Nummer, die die losen Stränge von Marvin Gayes Seventies-Soul, Basement Jazz und HipHop verknüpft.

695. Underworld – „Born Slippy .NUXX“

„Shouting lager lager lager“: Sänger  Karl Hyde war Alkoholiker und wollte den inneren Monolog eines Betrunkenen in Worte fassen. Dazu zärtlich-kaputte Aftershow-Akkorde, von denen man per Presslufthammer-Beat immer wieder zurück in den Rave geschleudert wird. Der Remix wurde durch „Trainspotting“ zum Hit.

694. Beyoncé feat. Jay-Z – „Crazy in Love“

Drückt noch heute jeden gegen die Wand, der nicht dagegen antanzt.

693.  Nat King Cole – „Smile“

Diese Version steht hier für viele andere: Der Schmelz, mit dem Nat King Cole das große Lied vom kleinen Lächeln singt, bleibt unübertroffen.

692. Leonard Cohen – „Who By Fire“

Düster: Zur mageren Akustischen zählt Cohen, flankiert von einer Frauenstimme, alle möglichen Todesumstände auf. Im Abgang gibt es ein paar der spukigsten Streicher der 70er-Jahre zu hören.

691. John Lennon – „Mother“

Ringo am Schlagzeug spielt einen rudimentären Rock-Beat, während Lennon sich durch seine gesamte Gefühlspalette schreit und dabei ungeschützt von Metaphern oder Ironie einen seiner intimsten Texte über seine Eltern preisgibt.

690. This Mortal Coil – „Song To The Siren“

Für das 4AD-Kollektiv interpretieren Liz Fraser und Robin Guthrie den Tim-Buckley-Song aus dem Jahr 1970 – und zwar so eindringlich und eigen, dass diese Version dem sehr guten Original eine weitere Ebene schenkt.

689. Lauren Hill – „Doo Wop (That Thing)“

Mädels, es gibt ein paar echt schmierige Lappen da draußen – passt auf, mit wem ihr euch einlasst. Und Männer: Reißt euch einfach mal zusammen! Ein Belehrstück in Gestalt eines Sommerhits.

688. Leonard Cohen – „Suzanne“

Kaum ein Song verdichtet so eindringlich das Phänomen Leonard Cohen und all seine Widersprüche. Die Folkpop-Produktion lässt Raum für brodelnde Unberechenbarkeit. Im Text geht es um Wasser, Orangen, Jesus und Sex.

687.  The Beatles – „In My Life“

Zehn Jahre lang kannte Rock’n’Roll nur den Blick nach vorn. Hier entdeckte er seine Vergangenheit.

686. Jacques Brel – „Ne Me Quitte Pas“

Chanson-Klassiker und narzisstischer Höllenritt in den Wahnsinn eines Liebeskranken.

685. David Bowie – „Modern Love“

Spätestens als der vom Little-Richard-Rock inspirierte Song 2013 über den Abspann des Hipsterfilms „Frances Ha“ lief, stand fest, dass Bowies lange geschmähtes Album LET’S DANCE rehabilitiert war

684. Baxendale – „Music For Girls“

Baxendale stellten dem Ende der 90er-Jahre England dominierenden Jungsrock clever inszenierten Pop entgegen und dekonstruierten gängige Geschlechterrollen. Das fehlende Bindeglied zwischen S Club 7, den Pet Shop Boys und Kompakt, wo das Trio später veröffentlichte.

683. The Rolling Stones – „You Can’t Always Get What You Want“

Ein groovender Abgesang auf die 60er-Jahre, der thematisch um Drogen, Politik und die Liebe kreist. Die Album-Version mit Chor ist eindrucksvoller als die stark gekürzte Single-Version.

682. Bob Dylan – „Ballad Of A Thin Man“

„Something is happening here, but you don’t know what it is. Do you, Mr. Jones?“ Für alle, die nicht verstehen wollten, dass sich die Zeiten geändert hatten, hatte Dylan nur noch Hohn und Spott übrig. Die Identität von Mr. Jones blieb indes Bobs Geheimnis. Konnte jeder sein – im Zweifelsfall sogar man selbst.

681. Stevie Wonder – „Higher Ground“

„Higher Ground“ ist auf Innervisions ein kosmischer Ausreißer inmitten harter Songs über soziale Verelendung, Drogen und korrupte Politiker.

680. Johnny Cash – „Folsom Prison Blues“

„I shot a man in Reno just to watch him die“: Fast 60 Jahre später immer noch die kältesten Zeilen, die je ein Populärkünstler von Rang gesungen hat.

679. Nirvana – „Jesus Doesn’t Want Me For A Sunbeam“

Coverversion eines Songs der schottischen The Vaselines. In der Interpretation aus dem „Unplugged In New York“-Konzert nur minimal musikalisch unterlegt, rückt Kurt Cobains eindringliche Stimme in den Vordergrund.

678. The Style Council – „Shout To The Top!“

Oft verzettelten sich Style Council im Detail. Hier passt alles: Der Geist von Curtis Mayfields „Move On Up“ trägt diese politisierte und beseelte Uptempo-Nummer.

677. The Kinks – „Sunny Afternoon“

Mit Anspielungen auf die Tradition von Music Hall und Vaudeville beginnt Ray Davies seine bestechenden Betrachtungen des britischen Alltags: Kontemplation statt Agitation, Tradition statt Revolution.

676. The Doors – „Break On Through (To The Other Side)“

Jim Morrison will alles, und er macht gleich im ersten Song der Doors ernst: „Break On Through“ stößt die Pforten der Wahrnehmung sperrangelweit auf.

675. George Michael- „Freedom ’90“

„Freedom ’90“ ist George Michaels Versuch, gleichzeitig sein Popstar-Image loszuwerden und seine Ambitionen als Songschreiber herauszustellen.

674. Slime – „Deutschland muss sterben“

Unter allen Slime-Hymnen des Widerstands ist „Deutschland muss sterben“ die eingängigste, weil die Mixtur aus Reggae-Strophen und Punk-Refrain explosiver ist, als es ein Drittel Heizöl, zwei Drittel Benzin je sein könnten.

673. Roxy Music – „Sea Breezes“

Einsamer Mann an der Küste. Fischt in trüben Gedanken. E-Piano. Klagende Oboe. Elegie. Doch nach 3:33 Minuten sucht sich Ferry einen anderen Weg, schwenkt vom Ich aufs Wir, schließlich sind wir alle allein. Großes Art-Rock-Theater!

672. Pearl Jam – „Alive“

Wenn Nirvana die Sex Pistols der Alternative-Revolution waren, dann standen ihnen Pearl Jam als Clash zur Seite, die im Stil von Springsteen große Hymnen schrieben für Kids, die sich missverstanden fühlten. „Alive“ war die erste. Und beste.

671. Ian Dury & The Blockheads – „Sex & Drugs & Rock & Roll“

Ian Durys erster Solo-Song ist ein abgehangenes Stück Pubrock mit lässigem funky Beat – und einem Text, der hintergründiger ist, als es der Titel vermuten lässt.

670. Die Antwort – „Der brennende Junge“

Mit Popstar-Träumen war Bernd Begemann aus Bad Salzuflen nach Hamburg gekommen, mit Matthias Strzoda und Thomas Kosinar versuchte er sie zu erfüllen – vergeblich. Die Perle des Debütalbums ist dieser Song, der perfekt Jungmänner-Unruhe in Worte und Musik formt.

669. Elton John – „I Guess That’s Why They Call It The Blues“

Nach sieben Jahren und fünf Alben endlich wieder vollends vereint mit Songschreiber Bernie Taupin, lieferte Elton John 1983 diesen zeitlosen Klassiker ab.

668. Donna Summer – „Love To Love You Baby“

Der erste Disco-Hit überhaupt, der in einer Extended-Version veröffentlicht wurde – und mit dem Donna Summer ihre internationale Karriere startete. Aufgenommen wurde der Titel, der nicht nur wegen seiner Länge für Furore sorgte, sondern auch wegen seiner sexuellen Eindeutigkeit, in den legendären Münchner Musicland Studios.

667. Grandaddy – „He’s Simple, He’s Dumb, He’s The Pilot“

Eine psychedelische Spacerock-Oper „en miniature“: verfremdete Stimmen, verfremdetes Keyboard, E-Gitarre satt und ein Text wie von Ray Bradbury. Und eigentlich sind’s drei Songs hintereinander, in inniger Umarmung.

666. LCD Soundsystem – „All My Friends“

Die sich wiederholenden Piano-Parts, der repetitive Basslauf, dazu James Murphy über die Jugend: simpel und effektiv.

665. David Bowie – „Queen Bitch“

Seinem offenen Liebesbrief an den andersartigen, coolen Art­rock von The Velvet Underground setzte Bowie mit diesem trashigen Gitarrenrausch Anfang der 70er-Jahre eine sauber angeleckte Briefmarke auf. Let there be flamboyance!

664. The Jackson 5 – „I Want You Back“

Ein Elfjähriger, der seiner Ex nachtrauert? Klingt komisch, ist aber so. So gut! Ein paar simple Akkorde aus der Feder der Motown-Corporation, ein paar Töne aus dem Mund des Jahrtausendtalents Michael Jackson, und alle Absurdität löst sich in purem Wohlgefallen auf.

663. Herb Alpert – „This Guy‘s In Love With You“

Bacharach & David werden stets dem Genre Easy Listening zugeschrieben, ihre perlenden, jazzigen, aber nicht zu jazzigen Songs sind aber oft geradezu abgründig. Das lapidar gesungene „Say you’re in love with this guy / If not I’ll just die“ ist einer der besten Drei-Sekunden-Momente des Pop.

662. Beck – „Sexx Laws“

1982 verkündete Prince „… so tonight I’m gonna party like it’s 1999“ – und just 1999 macht uns Beck auf MIDNIGHT VULTURES den Prince. Im Falle von „Sexx Laws“ mit durchgetretenem Funk-Pedal, einem großartigen Bläsersatz und Augenzwinkern im Sekundentakt. Legendär: die rammelnden Küchengeräte im dazugehörigen Videoclip.

661. The Flaming Lips – „Do You Realize??“

Das Wunderbare an der Entwicklung der Flaming Lips von Underground-Schraten zu Werbeträgern für Hewlett-Packard ist, dass ihre Musik auf diesem Wege immer klarer, immer universeller und dadurch letztlich immer berührender wurde. Hier das Paradebeispiel.

660. Tubeway Army – „Are „Friends“ Electric?“

Kraftwerk und die Folgen: Erstmals landet Synthiewave auf Platz 1 der britischen Singlecharts – obwohl der Song weder Refrain noch mitsummbare Melodie besitzt.  Aufgrund seiner starken düsteren Atmosphäre ist er aber unverkennbar.

659. Ja, Panik – „DMD KIU LIDT“

Im Abschlusssong ihres bisher gewaltigsten Albums rechnet Andreas Spechtl im großen Stil mit allem ab: mit der politischen Elite, mit Emotionen, mit der eigenen Existenz und der als Band, da auch diese nicht imstande ist, die Welt zu reparieren.

658. My Bloody Valentine – „Sometimes“

Ein unglücklich Verliebter haucht sein Leid, die Gitarre pocht und füllt Räume, am Ende baut sich eine traumhafte Harmoniefolge auf: als würde Ennio Morricone ein Praktikum bei Joe Meek absolvieren.

657. The Beach Boys – „Wouldn’t It Be Nice“

Einer der ehrlichsten Songs aller Zeiten: Die verzweifelte Antwort auf jedes „Dafür seid ihr noch nicht alt genug“, gegossen in Brian Wilsons komplexen, aber stets passgenauen Kammerpop.

656. Spoon – „The Underdog“

Das Wort „unterschätzt“ scheint wie für Spoon erfunden. Überschätzen jedenfalls lässt sich diese sonnige Kostbarkeit mit den geschrammelten Gitarren, den dicken Bläsersätzen und den Doo-wop-Chören keineswegs.

655. Electric Light Orchestra – „Showdown“

Jeff Lynne lässt seiner Obsession für die Beatles freien Lauf: „Showdown“ klingt, als hätte man eine Lennon-Komposition mit Honig bestrichen und auf Glam getrimmt.

654. Bob Dylan – „Desolation Row“

Wann immer die Rede auf Dylan und den Nobelpreis für Literatur kommt, wird dieser epische Song erwähnt, ein Meisterwerk der Poesie. Dylan-Biograf Robert Shelton nennt ihn „einen grotesken Mardi Gras, wo die Helden und Schurken unserer Mythen und Geschichten sich Seite an Seite tummeln“.

653. The Temptations – „My Girl“

Smokey Robinson hörte seine Stimme und entschied sich, diese extra-süße Motown-Nummer speziell für David Ruffin zu schreiben, der bei „My Girl“ das erste Mal den Gesang bei den Temptations übernahm. Nennt man wohl: einen Geniestreich.

652. The Temptations – „Papa Was A Rollin‘ Stone“

Zuerst von Undisputed Truth aufgenommen, ist die Albumfassung der Temptations die definitive Version: Nach Vorbild von Isaac Hayes ist Morgan Whitfields Produktion eine auf und ab wogende Funk-Suite – der Ohrwurm des Psychedelic Soul, ausufernd und eingängig zugleich.

651. The Slits – „Newtown“

The Clash hatten es vorgemacht, The Slits zur Vollendung gebracht – die Fusion von vordergründig inkompatiblen Außenseitermusiken. Punk(attitüde) sowie Dub und Reggae kamen bei der Frauenband aus London zusammen. Wackelig, brüchig, unbehandelt und am schönsten in diesem Song.

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