Die derben Drei


Rough, tough und straight: Dvnamite Deluxe wollen den deutschen HipHop fit machen

HipHopper sind ein seitsames Völkchen. Besonders amüsant ist es immer, diesem inzwischen weit verbreiteten Menschenschlag beim Reden zuzuhören. Nehmen wir also einen typischen Vertreter der Spezies, einen gewissen Samy Deluxe – sympathisch, redselig und dezent durchgeknallt – und lassen ihn labern:“Wir wollen gar keinen extravaganten crazy Style, wir wollen derbe, straighte Rap-Texte machen, so wie es sie in Deutschland bislang so smooth und so rough noch nicht gegeben hat. Und sotough auch nicht.Wirflashen echt ganz schön auf unseren Sound…“ So geht das eine halbe Stunde lang. Rapper Samy, sein Beisitzer DJ Dynamite und der beim Gespräch unanwesende Kollege namens Tropf tun das nun seit sechs Jahren: Kiffen, sampeln, rappen und sich gegenseitig groß und stark reden. Vor allem Ersteres und Letzteres. Da machen sie dann Lieder drüber, die sie „Grüne Brille“ nennen oder „Blow Shit Up“. Und die sie, als sie genug davon haben, auf ein Album packen und unter dem Namen „Deluxe Soundsystem“ veröffentlichen. „Wir wollen so krass abgehen und megaflashen wie A Tribe Called Ouest“, sagt Samy und zündet sich den Joint an, den sein eher schweigsamer DJ-Kollege gebaut hat. „Derbes Dope“, befindet Deluxe. „Wenn ich wüsste, ich hätte nix und würde auch nix kriegen, dann käme ich ziemlich schnell ziemlich scheiße drauf. Wenn ich nicht kiffe, dann habe ich so ein komisches Gefühl im Kopf und fühle mich viel mehr auf Droge. Wenn ich was zu rauchen habe, fühle ich mich eindeutig am klarsten.“ Gras-Glorifizierung ist also einer der Schwerpunkte der Platte, aber so krass kiffen wie Samy „solften die Leute lieber nicht. Ist cool, wenn die Teenies uns auch hören, aber wir haben immer schon HipHop für HipHopper gemacht. Jetzt, wo wir groß raus kommen, wollen wir da auch keine Abstriche machen.“ Dass Dynamite Deluxe groß rauskommen, ist für den Chefrapper beschlossene Sache. Haben schließlich lange genug ihre Strippen im Hamburger HipHop-Netzwerk gezogen. Stadtteil Eimsbusch, da spielt die Musik. Da wohnen sie, da wohnt auch Eißfeldt von den Absoluten Beginnern, Bo von Fünf Sterne Deluxe und manch anderer. Innerhalb der Eimsbusch-Connections hat Samy seine Skills angeboten, auf Alben der Beginner, von Fünf Sterne Deluxe oder Freundeskreis seine Gast-Auftritte gehabt – und nun also das eigene Ding. „Jetzt sind wir bereit, mit unserem Style die anderen voll derb wegzuburnen“, sagt Samy. Wer die Platte hört, der mag sich wundern, wo sie denn ist, die Derbheit, Kompromisslosigkeit und Krassheit So wahnsinnig unterscheidet sich das „Deluxe Soundsystem“ nicht von all den anderen aus Eimsbusch oder sonstwoher. Eine Botschaft, wie die Kollegen von der „Firma“, haben sie nicht, wollen sie nicht.“Weil wir nicht so reden wollen, dass wir von anderen Leuten nicht mehr verstanden werden. Uns sollen auch unsere Homies checken rannen, und die haben nicht unbedingt alle Abitur.“ Am Ende des Gesprächs wird dann auch endlich klar, warum Herr Deluxe so skurril daherredet.“HipHop ist nicht nur ein Hobby, damit beschäftigt man sich den ganzen Tag. Kleidung, Style, Ansichten, Sprache – das ist eine ganze Kultur. Mit dem Alltag trifft sich das nicht immer. Deshalb erlebe ich öfter, dass mich Nicht-Rapper etwas sorgenvoll anschauen.“