Die drei Fugees aus New Jersey mischen die HipHop-Szene auf


Feste Codes und Regeln, die es vermeintlich zu beachten gilt, entziehen über die )ahre fast jedem neuen Musik-Genre die dringend benötigten musikalischen Innovationen. Auch die HipHop-Szene kämpft seit Jahren mit diesem Phänomen – mit Erfolg, denn neben dem Wu-Tang Clan sorgen vor allem Bands wie The Fugees für wichtige Impulse. Zwischen all den stereotypen Hustler-Geschichten der versammelten Gangsta-Rapper wirken die bissig-beschwingten Botschaften des Trios noch unverbraucht und frisch. Auf ‚The Score‘ verbinden Sängerin Lauryn „L“ Hill und die beiden Rapper Wyclef „Clef“ Jean und Prakazrel „Präs“ Michael auf unnachahmliche Weise trockene Dope-Beats mit flirrenden, akustischen Gitarren-Sounds und souligen Gesangspassagen. Ganz nebenbei unterziehen sie Klassiker wie ‚Killing Me Softly‘ von Roberta Flack oder ‚No Woman, No Cry‘ einer elektrisierenden Neubehandlung, die die Stücke behutsam aber bestimmt aus dem alten Kontext löst. Mit ihrer Mischung aus HipHop-, Blues-, Jazz-, Reggae-, Folk- und Pop-Elementen etablierte sich das Trio in den USA in Windeseile in den Top Ten und verkaufte bis Mitte Mai über zwei Millionen Longplayer. Auch in Deutschland eroberte das magische Gespann mit der Single ‚Fu-Gee-La‘ innerhalb weniger Wochen die Top 20. Dabei lief es in der Vergangenheit bei weitem nicht immer so gut und unkompliziert für die Ende der 80er Jahre an einer High School in New Jersey gegründete Formation. Ihr Debütalbum ‚Blunted On Reality‘ sorgte im Herbst 1993 zwar für enthusiastische Reaktionen bei Kritikern, die Verkaufszahlen fielen jedoch eher enttäuschend aus. Eigentlich unerklärlich, denn die Fugees begeisterten bereits damals mit Songs, die musikalische Schranken scheinbar mühelos durchbrachen und althergebrachte Rap-Klischees ad absurdum führten. Lauryn glaubt den Grund für die anfängliche Flaute zu wissen: „Unsere Firma versuchte uns zuerst als ‚Alternative‘-Band zu vermarkten. Ein entscheidender Fehler, denn mit diesem Logo nimmt einen in der HipHop-Szene niemand ernst.“ Erst der Remix des Songs ‚Nappy Heads‘ von Salaam Remi etablierte die Band 1994 in den Hitlisten. Nach einer erfolgreichen Welttournee meldet sich das Trio jetzt mit ‚The Score‘ zurück. „Die Platte ist wie ein Hör-Film“, erklärt Lauryn den Albumtitel, „vergleichbar mit Radiosendungen aus den 40er Jahren. Es erzählt eine Story, mit vielen Brüchen und Unterbrechungen. In etwa die Hip-Hop-Version von ‚Tommy‘.“ Auch wenn die charmante Rapperin da ein wenig übertreibt, trifft ihre Aussage doch den Kern der frisch gewachsenen Fugees-Begeisterung. Nach Arrested Developement sind die Fugees die zweite Band, der es gelingt, aus HipHop und Pop eine universelle Musiksprache zu schmieden, die sowohl in New York als auch in Berlin oder Paris auf Anhieb verstanden wird.