Die Familiengeschichte der Family
Wenn wir heute das Familienalbum aufschlagen, so blättern wir zurück über die „First Family Dog of New Rock, Family Stone, Family Dog und Familie Hesselbach“ zu den Anfängen der Families: die Familie van Leicester, bekannt durch Film, Funk und Fernsehen, als FAMILY.
Sie entstand 1961, als John Whitney, damals 16-jährig, zusammen mit dem Saxophonisten, Jim King, in den Clubs von Leicester Gitarre spielte. Einige Jahre später stiess Rick Grech als Bassist dazu und man begann, den FAMILY-Sound zu erfinden. Aber erst als Roger Chapman 1965 als Sänger eingestiegen war und 1967 Rob Townsend den Schlagzeuger der Gruppe ablöste, fühlten sie sich als FAMILY und nannten sich auch so. Später gab es Veränderungen: „Blind Faith“ griff sich Rick Grech. Neuer Bassist wurde „Animal“-John Weider, der auch (wie Rick Grech)die Fidel zu streichen verstand und der Gruppe willkommene neue Vibrations lieferte. Dann stieg Jim King aus. John „Polly“Palmer (vorher „Elektion“) machte sich auf seinem Platz mit Flöte, Vibraphon, Orgel und Rhythmusinstrumenten breit. Kürzlich ist John Weider ausgestiegen, weil er die Rumreiserei satt hatte. 150 neue Bassmänner bewarben sich bei FAMILY. Ausgewählt wurde schliesslich John Wetton, vorher bei „Mogul Trash“.
Auf der Isle of Wight 1969 galt FAMILY noch mehr oder weniger als Geheimtip. Sie wurden neben Bob Dylan zur Sensation des Festivals. In den letzten 2 Jahren sind sie zwar stark beachtet und recht bekannt geworden, aber – obwohl John Lennon sie für die interessanteste Gruppe Englands hält, ihre LPs „Music in a Dolls-House“ und „Family Entertainments“ die oberen Plätze der Charts belegten und viele Leute sie im Fernsehen gesehen haben, sind sie noch nicht so bekannt, wie es ihrer Bedeutung entspräche. Das liegt in Deutschland daran, dass man lange Zeit keine Platten von FAMILY kaufen konnte und daran, dass sie nur wenige live erlebt haben.
Um nämlich ihre Musik richtig zu diggen, ist es gut, wenn Roger Chapman sie einem einmal vorgeschüttelt hat. Er ist ein ruhiger Mensch und weiss die Handgedrehte zu schätzen. Er versteht das Tenorsaxophon und die Harmonika zu blasen. Er ist entspannt und bewegt sich auch so. Er lächelt freundlich und trägt einen Drei-Tage-bis-sechs-Wochen-Bart. Wenn es ein FAMILY-Konzert gibt, reitet ihn der Teufel. Ansehen ist das einzige, was man noch dazu sagen kann. Hingehen, ansehen, mit dem Meister zusammen abfahren, bis die kleine rote Lampe aufleuchtet und wenn die Maschine für „Hung up down“ warm gelaufen ist, grün geben und mit Genuss ausflippen. Das ist absoluter Überschnaps. Wer das erlebt hat, weiss, warum jeder Versuch, den singenden Roger Chapman zu beschreiben, die Wahrheit beleidigt. Er macht alles, was man braucht, wie mans braucht, soviel man braucht und mehr. Er macht Musik sichtbar. Er ist Weltmeister im Kopfschütteln und Katalysator zwischen den Köpfen der Musiker hinter ihm und den Köpfen der Zuhörer vor ihm.
FAMILY musste jahrelang mit eiserner Energie arbeiten, um diese Musik zu machen. Man spürt die Disziplin in der Gruppe, wenn man ihre unglaubliche Konzentration bei der Arbeit sieht. Und wenn Roger gerade ganz konzentriert das Mikrophon zertrümmert, weiss jeder der mitgefahren ist, das gehört so, da läuft kein Film für Teenybopper, da stimmt alles. Ihre Musik stilistisch einzuordnen oder gar zu beschreiben ist schwer. Besser ist es, alle FAMILY-Platten und Konzerte anzuhören.