Die kleinen Brüder
Sugarplum Fairy hadern nicht zu sehr mit ihrem Schicksal.
Die Mutter ein „front row Beatles girl“, der Vater großer Tamla-Motown-Fan – an frühmusikalischer Erziehung hat es wahrlich nicht gefehlt im Hause Noren. Kein Wunder also, dass auch Gustafs Brüder Victor und Carl, mittlerweile 20 und 22 Jahre alt, bereits ihr zweites Britpop-infiziertes, Indiedisco-affines Gitarrenpop-Album aus dem Ärmel geschüttelt haben. Mit Schlagzeuger Kristian Gidlund. Keyboarder David Hebert und Gitarrist Jonas Karlsson gründeten sie vor acht Jahren eine erklärtermafien von Oasis inspirierte Band, die sie nach den Worten, mit denen John Lennon (in einer erst in der anthology der Beatles veröffentlichten Version) „A Day In The Life“ einzählte, Sugarplum Fairy nannten.
stay young hiess 2004, ihre erste EP young & armed ihr erstes Album – das Jungsein ist von Anfang an das grosse Thema gewesen bei Sugarplum Fairy, und mit der Parole. „Songs will be sung/ in the park by us the young“ im neuen Song „She“ unterstreichen sie diesen Standpunkt noch einmal. „Wenn man jung ist“, sagt Victor Noren, „muss man immer darum kämpfen, gehört zu werden, weit man nicht wirklich ernst genommen wird. Deshalb sprechen wir zu der jungen Generation, das ist die Gemeinschaft, der wir uns zugehörig fühlen.“
Mit welchem Selbstbewusstsein sie gegen die erwachsene schwedische Pop-Intelligenzija antreten, machen Sugarplum Fairy mit dem Titel ihres zweiten Albums deutlich: FIRST ROUND FIRST MINUTE, nach Muhammad Alis legendärem Knockout-Sieg in der ersten Minute im Kampf gegen Sonny Liston 1965. Auch die kleinen Noren-Brüder hatten immer Idole wie Ali, Diego Maradona oder Mike Tyson. „Als wirklein waren“, erzählt Carl, „dachten wir sogar, die Beatles singen über Mike Tyson in ‚Let it Be‘: „When I find my set find Tyson trouble/ Mother Mary comes to me. „
Mit solchen Vorbildern, mit dieser Mentalität ist die Nähe zum großen Bruder und seiner Band Mando Diao überdeutlich. Damit haben Sugarplum Fairy schon immer zu kämpfen – sie werden von den meisten schnell als „die kleinen Brüder“ abgestempelt. „Damit müssen wir leben“, winkt Carl ab, „das nutzt uns, und es schadet uns. Man muss es einfach akzeptieren, es verschafft uns ja auch Aufmerksamkeit. Wenn unser Album jetzt in einem Land rauskäme, in dem Mando noch nicht veröffentlicht wurde, würden sie wahrscheinlich mit uns verglichen.“ So lang das nicht der Fall ist, beißen den Jüngeren immer die Hunde. „Ja, klar“, meint Victor Noren, „aber wir sagen ja: Es ist immer besser, jung zu sein.“(wop)