Die Kraft der Wiederholung


Suuns

Ein kanadisches Quartett macht druckvollen Präzisionsrock mit der Ausdauer und dem Humor von Krautrock.

Montreal hat sich in den vergangenen Jahren für viele Bands zu einem Hotspot gemausert: Arcade Fire, Grimes und Godspeed You! Black Emperor sind nur drei Beispiele. Im Windschatten davon etablieren sich seit 2010 die Indierocker Suuns. Gut möglich, dass das junge Quartett mit seinem zweiten Album jetzt daraus hervortritt. Images Du Futur wirkt wie die logische Fortsetzung von Krautrock, alles baut hier aufeinander auf. Die Konstruktion ist immer behutsam auf den Rhythmus geschichtet, bei aller Spannung nie hektisch. Die Wiederholung ist das Herzstück. „Um ehrlich zu sein, konnte ich mit Krautrock nichts anfangen, als man uns am Anfang damit verglichen hat“, sagt Sänger Ben Shemie. „Ich kannte die Bands, aber nicht das Genre. Repetition ist ein wirksames musikalisches Hilfsmittel. Je öfter ich einen Akkord höre, desto interessanter finde ich ihn.“ Dasselbe gilt auch für die Musik von Suuns. Mehrmaliges Hören macht die Arrangements zugänglicher. Bald hat man sich auch an Shemies Gesang gewöhnt. Der ändert sich von Titel zu Titel. Mal klingt er nach Brian Molko, mal, als müsste er sich durch zusammengebissene Zähne kämpfen. Shemie interessiert es nicht, Texte klar rüberzubringen. „Ich versuche, den Gesang zu variieren, um die Musik obskurer und dichter klingen zu lassen. So soll die Intensität aufrechterhalten werden.“

Seine Stimme kämpft mit den anderen Instrumenten um die Hauptrolle im Song: „Suuns fühlen sich manchmal wie eine Jazzband an. Auf der Bühne kann man sich in dem verlieren, was der andere gerade macht. Dennoch gibt es da diese Dynamik, die uns dazu bringt, zusammenzuhalten, auch wenn jeder aber auf seinem eigenen Trip ist.“ Doch alle diese Trips führen in dieselbe Welt, in eine entlegene und sphärische. Erst zum Ende hin wird sie verlassen. Albumcloser „Music Won’t Save You“ rückt den Synthesizer in den Vordergrund. Die Band durchbricht hier die bis dahin vorherrschende düstere Ernsthaftigkeit der Stücke. Die Musik wird gegen Ende sogar von Menschengelächter untermalt. Shemie: „Ich nehme Musik natürlich sehr ernst. Musik definiert dich und ist wichtig. Das ist manchmal aber total schwer zu ertragen, weil man immer wahrhaftig rüberkommen muss. Wir alle, Musiker und Musikindustrie, nehmen es manchmal dann doch zu ernst. Am Ende ist Musik eben einfach nur Musik.“

Albumkritik ME 4/13