Die Nordische Kombination
Mitgrolen heißt jeden Montag das Motto im brechend gefüllten Münchner Szeneclub „babalu“. Auf dem Programm stehen die Schmachtfetzen von Rex Gildo, Roy Black und Costa Cordalis. Wieder zum Leben erweckt wurde die deutsche Schlagerherrlichkeit von Ullo (Foto u.) aus Bad Tölz. In München bereits eine Institution, hatte ULLOS TANZPALAST in Köln „noch schlechte Karten“, wie der „Kölner Stadtanzeiger“ am Tag nach seinem Auftritt im Alten Wartesaal feststellte. In der Tat: Fassungslos steht das Publikum aus der Hauptstadt des deutschen Frohsinns vor dem Playback-singenden Peter Orloff, ungläubig lauscht es Annemarie Wendl, Hausmeisterin aus der „Lindenstraße“ im Duett mit Ullo, hingebungsvoll unterstützt von den Original Buam. Und dann platzt plötzlich doch der Knoten – als nämlich die Parodie auch für die Kölner offensichtlich wird: Kabarettist „Rambo“ Tom Gerhardt schmettert mit blonder Perücke die Daliah Lavi-Persiflage „Oooh Wann Kommst Du“, (kur) Vor dem großen Saufen gab’s erstmal Schwermetall: Vier der härtesten, schnellsten, angsteinflößendsten Metal-Bands aus Skandinavien traten in der Live-Music-Hall zur „Nordischen Kombination'“ an. Major N. A. und Stillborn aus Schweden hätte man sich getrost schenken können: drei Akkorde rauf und runter, die Gitarren brutal übersteuert, dazu ein monströs verzerrter Gesang, der die meisten Leute aus der Halle vertrieb. Schweine-Rock wäre ein zu nettes Wort für diesen hirnlosen Metal-Punk.
Aber wen interessierte auch Stillborn? Die meisten Fans trugen Waltari-T-Shirts und warteten auf vier Finnen. Es lohnte sich: Das Quartett aus Helsinki fesselte mit eigenwilligen Crossover-Songs. Es bediente sich bei Faith No More. den Beatles und Madonna und bewies den Metal-Fans. daß die Zeit des eindimensionalen Dumpf-Rocks vorbei ist.
Matchwinner der Kombination waren aber zweifellos die schwedischen Indie-Favoriten Union Carbide Productions: Sie kreuzten Psychedelic und Progressiv-Rock mit der Härte des Metal und überzeugten durch komprimierte Expressivität: Hier faserte kein Riff zur Belanglosigkeit aus, hier saß jeder Break und Tempowechsel in der nötigen Präzision eines Vier-Minuten-Songs.
Nach dem sportlichen Wettbewerb traf man sich noch zum Wodka-Contest. Motto der Nacht: „Wer erkennt den Schweden?“ — oder für Deutsche: „Wer kippt als erster um?“