Die Spitzenklöpplerin


Regie: Claude Goretta Darsteller: Isabelle Huppert, Yves Beneyton, Annemarie Düringer u.a.

Der Titel des Films wirkt etwas altbacken, so als würde eine Geschichte von anno toback erzählt. Und man fragt sich mehr als 100 Minuten lang im dunklen Kino, warum der Film denn so heißt. Erst sehr nahe am Schluß erfährt man es, wenn über die Heldin gesagt wird: „Ein Maler von früher hätte sie als Wäscherin dargestellt, als Wasserträgerin… oder Spitzenklöpplerin.“ Daran ist eine Menge. Denn das Mädchen Pomme (das heißt Apfel), die Hauptfigur dieses Liebesfilms mit Trauerrändern, neigt zu einer dienenden Haltung, obwohl sie im hektischen, bunten lauten Paris von heute als ziemlich herumgeschubste Friseurgehilfin lebt. Sie ist freundlich, unerfahren, genügsam und geduldig.

Etwas Pep in ihr farbloses Leben bringt eigentlich nur die lebensdurstige Freundin Marylene. Mit Pomme fährt sie, nachdem sie ihr gepflegter graumelierter Liebhaber schmählich hat sitzen lassen, zur Genesung des Herzens an die See. Und bald hat Marylene wieder einen graumelierten Typen an der Hand…

Doch auch Pomme macht eine Erfahrung: Ein schrecklich gebildeter Student verliebt sich in das nicht gerade übergescheite Friseurmädchen. Leider, und das macht mich beim Ansehen dieses so schönen Films traurig, verrät Francois, der Student, seine nette Freundin gleich beim ersten Besuch bei seinen Eltern: Als man nach Pommes Beruf fragt, unterdrückt er eine Antwort. Es ist ihm peinlich, dem Feigling. Und bald läßt der Knabe Pomme ganz fallen. Dies wird jedoch im Film nicht deutlich genug gerügt.

Dafür läßt Regisseur Goretta, ein Mann mit ungeheuer sensiblem Gefühl für die feinen Töne im Leben und im Film, die kleine Pomme in geistige Umnachtung fallen. Das ist, so meine ich, ein schlechter Schluß für einen ansonsten sehr sehenwerten Film, den man sich mit großem Behagen ansehen kann – insbesondere da Isabelle Huppert, die Darstellerin der Pomme, geradezu sensationell gut ist in dieser Rolle. Doch sollte sie nicht gar so stumm leiden, wie die Regie ihr vorschreibt. Einen Tritt in den Hintern hätte sie ihrem arroganten Studenten schon beizeiten geben sollen.