Die Sterne Hamburg, Knust


Ein Irrsinnskonzert mit Pyrobomben, Projektionen und nackten Weibern vor lOO.OOO Drogenfreaks haben sie nicht gegeben. Dafür mal wieder ein triumphales Heimspiel.

Menschen pressen ihre Ohren an die Scheiben dieses Clubs! Sie bekamen keine Karten mehr! Sie wären sogern dabei! Sie holen jetzt Biervon derTanke. Ansonsten keinerlei Tragödien beim Heimspiel derSterne in Hamburg, dem letzten Konzert des ersten, fast durchweg ausverkauften Teils der Tour zum neuen Album das weltall ist zu weit. FloFernandez eröffnet mit freundlichen Alltagsgeschichten zur akkordgetriebenen Akustikgitarre. Dann schlendern Die Sterne auf die Bühne wie andere in den Park. Entspannt beginnen sie auch, nämlich mit „Vom Fleck“, dem stumpfsten Stück des neuen Albums. Sie singen „Wirrühr’n uns nicht vom Fleck“ und dazu macht Christoph Leich bumm bumm – bumm. Ein Bremsklotz als Kickstart. Toll. „Wir befanden dies als gutes Statement, um auf die Bühne zu kommen“, sagt Sänger Frank Spilker später. „So.-Wir stellen uns erst mal hin. und sagen: . Wir bleiben jetzt und gehen so schnell nicht wieder weg.‘ Ein guter Redner beginnt seinen Vortrag genau anders, der verspricht Kürze. Wir nicht. “ Die Temperatur steigt langsam. Die Sterne spielen „Das bisschen besser“ – auch ein gut abgehangener Fuchs. „Ein etabliertes Stück. Eher so ne zweite Single. Jetzt kocht die Stimmung gemächlich hoch“, so Spilker, der hier – man merkt es schon – freundlicherweise kurz Konzert und Tour kommentiert. „Auf dieser. Tour hoben wir die Konzerte langsam begonnen. Früher waren wir ungestüm, und haben gleich immer altes rausgehauen, weil wir es sofort am Kochenhaben wollten. Jetzt sind wir entspannter. Wenn es gut läuft, spielt man auf den Gefühlen des Publikums wie auf einer Orgel!“ Das Gefühl im Publikum ist jetzt so: „Jau, ich spüre was, ich schwing schon mal ein bisschen.“ Die Sterne spielen „Das Weltall ist zu weit“, der Bass tänzelt, die Orgel schiebt. Man groovt sich ein. Und dann gibt’s Krawall:, .Hau drauf und hau ab“, das Lied für den fröhlichen Barrikadenkämpfer. „Dieses Stück ist der Übergang, die Wende des Konzertes. Es hat ja diesen überraschenden, recht Drolligen Abgehteil zum Ende hin, was auf Platte vielleichtgar nicht so rüberkommt. “ Live knallfs jedenfalls wie Rattengift. Menschen springen, von der Decke tropft Wasser. Wir freuen uns im Folgenden über..UniversalTellerwäscher“, „Kaltfront“, das notorische „Was hat dich bloß so ruiniert“ und das zum Ende hin malwieder leicht modifizierte Ratgeberlied „Fickt das System“.

Sie, Leser, müssen wissen, dass es auf Konzerten der Sterne weder Pyrobomben, Videoeinspielungen ISpilker: „Ich hasse Multimediabands!“) noch sonstigen Schnickschnack gibt und man stattdessen einer der besten Livebands des Landes beim konzentrierten Spielen zusehen kann, wobei man früher oder später anfängt zu tanzen, was am Funk liegt, der immer da ist, wo Die Sterne sind. Oft geht Frank Spilker für ein, zwei Lieder im Publikum umher und singt von dort. Manchmal orgelt Tastenmeister Richard mutwillig eine bekannte Melodie in die Runde, in Hamburg zum Beispiel das Thema der Raumpatrouille Orion. Zuweilen wagt der zurückgelehnt zupfende Bassist und Country-Freund Thomas Wenzel dann einen Ausfallschritt. Musst Du sehen.