Die Zöllner, Berlin, Kesselhaus


DAS WAR’S. NACH ZEHN JAHREN IST die Zeit der Zöllner abgelaufen. Deftige Streitereien haben das Zusammengehörigkeitsgefühl der als „Musiker-Kommune“ gegründeten Band irreparabel zerstört. Die Zöllner ziehen die Konsequenz aus den unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten und lösen sich auf. Zum letztenmal geht das Zehn-Mann-Unternehmen auf die Bühne. Das Konzert im Kesselhaus der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg ist natürlich ein Heimspiel, der Saal folglich rappelvoll. Alte und neue Fans wollen sich noch einmal die Mixtur aus Soul, Funk, Rock und Pop reinziehen, die Band gibt sich Mühe, noch einmal alte Zöllner-Tugenden aufzuzeigen. Ohne Frage sind sie gute Musiker, die Spaß haben an dem, was sie tun. Das gilt vor allem für Sänger und Namensgeber Dirk Zöllner. Der Mann hat nicht nur eine einmalige Stimme, er besitzt auch Entertainer-Qualitäten. Mal macht er den erotischen Anheizer, mal wirkt er wie ein kleiner Junge, der gestreichelt werden möchte. Allerdings ist ein altes Problem der Zöllner nicht zu überhören: Es groovt zwar, aber vielen Songs fehlt es an musikalischer Substanz. Die meisten Melodien besitzen kaum Wiedererkennungswert. Dirk Zöllners Präsenz gleicht das zwar so gut es geht aus, trotzdem wirkt die Show seltsam schaumgebremst. Der Grund dafür ist vielleicht in den atmosphärischen Störungen innerhalb der Band zu suchen. Denn die Differenzen zwischen den Musikern bleiben leider auch heute abend nicht in der Garderobe. So hat es den Anschein, als sei der Sänger von den restlichen Musikern isoliert. Da zeigt die Big Band wenig Größe, statt zum Schluß noch mal alles zu geben. In dem Song „Wiedersehen“, der am Ende des regulären Sets steht, heißt es: „Mein Gott war das wieder schön, aber wir müssen jetzt leider gehn“. Trotz einiger Zugaben, die sich das treue Publikum redlich erklatschte: So schön war der Schlußpunkt der Zöllner nun auch wieder nicht.