Dieter Bohlen
Modern Talking liegt in den letzten Zügen, doch Bohlens Glaube an die Charts als Maß aller Dinge ist nach wie vor unerschütterlich. So konnte er denn auch nur wenigen Songs auf unserer Blind Date-Cassette das "hitmäßige Chatten" prophezeien, obwohl er doch soo gerne auch etwas Positives über seine Kollegen gesagt hätte...
Robbie Robertson: „Fallen Angel“
„Keine Ahnung wer das ist. Gut produziert, der Sound ist nicht übel. Wer ist das? Robbie Robertson? Kenn ich nicht. Von The Band? Kenn ich auch nicht. Wie gesagt: Okay produziert, von der Melodie her aber ein bißl schwach. Wird nie und nimmer ein Hit in Deutschland. Absolut unkommerziell, das Ding. Ist aber okay, ich kann nicht sagen, daß ich’s grausam finde.“
Brigitte Nielsen/Falco: „Body Next To Body“
„Bevor da keiner singt, kann ich auch nicht sagen, wer das ist …“ (Falco setzt ein.) „Die Cassette läuft mindestens drei beats per minute zu schnell. Ja. Brigitte Nielsen und Falco mit einem Moroder-Titel. Absolute Scheiße. Ich hatte schon das Demo schon gehört —- Scheiß-Komposition. Ich würde mich nie trauen, so eine Schweine-Nummer zu veröffentlichen. Nicht einmal mittelmäßig! Die Nielsen singt obendrein noch falsch, die absolute Grausamkeit.“
Rainbirds: „Blueprint“
„Kenn ich nicht. Klingt aber irgendwie deutschmäßig. Erstens klingt die Stimme, als wenn sie nicht richtig Englisch kann, und zweitens ist es auch nicht international gemischt. Die Stimme sagt mir überhaupt nichts, und die Nummer ist auch daneben: keine schöne Strophe, kein Refrain, der sich richtig abhebt. Hitmäßig total daneben.“
Mixed Emotions: „Life Ain’t Good“
„Mixed Emotions. Das kannst du gleich vorspulen. Da Drafi seine eigenen Nummern Scheiße findet und er auch keinen Hehl daraus macht, daß er das nur wegen der Kohle macht, kann ich ihm da nur Recht geben. Er hat mir selbst gesagt, daß Mixed Emotions das Peinlichste ist, was ihm je untergekommen ist.
Andererseits ist unbestreitbar, daß Drafi ansonsten ein guter Komponist ist. Er bedient die Leute, so wie Modern Talking oder Nena eben ihr Publikum bedient haben, und das geht dann auch hundertprozentig in die Charts. Drafi kann bestimmt bessere Titel schreiben, das weiß ich.“
Marius Müller-Westernhagen: „Es geht weiter“
„Hoffentlich kommt jetzt mal was Gutes, ich möcht mal was Positives hören.“
(Nach 20 Sekunden): „Das ist Müller-Westernhagen … finde ich auch krank. Als Schauspieler ist er wesentlich besser. Diese Art von Musik hat sicherlich auch ihren Stellenwert, aber mich erreicht das überhaupt nicht. Dem sagt ein Titel wie ‚Midnight Lady‘ bestimmt auch nichts, wir sind in emotional vollkommen verschiedenen Welten. Rumm, rumm, rumm – das ist keine kompositorische Leistung, auf Grundtönen von Harmonie zu singen.
Ich möchte ja gern was Positives sagen, und ich habe auch in den vergangenen Jahren nie die Leute niedergemacht. Bloß muß der Typ vor Neid über meine 50 Millionen verkauften Platten so geplagt sein, sonst würde er nicht ständig solche Sprüche gegen meine Musik loslassen.
Andererseits passiert dann sowas, daß BAP nach China fahren und bei uns anrufen, ob sie nicht ein paar Alben mitnehmen könnten, weil sie gehört hätten, daß in China nur Modern Talking läuft. Das ist wirklich authentisch: Das BAP-Management hat bei meiner Plattenfirma angerufen. Die Leute lagen natürlich auf dem Boden und haben sich bepißt vor Lachen. Die haben echt 50 Alben von Modern Talking mitgenommen, denn BAP kennt in China sowieso keiner.“
Die Roten Rosen: „Alle Mädchen wollen Küssen“
Nach wenigen Takten: „Sind das die Ärzte oder die Toten Hosen? Die Toten Hosen sind bestimmt nicht Modern Talking-Fans. Wie dem auch sei: Ich glaube, daß sie mit so einer Nummer richtig charten können. Das war ja ein Welthit. Finde ich echt toll, ist zwar Dilettanten-Sound, trotzdem: Das ist frisch, frei, fröhlich… vielleicht bin ich ja Tote Hosen-Fan, wer weiß.“
Rick Astley: „Whenever You Need Somebody“
Nach drei Sekunden: „Das ist affengeil, Rick Astley, ‚Whenever You Need Somebody‘ von Stock-Aitken-Waterman, momentan das absolute Paradepferd aus ihrem Stall. Das finde ich richtig geil, wenn ich am Samstag abends in die Disco gehe und mir meinen Frust abdancen will. Die Performance ist super, der Song ist gut, super gesungen, super Komposition. Eine todsichere Nummer 1.“
Motörhead: „Eat The Rich“
Nach 30 Sekunden: „Mach aus! Absolut dilettantlisch, da stimmt groovetechnisch überhaupt nichts. Ist das wieder eine deutsche Sache? Motörhead? Das sind doch eh totale Dilettanten. Das muß bei der Art Musik vielleicht so sein, aber rein theoretisch stimmen Groove, Schlagzeug und was die spielen überhaupt nicht zusammen. Das hakt und klemmt, als wenn da Besoffene wirken. Total grausam. Da ist nichts im Timing. Der Sänger ist einen halben Takt vor dem Schlagzeug, das ganze Schlagzeug in sich stimmt nicht. Okay, Heavy-Fans lieben so was vielleicht.“