E.L.P. in Concert


Ihr Debüt in breiter Öffentlichkeit gaben sie 1970 beim Isle of Wight Festival. EMERSON, LAKE & PALMER hatten so überzeugend gespielt, dass sich Kritiker und Fans nach dem Auftritt einig waren: „Die Nice sind tot, es lebe ELP!“ Ein Jahr ist seitdem vergangen. Zwei LP s sind bisher produziert worden und zahlreiche Tourneen wurden unternommen. In Deutschland, wo sie vor rund einem Monat in fünf Städten gastierten, zeugten meist ausverkaufte Hallen von der ungeheuren Popularität dieser Gruppe.

Die Tournee glich einem einzigen Triumphzug. In Düsseldorf war mit 5.000 Besuchern die Philipshalle gut ausgelastet. Jedoch mussten sich die Zuhörer eine Stunde gedulden, denn die Stars hatten verschlafen. Als man dann ein 20-minütiges Pfeifkonzert brachte, erschienen die Musiker endlich. Ohne ein Wort der Erklärung oder Entschuldigung begannen sie zu spielen. KEITH EMERSON zog die Aufmerksamkeit nicht nur durch seinen erstmals in Deutschland vorgestellten Moog-Synthesizer auf sich, auch eine kräfte-verzehrende Show versetzte die Fans in Verzücken. Über den Sinn solcher Exkursionen an der Orgel kann man natürlich geteilter Meinung sein. Auf die Frage, „Ob es nicht ziemlich langweilig wäre, bei jedem Konzert solche akrobatischen Glanz- und Höchstleistungen zu vollbringen“, antwortete er, „Manchmal fühle ich mich dazu in der Stimmung, jedoch nicht immer. Aber da ich nun einmal den „Act“ eingebaut habe, bin ich das auch den Fans schuldig!“

Über die Schuldkomplexe von KEITH EMERSON wollen wir jedoch nicht reden. Die Aussage von ihm. „Mit den NICE hatte ich meine musikalischen Möglichkeiten ausgeschöpft. Ich brauchte nur noch einen Schlagzeuger, und etwas Neues zu machen!“, trifft nur bedingt zu. Denn CARL PALMER, der nun, solange die Gruppe bestehen wird, immer in einem Atenzug mit EMERSON & LAKE genannt werden wird, ist sich über seine ausschliesslich begleitende Funktion wohl im Klaren. Obwohl er der Optimalste und Unverbrauchteste in der Gruppe ist. Sein Schlagzeugsolo in Düsseldorf zeugte von Ideenreichtum, wenn er einmal auf sich alleine angewiesen war. Jedoch im Zusammenspiel mit LAKE & EMERSON wirkt er farblos und blass.

GREG LAKE ist im Business eine schillernde Fictur, an Erfahrung in etwa zu vergleichen mit KEITH EMERSON. „King Crimson“ hat auf seinem heutigen Gitarrenspiel seinen Stempel hinterlassen. Doch auch er steckt zurück, wenn EMERSON sämtliche Register zieht und nicht nur mit den Händen die Klaviatur massiert, sondern auch Messer und sonstige Gegenstände als stilbildende Elemente benutzt. EMERSON weiss jedoch genau, wieviel er seinen Fans zumuten kann, ohne dass sie sich langweilen. Sein Gespür für Verfremdungen im Sound ist unnachahmlich und nicht zu stillen. So sind Improvisationen von ihm, die ausgearbeitet und nicht etwa ausgedehnt sind, meistens über 10 Minuten. Bestes Beispiel: „….. Take a Pebble“. wo er seine Zuhörer immer in der Hand hatte, und sie dahin geführt wurden, wo etliche gar nicht hinwollten. Sein Flügel-Solo war genauso reich an Phantasie. Bei solchen Odysseen auf der Orgel, dem Flügel oder Moog herrschte in der grossen Halle „..Silence“. Bis dann der allgemeine Jubel losbrach und den Einsatz der anderen unterdrückte. Dass trotz dieser allgemeinen Hochstimmung viele enttäuscht waren, lag an der Qualität, die – obwohl eine ausgeklügelte Ausrüstung von DM 300.000.- zur Verfügung stand – sehr zu wünschen übrig liess. Solche Grossveranstaltungen leiden besonders, wenn die Akustik in der Halle nicht eben die beste ist, an einer Übersteuerung. In Düsseldorf wollte man ja schliesslich auch die Letzten in den hintersten Sitzreihen erreichen.