Echte Vergewaltigung vor laufender Kamera: Skandal um Marlon Brandos „Der letzte Tango in Paris“
Die berühmte Missbrauchsszene aus „Der letzte Tango in Paris“ war keine schauspielerische Glanzleistung, sondern mutmaßlich echter sexueller Missbrauch. Regisseur Bertolucci bereut nichts, viele Stars reagieren entsetzt.
Nicht nur im Erscheinungsjahr 1972 wurde „Der letzte Tango in Paris“ von der italienischen Regiegröße Bernardo Bertolucci heftig diskutiert. In dem Film geht es um eine Affäre zwischen dem damals 48-jährigen Marlon Brando und der 19 Jahre alten Maria Schneider. Besonders eine Szene löste bei vielen Zuschauern Entsetzen aus: Brando drückt seine junge Kollegin zu Boden, nutzt ein Stück Butter als Gleitmittel und missbraucht Schneiders Figur anschließend.
Die schauspielerische Leistung der damals 19-Jährigen wurde trotz der Kontroversen um die Szene immer wieder gelobt, später sagte Schneider in Interviews allerdings mehrfach, dass sie sich nach dem Dreh der Szene vergewaltigt gefühlt habe. Regisseur Bertolucci hat bereits 2013 gestanden, die heftige Szene gedreht zu haben, ohne einige Details vorher ins Drehbuch zu schreiben oder Schneider zu informieren. Seine Aussagen wurden jetzt wieder hochgespült und sorgen in der Filmbranche für eine Welle der Entrüstung.
In einer niederländischen Talkshow erzählte Bertolucci, dass er nach dem Dreh des Films kaum noch Kontakt zu seiner Darstellerin, die 2011 verstarb, gehabt hätte. Schneider habe ihn gehasst, und zwar aufgrund der „Butter-Szene“.
„Ich wollte, dass sie sich gedemütigt fühlt“
Marlon Brando und der Regisseur saßen am Morgen des Drehtages zusammen und aßen Frühstück. Brando und Bertolucci sahen die Butter auf dem Tisch liegen und beschlossen, eine Art Vergewaltigungsszene mit Schneider zu drehen – ohne die junge Schauspielerin im Vorfeld darüber zu informieren. „Ich wollte nicht ihre Reaktion als Schauspielerin. Ich wollte, dass sie sich gedemütigt fühlt, ihre Reaktion als Frau“, sagte Bertolucci über die Improvisation, die von nun und Nachrichtenportalen als Akt der Vergewaltigung ausgelegt wird. Selbst wenn die Penetration ausblieb.
https://www.youtube.com/watch?v=RMl4xCGcdfA
Der Regisseur bereue nicht, die Szene gedreht zu haben. Schuldig fühle er sich allerdings schon. Er wollte Schneider die Situation fühlen lassen – und nicht darstellen. Das Interview, in dem der Regisseur seine damalige Methode zugibt, wurde am Wochenende in US-Medien wieder aufgegriffen und löst eine Welle des Zorns gegen den Film, seinen Hauptdarsteller Brando (2004 verstorben) sowie den noch lebenden Regisseur aus.
Zahlreiche Medien und Schauspieler drücken seitdem öffentlich ihre Verachtung für die in „Der letzte Tango in Paris“ genutzten Methoden, mit der Maria Schneider missbraucht wurde, aus. In vielen Tweets äußerten vor allem weibliche Stars ihre Abscheu vor Brando und Bertolucci aus. „Captain America“-Darsteller Chris Evans ist sogar der Meinung, die beiden hätten dafür im Gefängnis landen müssen. Der Regisseur spricht derweil von einem Missverständnis.