Einsteigen mit Udo


Eine neue Sendereihe im ZDF: "Nachdenken über Deutschland". Ein vager Titel, mit viel Spielraum für alles Mögliche, denn Themen gibt es mehr, als je zu bewältigen sind - und nachdenken ist eh immer gut Der dritte Teil heißt: "No Future oder doch? Über Aussteigen und Einsteigen". Sendetermin ist der 12. Januar um 21 Uhr 20. Und Nachdenken, sprich den Film machen sollte/durfte diesmal - Udo Lindenberg.

Udo, hinlänglich bekannt als ambitionierter Jugend-Freund, der sich gewöhnlich leider mehr Wischiwaschi denn konkret zu Themen wie Alkoholismus, eh… oder erst zuletzt, wieder in unsäglicher Weise, mit Hein Pascal zum Frieden äußerte, schien der ZDF-Redaktion offenbar geeignet, einen einschlagigen Beitrag in Szene zu setzen. Über Aussteigen und Einsteigen; anders gesagt: über das politische Verhalten der bundesdeutschen Jugend. Wer Udos Film „Panische Zeiten“ kennt, dürfte hier zumindest ungläubig die Stirn runzeln.

Aber das ZDF tritt etwaigen Zweiflern mit einem Pressetext entgegen:

„Sein Film … (…)… zeigt Jugendliche, deren Probleme, deren Einstellung zu Staat und Gesellschaft, zu Politik und Politikern. Über 60 % der 14 bis 24jährigen haben keinen Bock, sind kaum oder gar nicht an Politik interessiert. „Wie soll mit all den Polit-Abstinenzlern echte Demokratie praktiziert werden?“ ist Lindenbergs Frage. Sein Appell heißt Einsteigen, seine Absicht ist es, zu Politik, Mitverantwortlichkeit und demokratischer Arbeit zu motivieren. “ Und Udo tut es erfreulich konkret und unpeinlich nachdrücklicher und vor allem linker, als es den verantwortlichen Redakteuren möglicherweise lieb war. Er nimmt Stellung zu Atomkraft, Umweltzerstörung, Hausbesetzern und der Friedensbewegung. Udo als Zugpferd für Engagement. Am Beispiel einiger Jugendlicher (typischerweise nur männliche, Mädchen gehören offenbar wie Frauen nicht in die Politik?) macht Lindenberg deutlich, wie wichtig es ist, mal nachzudenken über Politiker und deren Machenschaften. Die 14bis 17jährigen sind erstaunlich gut engagiert bei der Sache, es macht Spaß, ihnen zuzuhören. Natürlich muß Udo auch singen (darüber kann man geteilter Meinung sein), es gibt Sketche und eine Diskussion mit Herrn Geissler von der CDU und Herrn Glotz von er SPD. Daß die beiden Herren trotz des versuchten Dialoges mit der sogenannten Jugend nichts Grundsätzliches begriffen haben, wird im Gespräch recht deutlich. Gewohnte Argumente, von oben herab, bemüht, aber unehrlich. Udo läßt sich darauf ein, wird ausgetrickst und ist am Ende der Dumme.

Jan Vorbild? Was seine Meinungen angeht, vielleicht, auch wenn man bezweifeln darf, daß er dabei war in Brokdorf, Gorleben, an der Startbahn oder in Bonn. Und eins sollte trotz des Politikergesprächs klar sein: Eine Verständigung ist kaum möglich, solange den Politikern der Bezug zur Basis fehlt.