Elektro-Träume aus Metropolis
Neulander: Dieses „wir“ im Gespräch mit Korinna Knoll und Adam Peters ist verdächtig. Weil das „wir‘ da fällt, wo auch ein „ich‘ fallen könnte. Das klingt dann nach altem Ehepaar, nach blinder Vertrautheit, nach gemeinsamen Vorlieben, nach kollektivem Musikgeschmack, nach alles teilen wollen – und sogar ein bisschen sympathisch. Adam Petersund Korinna Knoll leben in New York. Weil die Stadt den Traum von Metropolis verkörpert – aber nur aus der Ferne. Sobald du da bist, wird der Traum zur Realität und Metropolis einfach zu dem Ort, andern du lebst. München, Neheim-Hüsten, Bakersfield, Kufstein, Kuala Lumpur, New York, irgendwann wird alles gleich.
Mann-Frau-Duo aus New York mit einem Engländer und einer Österreicherin mit Kunstschulen-Vergangenheit – das sind die Zutaten, aus denen Szene-Legenden gebacken werden. Ob sie sich einer Szene zugehörig fühlen?“.Nein“, lautet die Antwort, die gleichzeitig aus beiden Mündern kommt. Was nichts daran ändert, dass die Maxi-Single ‚Sex, God + Money‘ vom letzten Jahr zu einem kleinen Ereignis wurde. Zu einem Ereignis in einer immer ereignisärmeren elektronischen Musikszene. Elektronische Musik, meint Peters, sei an sich nichts Ungewöhnliches mehr.“.Sie ist ein Teil des täglichen Lebens geworden. Wenn ich heute zum Beispiel die alten Kraftwerk höre, klingt das für mich nicht mal mehr wie elektronische Musik, sondern wie Folkmusik, Musik mit sehr reinen Melodien. In der Zeit ihres Entstehens wird Musik von den Leuten gerne kategorisiert, aber erst Jahre später stellt sich dann heraus, was es wirklich ist. “ Und Knoll redet von den Vorurteilen gegenüber der Elektronik – von wegen Kälte und Gefühlsarmut. „Wir betonen immer, dass wir am Songwriting interessiert sind, obwohl wir elektronische Musik machen. „Und genauso ist es. Neulander machen Elektro-Pop. Wahrscheinlich werden die Szene-Päpste ihr Album SMOKEtFiRE vorsichtshalber gleich in die schicke Eighties-Retro-Ecke stellen. Wo es aber nicht hingehört, weil die Musik nicht um sich selber kreist, sondern einer „ich mach mein eigenes Ding“-Haltung entspringt, man darf auch Kunst dazu sagen. Musik die wegen ihrer Unterkühltheit ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit vermittelt, ein Gefühl der schönen Hoffnungslosigkeit. Dass Peters in den ooern mit Echo & The Bunnymen zusammengearbeitet hat, sei der Vollständigkeit halber erwähnt, tut aber nichts zur Sache.