Element of Crime, München, Tonhalle
Wo ein arg sprödes Lied gerade mal nicht so begeistert, tun es Haltung und die ganze grundsätzliche Klasse dieser Kapelle.
Es ist nicht weniger als ein großes, wenn auch nicht ganz abendfüllendes Vergnügen, diese vier Herren im besten Alter runde zwei Slunden dabei zu beobachten, wie sie da so stehen und spielen vor vollem und ganz hingerissentollem Haus und sich nichts mehr beweisen müssen. Die Siegerpose – beide Arme ausgestreckt zum Himmel, in einer Hand die Trompete, durch die dann und wann die einzigen Töne gepustet werden, die nicht ursächlich mit Rockmusik in Verbindung gebracht werden – hat Sven Regener inzwischen als feste Bühnenpose etabliert. Und den running Ruf“.Romantik!“ nach jedem vierten, fünften Lied auch. Genau! Romantik! Das volle Programm! Dabei: Was hal der früher gedruckst und kokettiert damit, daß er mit so vielen Leuten und ihrer Begeisterung gar nicht so gut kann … Egal, heute ist heute ist anders. Eine besonders gute Zeit für Element Of Crime nämlich: Mittelpunkt DER erde, das aktuelle Album, hat viele frische, junge Leute in die Arme der Berliner getrieben – und die waren ja vielleicht auch ein bißchen flotter im Kartenvorkauf. Jedenfalls werden die neuen Titel, nicht nur“.Delmenhorst“, jüngster und bisher einziger Single-Erfolg der Band, bejubelt wie ihre Klassiker. Dabei; Was ist hier eigentlich kein Klassiker – quer durchs Beet, ausallden Jahren (von der Schwarte“.Welcome To The World“ vielleicht mal abgesehen]? Manchmal muß man zwar ein halbes Intro lang sehr genau hinhören, um zu erkennen, was einem da fürdie nächsten Minuten Nackenhaare aufstellen, Kopf schief legen, Seufzer purer Wonne entlocken soll – ohne jedes Akkordeon, ohne Geigenstrich, nackt und spröde instrumentiert, bleiben doch ein paar Lücken, die Jakob lljas versierte Twang-Gitarre nicht immer zur größten Zufriedenheit auszufüllen weiß (dabei sollte man heilfroh sein: seine böse Angina hatte Element Of Crime für die ersten Tourtermine zum Trio dezimiert!). Doch spätestens wenn Sven mit seiner alteingesessenen Kneipenpoetenstimme die ersten Worte plumpsen läßt in schwere See. Bierpfütze, Regenfaß, wird erkannt, mitgesungen und so gejubelt, als hätten Element Of Crime die ganze herrliche Lakonie erst erfunden. Das ist natürlich Quatsch. Aber man mag es an Abenden wie diesen zu gerne glauben.
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