Ellen DeGeneres entschuldigt sich in Show: „Das hätte nicht passieren dürfen“
Ellen DeGeneres hat sich in ihrer Show erstmals öffentlich zu den schweren Vorwürfen ihrer Angestellten in Bezug auf die vorherrschenden, schlechten Arbeitsbedingungen geäußert und entschuldigt.
In den letzten Monaten war es laut geworden um Ellen DeGeneres. Die Moderatorin sah sich mit zahlreichen Vorwürfen konfrontiert, die sich gegen Mitglieder ihrer Crew und zum Teil auch gegen sie selbst richteten. Diese Woche startete die neue Staffel der „The Ellen DeGeneres Show“. Sie nutzte den Auftakt für eine lange Ansprache, in der sie auch die Verantwortung für eventuelle Missstände übernahm und sich bei allen Betroffenen entschuldigte.
Vorwurf: Toxisches Arbeitsklima, Einschüchterung, Diskriminierung
Seit 17 Jahren moderiert die Moderatorin ihre eigene Talkshow „The Ellen DeGeneres Show“. Sie gilt als eine der sympathischsten und lustigsten Personen des US-amerikanischen Fernsehens. „Seid nett zueinander“ lauten ihre berühmten Worte, mit denen sie traditionsgemäß ihr Publikum nach jeder Show verabschiedet. Diese Worte wurden ihr in den vergangenen Monaten jedoch zunehmend als heuchlerisch ausgelegt. Denn: Ehemalige und aktuelle Angestellte hatten schwere Vorwürfe erhoben. Hinter den Kulissen der Talkshow herrsche ein „toxisches Arbeitsklima“, hieß es.
Angst und Einschüchterung seien keine Seltenheit und sogar zu sexistischen und rassistischen Aussagen soll es gekommen sein. Diese seien zwar von Crew-Mitgliedern und nicht von DeGeneres persönlich ausgegangen. Die Moderatorin sei jedoch nicht aktiv dagegen vorgegangen oder habe sich nicht ausreichend über die Arbeitsbedingungen informiert. Auf Twitter häuften sich zudem Beiträge, in denen DeGeneres persönlich angegriffen wurde. Sie sei die unsympathischste Person der Welt, lautete ein Vorwurf, der binnen kurzer Zeit zahlreiche Kommentare und Retweets erlangte.
DeGeneres kündigt „ein neues Kapitel“ an
Am Montag, den 21. September, lief nun die erste Episode der neuen Staffel ihrer berühmten Talkshow. Zu Beginn der Sendung stellt sich DeGeneres vor ihr (virtuelles) Publikum und hält eine siebenminütige Ansprache, die sie mit der ironischen Bemerkung einleitet, sie habe einen großartigen Sommer hinter sich. Anschließend wird sie ernst. „Ich erfuhr, dass hier Dinge geschahen, die niemals hätten geschehen dürfen“, sagte DeGeneres. „Ich nehme das sehr ernst und möchte den Betroffenen mein Beileid aussprechen. Ich weiß, dass ich mich in einer privilegierten und machtvollen Position befinde, und mir ist klar, dass damit auch Verantwortung einhergeht. Und ich übernehme die Verantwortung […].“ Es habe es eine Untersuchung gegeben und notwendigen Änderungen seien vorgenommen worden. „Und heute“, kündigt die 62-Jährige an, „startet ein neues Kapitel!“
Doch DeGeneres nahm auch Bezug zur Kritik, die sich gegen sie als Person richtet. Aufgrund ihres Mottos „be kind“ – „seid nett“, galt sie lange als die „Be-Kind-Lady“ und das sei nicht immer leicht gewesen, sondern zuweilen eine „heikle Position“. Sie habe den Spruch zu ihrem Mantra erkoren, weil sie der Überzeugung sei, die Welt brauche mehr Freundlichkeit, insbesondere in den aktuellen Zeiten. Aber auch sie selbst könne sich nicht immer an dem Leitspruch halten, gab sie zu. „Manchmal werde ich traurig, ich werde wütend, ich werde ängstlich, ich werde frustriert, ich werde ungeduldig, und ich arbeite an all dem. Ich bin ein in Arbeit befindliches Projekt.“ Dennoch sei ihre Freundlichkeit im Fernsehen keineswegs aufgesetzt. „Ich bin diese Person, die man im Fernsehen sieht. Ich bin auch eine Menge anderer Dinge“, führte sie weiter aus.
Eine Gelegenheit, zu lernen
Anschließend bat sie all jene, die von den angesprochenen Missständen betroffen sind oder waren, persönlich um Entschuldigung. „Meine Absicht ist es, immer der beste Mensch zu sein, der ich sein kann. Und wenn ich jemals jemanden enttäuscht habe, wenn ich jemals Gefühle verletzt habe, dann tut mir das sehr leid. Wenn das der Fall sein sollte, habe ich mich selbst enttäuscht und mich auch selbst verletzt. Denn ich versuche stets, als Person zu wachsen.“ Zugleich besann sie sich auf die treibende Motivation für ihre Arbeit: „Ich betrachte alles, was in mein Leben kommt, als eine Gelegenheit zu lernen. Ich bin in dieses Geschäft eingestiegen, um Leute zum Lachen zu bringen und dafür zu sorgen, dass sie sich gut zu fühlen. Das ist meine Lieblingsbeschäftigung.“
„Alles, was ich mir wünsche, ist, dass jeder einzelne meiner 270 Mitarbeiter glücklich und stolz darauf ist, hier zu arbeiten“, betont die Moderatorin, bevor sie ihren Schwerpunkt auf die schlimmen Umstände in der Welt verlagert. „Dies war ein schrecklicher Sommer für Menschen auf der ganzen Welt“, sagte DeGeneres. Sie wolle den katastrophalen Zuständen in der Welt etwas Schönes, Positives entgegensetzen. „Meine Hoffnung ist also, dass wir immer noch ein Ort des Glücks und der Freude sein können. Ich möchte immer noch die eine Stunde am Tag sein, in der die Menschen loslassen und lachen können.“
Die international beliebte und mit einem Emmy ausgezeichnete Tagesshow hat sich mehrfach verändert, seitdem „Buzzfeed News“ im Juli über die „toxische Arbeitskultur“ der Show und über sexuelle Belästigung und Fehlverhalten am Set berichtet hatte. Im Zuge der Untersuchung trennte sich WarnerMedia von Executive Producer Ed Glavin, Headwriter und Executive Producer Kevin Leman und Co-Executive Producer Jonathan Norman, die in den entsprechenden Berichten genannt wurden. Zudem bietet „The Ellen DeGeneres Show“ den Mitarbeiter*innen nun zusätzlich fünf Tage bezahlte Freistellung für Arzttermine, Geburtstage und Familienfeiern an.
Entschuldigung ans Team
Bereits wenige Tage, nachdem die Vorwürfe publik wurden, hatte Ellen DeGeneres sich in einem internen Schreiben bei ihren Mitarbeiter*innen entschuldigt. Damals wünschte sie sich, dass jeder seine Stimme erheben kann und sich wohl und sicher fühlt. Gleichzeitig übernahm sie die Verantwortung für alle Missstände und versprach, sich persönlich dafür einzusetzen, dass sich so etwas nicht wiederholt.
Zudem entschuldigte sie sich in einer Videokonferenz bei ihrem Team. Sie ging unter anderem auf den Vorwurf ein, dass sie bei der Arbeit distanziert sei: „Ich bin ein vielschichtiger Mensch, und ich versuche, der beste Mensch zu sein, der ich sein kann und aus meinen Fehlern zu lernen“, sagte sie. Sie versprach auch mehr Engagement für die Mitarbeiter*innen: „Ich kümmere mich um jeden einzelnen von Ihnen. Ich bin dankbar für jeden Einzelnen von Ihnen. Ich habe das Gefühl, dass ich den Ball ein wenig fallen gelassen habe, weil ich mich auf die Show konzentriere.“ So habe sie alle Mitarbeiter*innen einfach unabhängig ihre Arbeit machen lassen. Das sei nicht nur von Vorteil gewesen, resümierte DeGeneres: „Es wurde einfach eine gut geölte Maschine, und ich glaube, das ist das Problem.“