Elton John: Klown am Clavier
„Don’t shoot me, I’m only the piano player“, taufte er selbst eines seiner früheren Alben. Britisches Understatement in Ehren, doch sein Licht unter den Scheffel zu stellen braucht der Mann am Klavier nun wirklich nicht. Zumal er nicht nur Pianist, sondern vor allem ein begnadeter Songschreiber, Sänger und Showman ist. So groß und grell seine Brillen und Feder-Boas aber auch waren, so unterentwickelt schien oft sein Selbstbewußtsein. Als er 1977 seinen Rückzug von der Bühne bekanntgab, sah es beinahe so aus, als sei er am Zwiespalt von Sein und Schein zerbrochen. Gregor König, persönlicher Freund von Elton, verfolgt in der Special Story den Werdegang eines Mannes, der inzwischen weit mehr ist als nur der: Klown am Clavier.
Elton John, das ist noch immer ein Name, der wie kein anderer für Schlagzeilen und Superlative steht. Bis heute hat er rund hundert Millionen Platten verkauft; selbst nach 15 Jahren ist er noch immer ein Garant für klassische Popsongs, nebenbei erfolgreicher Präsident des Fußballclubs FC Watford. Und obendrein rückte er unlängst in den Mittelpunkt des Interesses, als er mit einer Hochzeit auch sein Privatleben ins Lot brachte. Wer ist dieser Mann?
„Von den Leuten, die in den 70er Jahren den Sprung nach oben geschafft haben, bin ich wohl derjenige, von dem man es am wenigsten erwartet hat.“ In der Tat, es war ein langer Weg für Reginald Kenneth Dwight, bis er als Elton John ein gewichtiges Kapitel Rock-Geschichte schreiben sollte. Erfahrungen, die der junge Reginald schon als Kind mit Musik und Menschen machte, sollten dabei später ein starker Faktor seiner musikalischen Individualität werden. „Meine Eltern haben mich schon sehr früh zum Klavierspielen gebracht. Natürlich klassisch, damit ich dem Besuch etwas Nettes vorspielen konnte.
Als meine Mutter eines Tages mit einer Bill Haley-Single nach Hause kam, war das für mich wie eine Explosion. Von da ab hatte ich für nichts anderes mehr Ohren. Ich wollte solche Musik machen und mit ihr um jeden Preis mein Leben gestalten.“
Irgendwie und irgendwo mußte er anfangen. Reg Dwight, am 25. März 1947 geboren, verdingt sich nach seiner Schulzeit als Bote eines Musikverlages. Abends spielt der 17jährige Pianist, der schon mit 11 Jahren ein Stipendium der „Royal Academy Of Music“ gewonnen hat, in Pubs und Hotelbars – und schon wenig später mit der Band „Bluesology“.
Bluesology fungiert damals meist als Begleitband für farbige US-Musiker wie Patti Labelle und Major Lance, wird schließlich aber die ständige Begleitgruppe des englischen R&B-Sängers Long John Baldry. „Mir war schon damals klar, daß ich mit meinem Namen sicher keine Karriere machen konnte. Also suchte ich nach etwas Brauchbarerem. Baldry hatte einen Saxophonisten Namens Elton Dean; aus beider Vornamen wurde dann ganz einfach Elton John. Seitdem habe ich es immer gehaßt, wenn jemand meinen alten Namen nur erwähnte.“
Als sich Elton John 1967 auf die Anzeige einer Plattenfirma meldet, die neue Talente sucht, fällt er beim Vorspielen mit Pauken und Trompeten durch. Das Gleiche passiert, als er bei Gruppen wie King Crimson und Gentle Giant anklopft. Nein danke, kein Interesse.
Immerhin gibt man ihm den Rat, sich mit einem ebenso unbekannten und ambitionierten Texter zusammenzutun, der sich auf die gleiche Anzeige gemeldet hat. Sein Name: Bernie Taupin. Er sollte in den folgenden Jahren alle Texte der großen Elton John-Hits schreiben.
Ein halbes Jahr später hat Elton mit Taupins Hilfe 20 Songs unter Dach und Fach; nach langem Hin und Her bekommt er sogar einen Vertrag eines renommierten Musikverlags, der zu jener Zeit aber nicht einmal im Traume ahnt, mit Bernie Taupin und Elton John eines der genialsten Gespanne der Popgeschichte ans Land gezogen zu haben. Man sieht in ihm allenfalls einen begabten Komponisten, der aber seine Songs lieber von anderen Musikern singen lassen sollte.
1969 veröffentlicht Elton John seine erste Single, „Lady Samantha“, gleichzeitig erscheint das erste Album Empty Sky. Zu diesem Zeitpunkt haben Elton und Bernie, mit der Besessenheit zweier Musikverrückter, schon gut und gerne alle Songs komponiert, die auf den nächsten drei Alben zu hören sein sollten; unter anderem „Your Song“ und „Border Song“, zwei ihrer größten Hits.
Während er in England trotz des Chart-Erfolges von „Your Song“ zunächst noch immer ein Außenseiter bleibt, katapultiert sich Elton im August 1970 mit seinem ersten Auftritt im „Troubador“ von Los Angeles in die Liga der Superstars. Das Rock’n’Roll-Feuer, das der unscheinbare Brite im Herzen Kaliforniens entfacht, wird schnell zum Flächenbrand. Elton John und Tumbleweed Connection, die ersten beiden LP-Veröffentlichungen in den Staaten, etablieren Elton John schon in diesem Jahr an der Spitze der amerikanischen Charts.
Mit Tumbleweed Connection stellt Elton John auch erstmals seine Band vor, die ihn in den nächsten Jahren erfolgreich unterstützen wird: Vor allem Dee Murray (Baß) und Nigel Olsson (Drums), die von der Spencer Davis Group zu Elton John fanden, werden für ihn unersetzliche Mitstreiter. In dieser Besetzung nimmt man auch das erste Livealbum auf: 17.11.70, so der lapidare Titel, ist eine satte Packung Rock’n-‚Roll, geprägt von dem Enthusiasmus eines übermotivierten Pianisten, der alle angestauten Komplexe der letzten Jahre loswerden will.
Niemand hat in solch kurzer Zeit so viele Songs und Platten produziert wie Elton John; die Nachfrage aber ist dementsprechend: 1971 erscheinen gleich drei Elton-LPs in Amerika: besagte Live-LP, der Soundtrack zum Film Friends und Mad-Man Across The Water.
Der Elton-Euphorie amerikanischer Kritiker und Fans aber folgt erstmals auch Kritik. Bei allem Arbeitseifer und Engagement ist nicht zu übersehen, daß die vielen Veröffentlichungen und ausufernden Tourneen ihre Spuren hinterlassen.
„Mein Problem damals war vor allem durch vertragliche Zwänge bedingt“, erinnert sich Elton später an die Rasanz, mit der aus dem lange belächelten Pummel ein Superstar wurde.
„Mir fiel es ja immer leicht, Songs zu schreiben; und als ich meinen ersten Vertrag unterschrieb, der pro Jahr zwei Alben von mir verlangte, schien das naiv wie ich damals war – überhaupt kein Problem zu sein. Ich war ja heilfroh, daß ich überhaupt arbeiten durfte! Jedes Album haben wir in absoluter Rekordzeit aufgenommen. Oft gingen wir während einer Tour für ein paar Tage ins Studio und schüttelten einen Song nach dem anderen aus dem Ärmel.
Im Februar 72 aber reagiert Elton John auf die Kritiken, die ihm vorwerfen, seine Ideen, sein Sound, überhaupt seine Songs würden immer einfallsloser. Mit dem ehemaligen Gitarristen der britischen Folkband Magna Carta, Davey Johnstone, komplettiert er nun seine Band, die in den nächsten Jahren neue Wege gehen wird. In der Besetzung Elton John, Dee Murray, Nigel Olsson und Davey Johnstone nimmt man nacheinander so epochale Pop-Album wie Honky Chateau und Don’t Shoot Me, I’m The Piano Player auf, vor allem aber das bahnbrechende Doppelalbum Goodbye Yellow Brick Road.
Doch nicht nur musikalisch bahnt sich eine Neuorientierung an. Immer mehr entwickelt sich Elton auch optisch zu einer schillernden Popdiva. Den Jeans und Turnschuhen seiner ersten Phase folgt der immer stärkere Hang zur übersteigerten Selbstdarstellung, zu bizarren Brillen, Feder-Boas und wilden Maskeraden.
„Die Phase, in der Glitter und Maskeraden mein Markenzeichen wurden, hatte einen sehr persönlichen, fast psychologischen Hintergrund. Als Kind war ich unansehlich und fett; egal, was ich anhatte – es sah furchtbar aus! Die 70er Jahre waren für mich so etwas wie eine Rebellion gegen die deprimierenden Erfahrungen meiner Kindheit. Das war nicht einfach nur ein Stilmittel, um mit Leuten wie Bowie oder Bolan konkurrieren zu können. Wie sollte ich auch? Wie sollte ich bei meiner Figur überhaupt mit den Teen-Idolen mithalten können? So habe ich eben alles etwas doller getrieben.
Vor allem aber habe ich mich selbst dabei am meisten amüsiert. Vielleicht haben mich einige Leute für wirklich verrückt gehalten, haben mich wegen meines Auftretens noch, mehr abgelehnt, aber das war mir letztlich scheißegal. Ich fand die unbegrenzte Möglichkeit, als Popstar meinen inneren Wünschen und meinem Alter Ego freien Lauf zu lassen, einfach wunderbar. Wer hätte mich und meine Musik überhaupt richtig verstehen können, wenn ich wie James Taylor in Jeans aufgetreten wäre? Meine Musik ist nun mal Entertainment, Honky Chateau (1972), das erste Album mit Gitarrist Davey Johnstone, war nicht nur für zwei Hits gut; es war auch das erste Album, das die Nr. 1 in den US-Charts wochenlang halten konnte. Gleichzeitig war es auch ein richtiges Gruppenalbum. „Bernie Taupin war in den Staaten geblieben und schickte uns die Texte nach Frankreich ins Studio, wo wir Vier unglaublich schnell die Songs einspielten. Mit einem Gitarristen wuchsen wir mehr denn je zu einer wirklichen Rockgruppe zusammen.“
Bereits acht Monate später erscheint Don’t Shoot Me, I’m The Piano Player, natürlich wieder ein Superseller. Aber nach kraftraubenden Tourneen und Mammutkonzerten, nachdem Elton John so ziemlich jeden Rekord gebrochen hat, den es zu brechen gab, ist auch er am Ende seiner Kräfte. Einem Zusammenbruch nahe, muß er eine Tournee abbrechen.
Zudem wird die vertragliche Situation unerträglich: Zwei Alben pro Jahr nehmen ihm einfach die Möglichkeit, in aller Ruhe an einer musikalischen Entwicklung zu feilen. Als sich „Crocodile Rock“ Mitte 1973 zu einem der größten Elton John-Hits mausert – und Don’t Shoot Me das erste Nr. 1-Album in England und Amerika gleichzeitig wird, da ist die Gruppe schon wieder im Studio. In nur 15 Tagen nehmen sie Goodbye Yellow Brick Road auf, das nach wie vor von der Kritik als einer seiner Geniestreiche eingestuft wird.
Ganz nebenbei findet Elton John noch Zeit, seine eigene Plattenfirma zu gründen. Zusammen mit seinem Manager John Reid ruft er „Rocket Records“ ins Leben, die sich zunächst um Künstler wie Kiki Dee und Neil Sedaka kümmert.
Noch immer aber steht Elton unter dem Zwang, einen Vertrag für eine andere Plattenfirma erfüllen zu müssen. Ein Vertrag, der ihn zwar innerhalb weniger Jahre zum Multimillionär machte, der aber gleichzeitig einen ungeheuren Verschleiß eines zur Rock ’n‘ Roll-Maschine mutierten Menschens forciert.
In nur sechs Tagen nimmt Elton mit seiner bewährten Band in den Bergen von Colorado das Album Caribou in Angriff. „Das war wohl die schlimmste Zeit meines Lebens“, erinnert er sich an eine Phase, da ihn die Zwänge schier erdrücken wollten. „Irgendwas muß irgendwann einmal schief gelaufen sein: Ich wollte doch eigentlich nie mehr, als in Ruhe Songs schreiben und damit meine Brötchen verdienen. Stattdessen fand ich mich desillusioniert und kaputt als Rock ’n‘ Roll-Clown wieder, der sich an den Erwartungen, die an ihn gestellt werden, nicht mehr vorbeidrücken kann.
Caribou war ein grausames Album. Als wir ‚Don’t Let The Sun Go Down‘ aufgenommen hatten, war ich hoffnungslos verzweifelt. Noch nie war ich so unzufrieden mit meinem Gesang gewesen. Ich war dann wirklich völlig perplex, als ausgerechnet dieser Song für einen ‚Grammy‘ nominiert wurde.“
„Zu diesem Zeitpunkt war ich wirklich nahe dran, endgültig durchzudrehen. Ich hatte völlig die Kontrolle verloren; alles war ganz einfach zu schnell gekommen. Ich war krank, frustriert, allein. Die Begeisterung der Massen, der Jubel bei Konzerten – all das trieb mich privat nur noch weiter in die Isolierung.“
Die Veröffentlichung des ersten „Greatest Hits“-Albums gibt ihm endlich einmal Zeit, Abstand zu gewinnen und halbwegs wieder Ordnung in sein Leben zu bringen. Dabei hilft ihm nicht zuletzt auch sein Engagement für den Fußballclub FC Watford, der mehr und mehr zu einem Gegengewicht des Popstar-Daseins wird.
In dieser Phase finden Elton und Bernie auch die Zeit für Songs, die mehr denn je autobiographisch sind. Captain Fantastic & The Brown Dirt Cowboy nennt Elton die Sammlung neuer Songs, die musikalisch ausgereift und durchdacht – die Geschichte dieses einmaligen Songschreiber-Teams Revue passieren. Schon in der Woche der Veröffentlichung schnellt Captain Fantastic auf den ersten Platz der US-Charts. Überhaupt: Amerika mit seinen unfaßlichen (finanziellen) Dimensionen wird für Elton zu einer wahren Goldgrube.
„Im Gegensatz zu anderen Popstars habe ich mich nie geschämt, durch meine Musik reich geworden zu sein. Ich habe vermutlich mehr Geld als die meisten anderen verdient aber auch wieder locker ausgegeben, weil es mir einfach Spaß macht. Ich habe meine Freiheiten ohne Skrupel genutzt. Immerhin bin ich nie dafür angemacht worden, daß ich mich nicht ins stille Kämmerlein verkrochen, sondern in der Öffentlichkeit wohl gefühlt habe. „
Markiert Captain Fantastic einen unwiderruflichen. Höhepunkt, so ist das Album gleichzeitig auch ein Wendepunkt in Eltons Karriere. Vor seinem ersten Londoner Konzert nach zwei Jahren, zu dem sich 90000 Fans im legendären Wembley-Stadion einfinden, verlassen – auf Eltons Wunsch – mit Dee Murray und Nigel Olsson zwei bisherige Eckpfeiler seiner Musik die Band. Ersetzt werden sie durch Gitarrist Qualeb Quaye, Schlagzeuger Roger Pope (beide früher bei Hookfoot), Bassist Kenny Pasarelli (ex-James Gang) und den Synthi-Spezialisten James Newton Howard.
Rock Of The Westies heißt die LP in neuer Besetzung; und sie bringt in der Tat härteren Rock ’n‘ Roll, als man ihn je von Elton John gehört hat.
Mit der Live-LP Here & There werden die kritischen Töne noch um einiges lauter; obendrein muß er es sich gefallen lassen, zum schlecht angezogensten Mann in Amerika gewählt zu werden. Die optischen Gags, für die er jahrelang geliebt und gefeiert wurde, haben sich im Laufe der Zeit abgenutzt. Immerhin: Mit seiner Rolle als „Pinball Wizard“ in Ken Russells Verfilmung der Who-Oper „Thommy“ gelingt ihm zumindest ein gelungener Einstieg ins Filmgeschäft.
Während sich in Amerika seine Erfolgskurve langsam nach unten neigt, kann er in seiner Heimat England einen Erfolg verbuchen, auf den er lange hat warten müssen: Mit Kiki Dee und dem Duett „Don’t Go Breaking My Heart“ gelingt ihm erstmals ein Nr. 1 -Hit in den britischen Single-Charts. Obendrein noch auf seinem eigenen Label „Rocket“.
Nachdem sein ursprünglicher Vertrag mit Dick James Musik (DJM) ausgelaufen ist, unterschreibt Elton natürlich bei seiner eigenen Firma. Damit entflieht er vor allem dem Zwang, unnatürlich viele Schallplatten in zu kurzer Zeit produzieren zu müssen.
Blue Moves ist allerdings gleich ein Doppelalbum, mit dem er nach 18 Monaten Pause seinen Einstand bei Rocket feiert. Gleichzeitig wird das bis dahin musikalisch ambitionierteste Album auch ein Abschied: Neoklassizistische Töne mit dem Londoner Symphonie-Orchester und zum Teil düstere Statements („Sorry Seems To Be The Hardest Word“) lassen fast schon ahnen, was wenig später passieren soll: Elton John, tief depressiv und das Gegenteil von dem, was er jahrelang verkörpert hat, nimmt Abschied von einer Szene, mit der er sich nicht mehr identifizieren kann.
„Ich habe viele sinnlose Ambitionen über Bord geworfen, als ich meine Arbeit für den Club begann. Mir ist plötzlich aufgegangen, wieviel Spaß es mir machte, ins Clubheim zu gehen und ganz normale Menschen zu treffen. Mit einem Mal schien mein früherer Lebensstil in weite Ferne gerückt.“
Es dauert bis 1978, ehe Elton wieder ins Studio geht. Zum erstenmal überhaupt mit Songs, die nicht aus der Feder Bernie Taupins stammen. Gary Osbourne heißt sein neuer Partner, mit dem er Songs wie „Return To Paradise“, „Part Time Love“ und „Song For Guy“ schreibt. A Single Man wird geradezu zum Programm: Arbeitete er noch auf seiner letzten Platte mit einer Vielzahl von Gastmusikern, so hat er jetzt den Mut, sich allein und ohne Maskeraden dem Publikum zu stellen.
„Als ich damals den Entschluß faßte, ganz alleine noch einmal auf Tour zu gehen, wollte ich es mir vor allem selbst beweisen. Ich wollte beweisen, daß ich auch ohne das Korsett einer Band auskommen kann; daß ich auch ohne die erwarteten Show-Einlagen ein Publikum nur mit Musik in Atem halten kann. Ich wollte endlich als Musiker anerkannt sein und nicht nur als der Clown, der auf dem Piano den Handstand macht.“
Die 80er Jahre beginnen für Elton John mit der Rückbesinnung auf gute alte Zeiten. Zu den Aufnahmen seines 21. Albums kehren mit Dee Murray und Nigel Olsson (sowie einigen Texten von Bernie Taupin) wichtige Faktoren der frühen Erfolge zurück. „21 At 33“, so der LP-Titel des inzwischen 33jährigen Musikers, verfehlt seine Wirkung nicht.
„Musik ist natürlich nach wie vor wichtig für mich, aber nicht mehr bis zu dem Punkt, wo man sich selbst verkaufen muß. Wenn du einmal Erfolg hattest, dann kommst du irgendwann einmal zu dem Punkt, wo nur noch totale Ehrlichkeit zählt.
Ich bin froh, diesen Zeitpunkt damals noch rechtzeitig erkannt zu haben, weil ich eigentlich schon darüber hinaus war. Der Fußball hat mir damals das Leben gerettet. Hätte ich nicht diese Betätigung gefunden, wäre ich heute vermutlich ein gebrochener Mann.
Auf der Karibik-Insel Montserrat entsteht ein Jahr später Jump Up, das zum Hauptprogramm der ersten Welt-Tournee seit Jahren wird. Zur allgemeinen Überraschung lautet die Band-Besatzung wie in guten alten Zeiten: Davey Johnstone, Nigel Olsson, Dee Murray.
Ende gut, alles gut. „Ich selbst habe gar nicht mehr gewußt, wie schön es sein kann, wieder Konzerte zu geben. Es gibt einfach nichts Vergleichbares zu dem Gefühl, auf einer Bühne zu stehen. Auf Tour aber gehe ich heute ausschließlich des Spaßes wegen.“
Für Elton John 1984 ist die Welt wieder in Ordnung. Er hat das unsolide Leben des skurrilen Popstars in ruhigere Bahnen geleitet, ohne dabei an Faszination und musikalischer Aussagekraft eingebüßt zu haben.
Konzerte gibt er wieder reichlich – in Polen, China und in Moskau. „Überall dort, wo ich als Elton John Einlaß finde. Und wo ich nicht reinkomme, begleite ich ganz einfach meinen Club zu einem Spiel. Für Fußballer scheint es oft einfacher zu sein, solche Barrieren zu durchbrechen.“