Elton John: Paris, Omnisport Bercy


„Don’t shoot at me, I’m only the Piano Player!“ Auf diesen Gedanken wäre wohl niemand der 15.000 Elton John-Fans gekommen, die die Halle „Omnisport Bercy“ in Paris am Ostersonntag bis zum letzten Platz füllten. Anpfiff war gegen 21.30 Uhr; das Spiel dauerte gute zwei Stunden, und Sportsfreund Elton hatte Heimspiel. Schon beim ersten Rock-Titel tanzte man selbst hoch auf den Rängen. Zwischendurch intonierte das Publikum mal kurz „Happy Birthday“ – es hatte sich herumgesprochen, daß Elton John tags zuvor seinen 42. gefeiert hatte – mit allem Pomp, versteht sich.

Die Bühnenshow jedoch, vor allem die Musik, waren gehörig entschlackt. Da hatte Reginald Dwight so manchen Barockschnörkel von den Wänden gehauen, und was darunter hervorkam, war Rockmusik so pur, wie bei Elton schon lange nicht mehr. Die Ouvertüre war getragen: „Sorry Seems To Be The Hardest Word“, sparsam arrangiert, viel Raum für Eltons treffsichere Stimme. Mit Keyboard hockte er in der Mitte der Bühne auf einem kleinen Podest. Seit er nicht mehr unbedingt ein Grand Piano braucht – die Digitaltechnik macht’s möglich – kann Elton vorne sitzen, wilde Läufe spielen, singen, ab und zu mal hochhopsen und doch dabei sein Publikum direkt ins Auge fassen. Deshalb kann er jetzt wohl auch auf so manchen Show-Schnickschnack verzichten.

Klar, mit drei Keyboardern sind die Arrangements noch immer streckenweise üppig. Aber das Ganze klingt nicht überfrachtet, und Gitarrist Davey Johnston weiß genau, wie man soundmäßig in die Vollen geht und den Songs rockigen oder bluesigen Biß gibt.

„That’s why they call it the Blues“. Den hört man deutlicher denn je bei Eltons Gesang. Im Rhythm & Blues fühlt er sich zuhause, sieht er seine Wurzeln – obwohl er auch mal gerne die Beatles zitiert, den „Yer Blues“ oder auch – in „Mona Lisas & Mad Hatters (Part II)“ – das „Peep peep’n peep peep Yeah!“ aus „Drive My Car“.

Das Publikum folgt dem wohlgelaunten Meister, tanzt bei „Mad Hatters“, schwelgt bei „A Word in Spanish“, lauscht gebannt „Japanese Hands“. Und der letzte Song des Programms ist kaum ernst gemeint: „I Don’t Wanna Go On With You Like That.“ Denn getreu dem uralten Konzertritual kommt der Künstler wieder auf die Bühne und singt leise „Candle In The Wind“ und seine Hymne an Marilyn Monroe: „Goodbye, Norma Jean…“