Elvis, wie er wirklich war – Kino Heartbreak auf der Leinwand
Regisseur John Carpenter, durch Filme wie Halloween“ oder lr Assault“ eher als Spezialist des Grauens bekannt, hielt sich diesmal an die Sonnenseite des amerikanischen Traums: sein Elvis, präsentiert durch eine dicke rosarote Brille, ist ein Idol mit tragischen Zügen zwar, aber so antiseptisch aufbereitet, als sei der Film anfang der 50er und nicht 1979 (bei uns pünktlich im August zu Elvis‘ zweitem Todestag) in die Kinos gekommen. „Elvis – The King“ ist eine Soapopera ohnegleichen, aber so entwaffnend präsentiert, daß man das Kino eher schmunzelnd als wütend verläßt.
Das liegt natürlich in erster Linie an dem phänomenalen Kurt Russell, der den King nicht nur bis in die Zehenspitzen hinein minutiös nachlebt. John Carpentei hat für diesen Film bekanntlich auf jegliches Originalmaterial verzichtet. Die Story geht in zügiger Szenenfolge über die Leinwand und hat ihre stärksten Momente eben genau da, wo Russell Elvis in Konzerten die Gelenke schlenkern läßt, im ersten Teil also. Fast unerträglich dagegen ist der zweite Teil (nach Elvis‘ Militärzeit) mit der triefend nachempfundenen, zum Scheitern verurteilten Beziehung zu Priscilla (Season Hubley).
Carpenter hat den Mythos um Elvis gepflegt und konsequent dort aufgehört, wo das Thema in seine kritische Phase trat. Elvis‘ Hang zu unkontrollierten Reaktionen und exzentrischen Gewohnheiten wird entschärft oder gnädig verschwiegen. Einmal allerdings darf sein King auf einen Fernseher ballera Der Tod seiner Mutter Gladys (sympatisch dargestellt von Shelley Winters) bleibt im Film unerklärt. Tatsache ist, daß Mrs. Presley mit dem Ruhm ihres Sohnes nicht fertig wurde und aufgrund ihres Alkoholproblems an einer schweren Leberentzündung starb.
Völlig unbefriedigend jedoch stellt Carpenter die Schlüsselfigur zu Elvis‘ Karriere, jenen legendären Colonel Parker, dar. Auch der ganz naive Fan dürfte mittlerweile wissen, daß der King sein Leben lang nichts anderes war als eine Marionette dieses ausgekochten, harten Schlitzohrs. Zwar gibt sich die Kamera alle Mühe, den Colonel (Pat Hingle) durch gezielte Einstellungen als eine Art graue Eminenz in Szene zu setzen, doch seine wahre Rolle bleibt im Dunkeln.
Ich weiß nicht, ob sich jemand, der sich mit dem Elvis-Phänomen beschäftigt hat, mit dem Streifen zufriedengeben kann. „Elvis – The King“ ist Kino par excellance, daran gibt es keinen Zweifel. Aber leider spielt sich hier alles auf derselben unschuldigen Basis ab wie einst in der Verfilmung der Glenn Miller- oder der Benny Goodman-Story. Ein verklärter Elvis ist ja ganz schön, aber so ganz ohne Knistern…?!