Erdenklang Live, Köln, Musikhochschule


Die“.WDR Nachtmusik“ begann pünktlich um 22 Uhr im Konzertsaal der Kölner Musikhochschule. Die im Halbkreis angeordneten, chemiesaalmäßig nach oben laufenden Ränge waren voll besetzt. Kein typisches Publikum: Hier eine schwarzgekleidete City-Diva, dort ein „Jute statt Plastik“-Träger. Hier eine interessierte Studentin, dort ein fachmännischer Elektronikfreak. Um’s vorwegzunehmen: Sie alle waren – inklusive des Reporters – begeistert. Denn von dem, was die fünf Computer-Komponisten da unten trieben, konnte man nur „angenehm überrascht“ sein. Wer unrhythmische Waberklänge, elektronische Taschenspielertricks oder den totalen Stromausfall erwartete, war zu früh schadenfroh.

Kristian Schultze eröffnete die elektronische Elefantenhochzeit mit „Total Recall“. einem Beitrag von seinem zweiten Erdenklang-Album METRO-NOMICS. Kraftvolle Rhythmisierung, jazzmäßige Solistik und melodische Sprache weisen den gutgelaunten Kristian als ehemaligen Passport- und Snowball-Kcyboardcraus.

Die weit ausholenden Klangbögen, die strengen Formen und Strukturen, die Ex- Tangerine Dream -Mitglied Johannes Schmoelling mit den beiden Stücken „Matjora Is Still Alivc“ bzw. „Kneeplay No. 9“ beisteuerte, machen ungeübten Ohren sicherlich mehr Schwierigkeiten. In Schmoellings Spiel herrscht Bach’sehe Strenge, die majestätische Logik des gelernten Kirchenorganisten und ausgebildeten Tonmeisters. Der Tübinger Matthias Thurow, der mit „Awakening“ und „Detour“ v ertreten ist. hat sich mit seinem“.Malkasten Computer“ am weitesten ins Klangliche. Flächige. Geräuschige hinausgewagt.

Mit „Bolero du Nouvel Age“ und „Death Of A Photon“ beendete das österreichische Team Hubert Bognermayr und Harald Zuschrader den erfolgreichen Chip-Gipfel. Die beiden Linzer, die in ihrem „elektronischen Försierhaus“ die computerakustisehe Digitalisierung betreiben, sorgten mit ihrem Ravel-Zitat für einen krönenden Abschluß der Nachtmusik-Soiree. Zuschrader. zuständig für die Rhythmusprogramme und mit seiner Midi-Gitarre der einzig Bewegliche, machte ein Manko der Kabel- und Strippen-Sektion deutlich: Auf der Bühne tut sich so gut wie nichts! Fünf, hinter ihren High Tech-Burgen verschanzte Diskettcnwechsler das hat mit „mediiuüonreluxüon-fumusy“ zu tun. aber nur wenig mit einer Live-Performance.