Eric Clapton
Frage: Kann ein Mann im Armani-Reinseiden-Jackett den Blues haben? Antwort: Im Prinzip ja. es wäre aber ratsam, sich nicht darauf zu verlassen. Denn nur der „Sam Ol‘ Blues“ in der Mitte des Sets zeugt von der ruhmreichen Vergangenheit, als ein Clapton Konzert noch ein Paradies an musikalischer Gelassenheit war. wo die (Slide-)Gitarre des Meisters — erhaben über jede Kritik — das Echte, das Wahre, das Reine darstellte (ich erinnere nur an das 80er-Live-Album JUST ONE NIGHT!).
Doch genug der Nostalgie, wir schreiben ’87 — und da steht eine Formation auf der Bühne, die in unerhörter Perfektion ihrem Job nachgeht. Die drei schwarzen Perlen — an den Keyboards (Greg Phillinganes), Baß (Nathan East) und Schlagzeug (Steve Ferrone) sind weltbekannte Studio-Spitzen, und dementsprechend atemberaubend demonstriert man handwerkliches Können. Und. daß Herr Clapton immer noch weiß, wie man eine Stratocaster bedient, ist ebenfalls kaum zu überhören.
Gleich zu Beginn die Aufreißer „Crossroads“. „White Room“ und „I Shot The Sheriff“. gefolgt von der schönsten von Clapton je in Akkorde geformten Melancholie — „Wonderful Tonight“.
Was die drei Begleitspezis aber in dem oben schon erwähnten 15-Minuten Streck-Exzeß „Same 01′ Blues“ aufführen, sprengt die Darstellungskraft von Worten. Über ein stoisches Blues-Riff hinweg beginnt einer nach dem andern Jazz-Zerlegungen zu zelebrieren, die jedem musikalisch Interessierten das Wasser in die Augen treiben.
Doch je mehr sich Clapton seinen neuen Songs widmet, jenen synthilastigen, zur Radioverträglichkeit kastrierten Lied-Konstruktionen, desto tiefer sinkt der Begeisterungspegel.
Natürlich weiß der Profi die Menge wieder für sich zu gewinnen. Da hilft ein schnoddriges „Cocaine“ und ein leider viel zu hastig heruntergewurschteltes, aber trotzdem schönes „Layla“. Und als Zugabe noch „Sunshine Of Your Love“. Die Vollbedienung in Sachen Nostalgie rettete für viele dann doch noch den Abend. Und sein Jackett hat er auch irgendwann mal ausgezogen …