Eric Clapton


Mit 42 Jahren treten auch Gitarren-Götter etwas ruhiger. Clapton, der mit den Yardbirds, Cream und Blind Faith Rockgeschichte schrieb, der eine schwere Alkohol- und Heroin-Abhängigkeit überwand, hat unter seine Vergangenheit einen dicken Strich gezogen. Und spricht ohne falsche Scheu darüber.

ME/SOUNDS: Deine jüngste LP heißt schlicht AUGUST. Nur weil sie im August fertiggestellt wurde? Oder steckt dahinter ein tieferer Sinn?

CLAPTON: „Für mich hat .August‘ tatsächlich eine übertragene Bedeutung: Die Periode, die ich gerade durchlaufe, kommt mir vor wie der August meines Lebens. Der Sommer ist vorbei, der Winter steht vor der Tür. aber im Moment ist es sehr warm und angenehm.“

ME/SOUNDS: Das klingt reichlich resignierend. Hast du deinen Frieden mit der Welt gemacht?

CLAPTON: „Ich habe mich schon vor geraumer Zeit arrangiert. Ich habe mit mir selbst einen Vertrag gemacht, der es mir ermöglicht, das Leben leichter zu machen, überhaupt zu überleben. Es irritiert mich schon ein wenig, wenn ich mich so sprechen höre, aber warum sollte ich mir und anderen Leuten etwas vormachen.

Wenn du 20, 25 Jahre alt bist, hast du ein Feuer, das du im Laufe der Jahre zwangsläufig verlierst. Wenn ich ein Sportler wäre, hätte ich mich mit meinen 42 Jahren längst zurückgezogen. Wenn du erst einmal 30 bist, verlierst du langsam den Antrieb, den Drive deiner Jugend. Man sollte sich da nichts vorlügen, weil man sonst sein Leben lans> einem Traum nachjagt.“

ME /SOUNDS: Welchen Stellenwert hat in diesem Rahmen denn noch die Musik? Ist das Gewohnheit, Zeitvertreib — oder eher so etwas wie eine private Therapie?

CLAPTON: „Es hat tatsächlich etwas Therapeutisches, besonders das Songschreiben. Man überprüft sich selbst. Da scheint z.B. ein Song ein relativ belangloses Liebeslied zu sein: Jahre später hört man es wieder und kommt plötzlich drauf, daß man da fast eine Prophezeiung gemacht hat. Ich habe Songs geschrieben, von denen ich nicht im mindesten ahnte, was sie einmal für mich bedeuten sollten. Erst später stellte ich fest, daß ich dort bereits ahnte, was ich später in meinem Leben tun würde –— eine ganz mysteriöse Angelegenheit.“

ME/SOUNDS: Das heißt, alle Songs basieren mehr oder minder auf persönlichen Erfahrungen ?

CLAPTON: „Es gibt ganz persönliche Songs und solche, in denen ich eigene Erfahrungen etwas verschleiert habe, weil ich es schwierig finde, mit eigenen Erfahrungen immer wieder konfrontiert zu werden. Z.B. „Wonderful Tonighf“ Die meisten Leute nehmen an, das sei ein nettes, charmantes Liebeslied. In Wirklichkeit habe ich es mit einer ungeheuren Wut geschrieben. Es klingt oft alles anders, als es gemeint ist.“

ME SOUNDS: In „Run“, einem deiner neuen Songs, heißt es „something inside me keeps me running“. Was hält dich in Bewegung, läßt dich weitermachen?

CLAPTON: „Keine Ahnung. Das geschieht ganz instinktiv und wird durch meine Musik gesteuert. Das war schon immer so, und man ändert sich so schwer, wenn man alt und grau wird „.“

(spricht mit brüchiger Greisenstimme und lacht.) ME/SOUNDS: Nun, in einem Punkt zumindest konntest du ja das Ruder herumreißen: Deine Alkohol- und später die Heroin-Abhängigkeit hast du ja erfolgreich bekämpft.

CLAPTON: „Ich bin gerade noch einmal davongekommen. Vermutlich hatte ich einen guten Schutzengel, der mir da rausgeholfen hat. Ein paar von uns haben es ja bekanntermaßen nicht Beschafft.“

ME/SOUNDS: Wie bekommt man denn sein Leben in den Griff, wenn man plötzlich ohne diese Krücken leben muß?

CLAPTON: „Anfangs war es ein Schock. Wenn ich ein Flugzeug nehmen oder in ein Hotel einchecken mußte, wußte ich nicht, wie das ging! Da war ich nun so oft um die Welt geflogen und wußte nicht mal. was ich am Flughafen machen mußte.

Das war für einen Mann in meinem Alter schon eine ernüchternde Erfahrung.

Im Laufe der letzten Jahre habe ich gelernt, meine Verantwortung, auch mir selbst gegenüber, zu akzeptieren. Obwohl ich noch immer sehr unsicher bin. Mein Privatleben ist reichlich chaotisch. Bob Geldof sagte mir einmal, daß ich erst dann eine runde, ausgeglichene Person sein, wenn ich eine Gitarre in der Hand habe. Es stimmt, denn darauf war mein ganzes Leben immer ausgerichtet. Und wenn man sich derart auf eine Sache spezialisiert hat, isoliert man sich automatisch und wird zum Einzelgänger. Für einen anderen Menschen ist in diesem Mini-Kosmos dann einfach kein Platz mehr. Was sich natürlich nicht eben positiv auf das Familienleben auswirkt.“

ME SOUNDS: Würde dein Leben heute anders verlaufen, wenn du keine Alkohol- und Drogenerfahrungen gemacht hättest?

CLAPTON: „Das werde ich sehr oh gefragt, und ich weiß immer noch keine Antwort. Möglicherweise wäre ich jetzt ein technisch versierterer Gitarrist, aber ich hätte vielleicht nicht die emotionale Tiefe. Während der bewußten Phasen mußte ich eine Menge Selbstprüfungen durchmachen, und das kann meiner Musik etwas gegeben haben, was ihr sonst fehlen würde. Vielleicht.“

ME SOUNDS: Im Konzert spielst du immer eine Menge deiner alten Hits. Sind das deine besten Songs?

CLAPTON: „Wenn ich selbst einen Konzertablauf zusammenstellen würde, wäre das mit Sicherheit ein ziemlich langweiliger Abend. Also setze ich mich mit mehreren Leuten zusammen; ich würde sonst nämlich vergessen, was die Leute tatsächlich hören wollen. Ich würde allein nie im Leben auf die Idee kommen, ‚Sunshine Of Your Lose‘ oder ‚White Room‘ zu spielen — das liegt so weit zurück in der Vergangenheit. Wenn aber andere Leute das in so einem Ablauf durchaus sehen, muß man das einfach akzeptieren.“

ME/SOUNDS: Aber die allen Songs bekommen neue Arrangements, und das nicht immer zu ihrem Vorteil „White Room“ z.B. klingt heute im Vergleich zu früher richtig lahm.

CLAPTON: „Ich würde eher sagen, verfeinert. Mein Gott, in den 6üer Jahren waren wir auch anders, die 60er Jahre waren wild! Wir machten ein Cream-Album an einem Wochenende. DISRAELI GEARS z.B. haben wir in zwei Tagen aufgenommen. Wir hatten so viel Feuer! Ein Song fertig, zack, schon kam der nächste. Heute wäre das unvorstellbar, da wird viel mehr geplant und überlegt. Die Zeiten haben sich halt geändert.“

ME/SOUNDS: In der heutigen Zeil wirst du von vielen jüngeren Gitarristen als unerreichbares Idol verehrt. Wie läßt es sich damit leben?

CLAPTON: „Verehrt zu werden, kann ziemlich peinlich sein. Eddie Van Haien z.B. ist ein toller Musiker, stellt mich aber völlig unrealistisch auf einen niedrigen Sockel, dabei ist er technisch viel besser als ich. Als er mir vorgestellt wurde, konnte er kaum sprechen. Eine merkwürdige Situation. Wenn er mich öfter treffen würde, würde er merken, daß ich ein ganz normaler Mensch bin.“

ME/SOUNDS: Fühlst du dich also ohne diese Heldenverehrung wohler?

CLAPTON: „Heute ist es viel leichter für mich. Es gibt hunderte von tollen, technisch perfekten Gitarristen heute, und keiner von ihnen scheint besonders wettbewerbswütig zu sein. Es scheint heute keine Feindseligkeit mehr zu geben.“

ME/SOUNDS: Wie sah das denn früher aus? Waren Neid und Mißgunst weit verbreitet?

CLAPTON: „Und ob. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als Jimi Hendrix auftauchte; Cream standen damals auf dem Höhepunkt ihres Erfolges. Jimi kam eines Tages zu uns auf die Bühne und spielte einige Stücke mit. Und ich wußte sofort, daß alle bisherigen Gitarren-Götter einpacken konnten. Er konnte einfach alles, kannte alle Tricks, spielte mit den Zähnen, spielte hinter seinem Rücken — er war ein Genie.

Ich selbst sah Hendrix nie als Konkurrenz. Im Gegenteil: Für mich war er jemand mit der gleichen Wellenlänge — jemand, mit dem ich wirklich kommunizieren konnte. Wir verstanden uns auf Anhieb bestens, aber alle anderen rümpften die Nase und hätten ihn am liebsten ganz weit weggewünscht. Jack (Bruce) und Ginger (Baker) mochten ihn überhaupt nicht, weil sie befürchteten, daß es mit Cream bald ans Ende gehen würde. Denn Jimi stellte gerade seine Band zusammen und wollte — wie Cream — als Trio auf Tour gehen. Das hat ihnen gar nicht geschmeckt.“

ME SOUNDS: Du hast seinerzeit die Yardbirds verlassen, weil sie dir zu poppig wurden. Ist der reine Blues immer noch dein Hauptanliegen?

CLAPTON: „Für mich ist das die ehrlichste Musik, ohne Schnörkel und mit einer ungeheuren Kraft. Rock ’n‘ Roll ist ein hübsches Kleid, das man dem Blues überziehen möchte. Im Frühjahr werde ich mit einer Blues-Band, die ich in England entdeckt habe, ins Studio gehen. Mein momentaner Ehrgeiz ist es. eine reine Blues-LP zu machen.“

ME/SOUNDS: Ist es heute schwer, zeitgemäßen Blues zu spielen?

CLAPTON: „Allerdings. Wenn man sich daran wagt, dann muß man haargenau wissen, was Blues ist. und wo er herkommt. Sonst kann man ihn nämlich heute nicht präsentieren. Der einzige, der das heute mühelos schafft, ist Robert Cray. Cray spielt den Blues unserer Zeit.

Bei mir kommen sehr viele Einflüsse hinzu. Robert bleibt beim Blues und hört auch nichts anderes.“

ME SOUNDS: Du hast unlängst Prince über alle Maßen hochgelobt.

CLAPTON: „Das tue ich jederzeit. Prince ist vermutlich einer der begabtesten Musiker auf unserem Planeten. Was ich oder die meisten Musiker absolut unerreichbar finden, ist für ihn einfach da. Er hat diese unvergleichliche Falsettstimme, er tanzt wunderbar, ist ein wundervoller Gitarrist, seine Rhythmusgitarre ist unglaublich, purer James Brown. Es gibt eine Menge Leute, die den Jungen nicht leiden können, vermutlich, weil er einfach zu gut ist. Das können die meisten eben nicht begreifen. Sie putzen ihn nur runter, weil sie nicht zugeben wollen, wie gut er ist.“

ME SOUNDS: Gefallt dir irgendjemand in der momentanen Szene nicht?

CLAPTON: „Diese cleveren Jungens. die sich einen Hit kaufen. Sigue Sigue Sputnik, Hype eben, gruselig. Ich verschwende aber keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich klammere das einfach aus und höre nur, was ich mag.“

ME SOUNDS: Ist es eigentlich schwierig, privat mit Eric Clapton auszukommen?

CLAPTON: „Es gibt Leute, die behaupten, ich schüchtere sie ein, oder ich sage zu wenig, was ich wirklich denke, ich sei für eine Kommunikation nicht besonders hilfreich. Ich bin sehr launisch. In einer Minute kann ich oben, in der anderen wieder unten sein. Ich habe total enthusiastische und dann wieder völlig selbstkritische Phasen, voller Zweifel. Aber was soll’s? Du bist, wer du bist, und es ist so schwer, sich zu ändern.“

ME/SOUNDS: Wieviel bedeutet dir Geld und Erfolg?

CLAPTON: „Schwer zu sagen. Ich war immer ziemlich kritisch, ja sogar selbstzerstörerisch, was diese Dinge betrifft, wollte immer gegen den Strich leben. Ich hatte immer diesen kleinen Dämonen in mir, der sagte: ,Los, mach was Drastisches, verschwinde, spiel dieses Spiel nicht mit: Das hat sich geändert, ich bin jetzt viel gelassener. Man sollte im Leben durchaus Geld und Erfolg haben; letztlich wird man nämlich feststellen, daß man dadurch auch nicht glücklicher wird. Du kannst alles Geld dieser Welt besitzen und ein völlig unsinniges Leben führen. Besser total nackt, aber talentiert.“

ME/SOUNDS: Du besitzt Unmengen von Hemden, Anzügen, Schuhen — alles hochelegant. Mit anderen Worten: Gegen ein wenig Luxus hast du wohl auch nichts einzuwenden?

CLAPTON: „Ich mag einfach schöne Kleidung; trendy und modeverrückt bin ich nicht, eher qualitätsbewußt. Ich mag überhaupt schöne Dinge sehr

gern, zugegeben eine Schwache. Ich mag schone Autos, Pferde. Kunst, in der Beziehung bin ich sehr materialistisch. Ich bin ja früher zur Kunstschule gegangen, Mode und Musik haben mich schon immer interessiert. Wäre ich heute kein Musiker, dann wäre ich gerne Modedesigner. Ein sehr befriedigender Beruf, glaube ich.“

ME/SOUNDS: Hast du eigentlich vor irgend etwas Angst?

CLAPTON: „Nur vor politischer Gewalt. Unterdrückung, vor Apartheid. Man weiß einfach, daß das furchtbar und unmenschlich ist. und trotzdem gibt es so etwas.“

ME/SOUNDS: Wie steht’s mit der Bühnenangst?

CLAPTON: „Da ist natürlich vorher immer dieses Kribbeln, aber das hat weniger mit Angst, sondern eher mit Aufregung zu tun: eine natürliche Hochstimmung durch Adrenalin. Ich gerate nur etwas in Panik, wenn ich den Ablauf nicht genau kenne. Allerdings sind wir heutzutage immer bestens vorbereitet.

Vor einem Konzert muß ich absolute Ruhe haben. Ich kann weder reden noch zuhören. Das ist etwas problematisch, wenn Gäste in die Garderobe kommen, kurz Hallo sagen, um mir alles Gute zu wünschen, und ich kann überhaupt nicht darauf reagieren, weil ich mich nur konzentrieren will. Ich brauche eine halbe Stunde, um ganz ruhig zu werden.“

ME/SOUNDS: Es heißt, du seist abergläubisch.

CLAPTON: „Einige Leute verbreiten sowas und übertreiben dabei reichlich. Es gibt allerdings einen Typen, der immer für mich arbeitet, wenn ich auf Tournee bin. er heißt Alfie. Ein wundervoller Typ. und er sagt jeden Abend vorm Konzert: .Mach’s gut, Kumpel!‘ Wenn er das nicht sagt oder nicht da ist. dann fehlt da einfach etwas. Das bleibt während des ganzen Konzertes in deinem Hinterkopf. Aber wirklich abergläubisch hin ich nicht, nur ein bißchen.“

ME’SOUNDS: Hast du eigentlich schon jemals ein Gitarrensolo niederholt?

CLAPTON: „Die sind alle improvisiert. Ich habe nie zwei Soli gleich gespielt, würde das auch nie versuchen. Vermutlich könnte ich das gar nicht. Ich kenne natürlich das Gerüst, aber ich weiß nie. wo ich anfange oder aufhöre. Ich weiß die Länge und Harmonienfolge, aber innerhalb dessen ist alles möglich. Glücklicherweise gibt es auch Situationen, wo ich steckenbleibe. Man wartet manchmal fast darauf, weil man dann erst richtig kreativ sein kann.“

ME/SOUNDS: Du wünschst deinem Publikum nach einem Konzert immer Gottes Segen. Bist du ein religiöser Mensch?

CLAPTON: „Ich glaube an eine höhere Macht. Ich würde auch sagen, daß es einen Gott gibt, aber ich möchte mich keiner Religion anschließen. Die einzige Richtung, die mir eventuell entspräche, wäre Buddhismus. Tina Turner erlebt zu haben, die ja Buddhistin ist. war ein gutes Beispiel, wie positiv diese Religion wirkt. Tina hat diese strahlende Schönheit, diese ungeheure innere Gelassenheit.“

ME SOUNDS: Warum greifen Musiker, überhaupt Künstler eigentlich so häufig zu Drogen oder Alkohol?

CLAPTON: „Drogen und Alkohol sind ein ziemlich profaner Weg auf der geistigen Suche nach dem eigenen Ich. Durch diese Mittel etwas finden zu wollen, ist eine recht kurzlebige Methode, danach kommt das böse Erwachen.

Es zehrt natürlich furchtbar an deiner Substanz, immer besser werden zu müssen, ein besseres Buch, eine bessere Platte oder ein besseres Bild produzieren zu müssen. Immer wieder Meisterwerke! Man braucht da etwas, was einem Stärke und Kraft gibt. Unglücklicherweise ist das Problem mit Drogen und Alkohol, daß sie zunächst so aussehen, als ob die dir dabei helfen könnten. Aber dann … paß bloß auf! Es ist gut, Leute kennenzulernen, die sich diese Kraft aus sich selbst holen können, ohne Hilfsmittel.“

ME/SOUNDS: Gibt es so etwas wie einen normalen Tagesablaufför dich?

CLAPTON: „Nein, es gibt keinen normalen Tag für mich. Jeder Tag ist anders. Vor ein paar Jahren habe ich ein wesentlich ruhigeres Leben geführt, bin häufiger fischen gegangen, aber dafür war ich auch nicht so kreativ. Das vergangene Jahr war gut für meine musikalische Weiterentwicklung, und das macht mich letztlich auch glücklicher.

Wenn ich zu Hause bin, denke ich ständig, ich verpasse was. alles passiert ohne mich. Im Moment genieße ich mein Leben erheblich mehr, weil ich wieder mittendrin bin.“

ME/SOUNDS: Man sagt, das Bedürfnis, auf die Bühne zu gehen, habe im Grund seinen Ursprung in einem übergroßen Bedürfnis nach Liebe. Kannst du diese Theorie für deine Person bestätigen?

CLAPTON: „Das sehe ich durchaus so, für mich jedenfalls war das ein Grund. Ich wollte nie diese überzogene Verehrung, dieses ,Clapton-Is-God-Ding. Dafür habe ich nie Musik gemacht. Aber der Applaus hat mir immer sehr viel bedeutet. Ich wurde süchtig danach. Und jetzt kann ich kaum die nächste Ovation abwarten.“

ME SOUNDS: Du bist also noch nie ausgepfiffen worden?

CLAPTON: (mich langem Zögern) „Als ich noch heftig getrunken habe, wurde ich manchmal nicht gerade freundlich begrüßt. Logisch, mir war es nämlich scheißegal, was ich auf der Bühne überhaupt machte: ich war als menschliches, zurechnungsfähiges Wesen überhaupt nicht anwesend. Und die Leute hatten schließlich nicht Geld bezahlt, um einen Trunkenbold auf der Bühne herumtorkeln zu sehen. Ich habe aus solchen Erfahrungen gelernt.

Und da gab es unlängst noch eine andere Begebenheit, die mir zu denken gab. Als nämlich meine amerikanische Plattenfirma Warner Brothers den Vertrag mit Van Morrison nicht mehr verlängerte. Wenn sie Van feuern, dann können sie auch mich feuern, dachte ich mir. Das brachte mich auf den Boden der Realität zurück. Das war so etwas wie ein Hauch der Sterblichkeit, der mir da ins Gesicht wehte.“