Eric Clapton Story


Mit Popmusikern kann es schon manchmal komisch zugehen. Künstler, die verhältnismässig wenig leisten, laufen arrogant in der Weltgeschichte herum und Künstler, die wirklich etwas können, schütteln dies mit der bescheidenen Bemerkung: "Ach, so besonders ist es auch wieder nicht!" ab. Eric Clapton zählt zu der letztgenannten Kategorie. Schon in den Sechziger Jahren bei den Yardbirds verwandelte er Gitarrenakkorde in goldene Tonfolgen. Wenigstens vertrat das Publikum diese Meinung. Eric selbst fand es einfach "eine andere Art und Weise seine Gitarre festzuhalten". Die Menge trug ihn auf Händen und kam in ihrem jugendlichen Enthusiasmus auf die Idee, 'Clapton is God' zu rufen, ohne darüber nachzudenken, dass ihr Idol daran innerlich zugrunde ging. Er konnte das Prädikat Superstar nicht verarbeiten und wurden das Opfer seiner eigenen Virtuosität. Die Gruppen, die er nach den legendären Cream gründete, wurden als Superformationen hochgejubelt mit dem Resultat, dass sie nach höchstens einem Jahr durch Spannungen und geistigem Druck auseinanderfielen. Was er auch anstellte, Clapton blieb für alle jungen Gitarristen, die hofften einmal so gut zu werden wie er, ein Symbol... Schliesslich verschwand er nach dem aufsehenerregenden Bangla-Desh-Konzert im Sommer 1971 spurlos, um erst 1973 wieder in der Mitte einer Gruppe auf der Bühne aufzutauchen — in der Hoffnung nicht aufzufallen. Leute wie Pete Townshend, Stevie Winwood und Elton John -— auch keine Anfänger -— müssen dafür sorgen. Doch es wird das Konzert von Eric Clapton, niemand hatte es anders erwartet. Kürzlich gründete Eric seine soundsovielste Band, mit der er nun auf Tournee durch Amerika ist. Und wieder hört man das Publikum in den Staaten rufen: Clapton Is God! Darum diesen Monat die Geschichte des sagenhaften Gitarristen und die Geschichte von den Yardbirds, John Mayall, Cream, Blind Faith und allen anderen Gruppen, de der Reihe nach ein Stückchen in dem bewegten Leben von Eric Clapton darstellten...

1.TEIL Die Vorgeschichte oder: Was vor der Superformation Cream war…

ERIC CLAPTON – GEBURT UND JUGEND EINES GITARRISTEN

Am 30. März 1945 wird in Ripley, in der englischen Grafschaft Surrey ein unehelicher Junge geboren, der den Namen Eric bekommt. Er wird von Opa und Oma Clapton erzogen, da Vater Clapton auf Grund seiner eifrigen Beschäftigungen als Maurer/Gipser dafür keine Zeit hat und Mutter Clapton nicht am ihrem Kind interessiert ist. Die Jugend Eric’s verläuft trotz allem normal und in den ersten Jahren weist nichts darauf hin, dass er sich mal musikalisch zu einem grossen Meister entwickeln wird. Seine Interessen sind nicht vielseitig und nach der Realschule geht er zur Kunst-Akademie, um dort das Entwerfen von Buntglasfenstern zu studieren. Mit 15 Jahren scheint Eric’s Interesse für Musik geweckt. Er hat eine Langspielplatte von Bill Broonzy gehört und ist so beeindruckt, dass er bei seinem Vater eine Gitarre erbettelt, damit er alle Stücke nachspielen kann. Er bekommt eine akustische Gitarre, gibt aber schnell seine Versuche wieder auf. Als zwei Jahre später die Bluesmusik im Anmarsch ist, kramt er die Gitarre wieder hervor. Seine Arbeit an der Universität vernachlässigt er. Die Folgen bleiben nicht aus, und drei Monate später wird er entlassen. Eric zuckt nur mit den Schultern und konzentriert sich von nun an nur noch auf seine Gitarre. Tagelang hört er sich andächtig Blues-R&B- und Rock’n‘ Roll-Platten an. Chuck Berry und Bo Diddley sind seine ersten Favoriten. Eric Clapton lehrt sich selbst den Blues, indem er alle Platten Note für Note analysiert, und am Ende seines ‚Studiums‘ sind alle grossen Favoriten des vorigen Jahres durch Blind Boy Füller, Robert Johnson und B.B.King ersetzt. Eric: „An erster Stelle wollte ich nur das nachspielen, was ich auf ihren Platten hörte und das Resultat mit etwas von mir selbst abrunden. Doch langsam aber sicher überragten meine eigenen Sachen.“

ÜBER BRIAN JONES UND THE ROOSTERS ZU DEN YARDBIRDS

Die Gründung einer Gruppe ist in dem Moment der meist auf der Hand liegende Schritt in die Richtung, der letzten Endes zu einem Profi-Status führen muss. Die erste Gruppe, in der Clapton landet, nennt sich The Roosters und wurde 1962 ins Leben gerufen. Im Laufe ihrer recht kurzen Existenz bespielen in der Reihenfolge Brian Jones (später Rolling Stones), Tom McGuiness (später Manfred Mann und danach McGuiness Flint) und Paul Jones (später Manfred Mann) die Instrumente. Es mangelt an Geld und innerhalb von zwei Monaten ist die Gruppe auseinander. Clapton schliesst sich Casey Jones and the Engineers an, einer Merseybeatgruppe aus Liverpool. Die Formation präsentiert ausschliesslich Hitparadensongs und Clapton scheint das geistig nicht zu vertragen. Er will weiter als kommerzielle Musik kommen und findet keine andere Lösung, als der Gruppe den Rücken zu kehren. Brian Jones ist inzwischen dem Beatsyndikat der Herren Jagger und Richards beigetreten und mit den Rolling Stones macht er die umliegenden Klubs unsicher. Eric bekommt ein Angebot der Yardbirds, einer Formation, die im Crawdaddy Club in Richmond ihr Domizil hat. In den ersten Tagen der Yardbirds beginnt Eric seinen Ruf durch aufregende, durch Mark und Bein gehende, (Blues) Gitarrensoli aufzubauen. Trotz allem fühlt sich Eric in der Mitte dieser Gruppe nicht so glücklich, denn seine Improvisationsmöglichkeiten werden durch Leiter Keith Reif ziemlich begrenzt. Am 8. Dezember 1963 wird im Crawdaddy Club das erste Yardbirds-Album aufgenommen: ‚Sonny Boy-Williamson and the Yardbirds‘. Es ist mehr oder weniger eine LP von Sonny Boy Williamson mit Begleitung der Yardbirds. Am selben Abend werden die Yardbirds für eine Serie Auftritte in dem berühmten Londoner Marquee Club verpflichtet. Hier wird auch 1964 ihre zweite LP ‚Five Live Yardbirds‘ aufgenommen. Im November ’64 erscheint die allererste Single ‚Goodmorning Little Schoolgirl“. In der Periode 1964/1965 sind the Yardbirds neben den Rolling Stones die beliebteste Bluesband Englands. Sie liefern Material a la Muddy Waters und Chuck Berry und gelten in Beatkreisen überall als grösste Bedrohung der Stones. Jagger jedoch besitzt mehr Persönlichkeit als der bleiche Yardbirds-Sänger Keith Reif und das sorgt dafür, dass die Yardbirds im Schatten der Stones stehen bleiben. Eric Clapton bekommt unterdessen immer mehr Abneigung gegen die kommerzielle Richtung, die Reif einschlagen will und als der internationale Durchbruch ausbleibt, beschliesst Clapton 1965 the Yardbirds zu verlassen ….

CLAPTON IS GOD

Als Clapton aus der Gruppe ausgetreten ist, erzielen the Yardbirds komischerweise sofort einen riesigen Hit: ‚For Your Love‘. Clapton’s Platz ist inzwischen von JEFF BECK (und später Jimmy Page) eingenommen. Nach einem Auftritt in dem Film ‚Blow Up‘ von Regisseur Antonioni löst Reif ’68 die Yardbirds auf und gründet seine eigene Gruppe RENAISSANCE. Aus dem Rest der Yardbirds entsteht schliesslich Led Zeppelin (siehe Zeppelin-Story/Me März 74). In einem Interview gibt Clapton offen zu, dass er sein eigenes ich nach 18 Monaten Yardbirds völlig verloren hat, da er sich total den kommerziell orientierten Allüren des Yardbirdleiters unterwerfen musste. Nach seinem Austritt wird Eric unmittelbar von JOHN MAYALL angesprochen, der währenddessen schon als Bluesmusiker ziemlich bekannt war und ausschliesslich Blues spielt. Das Angebot bedeutet für Eric ein Geschenk des Himmels. Die Zusammenarbeit, die sich daraus entwickelt, wird heutzutage noch als einer der Wendepunkte in der Geschichte der Rockmusik aufgepasst. Eric bleibt genau 18 Monate in der Band von John Mayall. In dieser Zeit bekommt er die Gelegenheit, unter Einfluss von u.a. B.B.King seine Gitarrentechnik zu vervollkommnen. THE BLUESBREAKERS arbeiten hart und spielen Abend für Abend im Flamingo Club, wo ihr Ruf, vor Eric’s Eintritt, kaum besser ist, als der von GEORGIE FAME und ZOOT MONEY. Doch von dem Augenblick an, als sich Clapton der Band anschliesst (the Bluesbreakers bestehen weiterhin aus JOHN MAYALL, HUGHIE FLINT und JOHN MCVIE) ist der Flamingo Club jeden Abend gerammelt voll. Clapton entwickelt sich zu einem Phänomen und auf den Mauern von fast allen Londoner Stadtteilen steht in weisser Farbe ‚Clapton Is God‘ geschrieben.

DIE ALLERERSTE SESSION

Nach einem Konzert gemeinsam eine Kneipe aufzusuchen, ist zu der Zeit eine Tradition. Eric’s Lieblingskneipe ist ‚The Ship‘, in dem auch Grossen wie SPENCER DAVIS und STEVIE WINWOOD regelmässig verkehren. Beim gemütlichen Beisammensein entsteht die Idee, ab und zu – d.h. gelegentlich – in anderen Gruppen ein Gastspiel zu geben. Und so kommt es, dass Clapton in der Spencer Davis Group auftritt und Stevie Winwood bei einem Konzert der Bluesbreakers mitmischt. Ein anderer Gitarrist, der manchmal bei den Bluesbreakers mitspielt, ist JACK BRUCE, der aus der GRAHAM BOND ORGANISATION stammt. Als eines Abends im Juni 1966 ausserdem Bond’s Supertrommler GINGER BAKER die Bluesbreakers musikalisch unterstützt, scheint plötzlich ein gewisser Zauber über dem Konzert zu hängen. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis die Herren Bruce, Baker und Clapton zusammen etwas unternehmen werden …

JACK BRUCE MIT EINER BIGBAND NACH ITALIEN

Jack Bruce wird am 14. Mai 1943 in Bishopsbriggs, Schottland als Sohn eines Ingenieurs geboren. Jack besucht während seiner Jugend ungefähr zwölf verschiedene Schulen, weil sein Vater ruhelos ist und immer wieder den Wohnort wechseln muss. Schon in der Realschule bekommt Jack ein Stipendium für das Konservatorium – die Royal Scottish Academy – für die Fächer Komposition und Klavier. Nach einem halben Jahr hat er die Nase voll. Mit 13 Jahren hat er seinen ersten Song komponiert und bekommt von seiner Mutter eine Bassgitarre. Vier Jahre später spielt er in dem Freddy Riley Trio, das in Glasgow und Umgebung ziemlich bekannt ist. Dazu muss bemerkt werden, dass die Gruppe nur in den Konzertpausen auftreten durfte. Nach ungefähr einem Jahr beschliesst Jack nach London zu ziehen, in der Hoffnung, dort erfolgreicher zu sein. Er bleibt in Coventry bei einer Bigband hängen, mit der er nach Italien reist. Nach einem Auftritt ist er wieder arbeitslos, da die Band vom italienischen Publikum ausgepfiffen und dann auf der Stelle aufgelöst wurde. Zurück in England bleibt ihm nichts anderes übrig, ais unter freiem Himmel zu wohnen und zu arbeiten. Auf einer recht eigenartigen Weise kommt Jack in den Besitz eines Briefes, der neben einer 20 Dollarnote auch die Einladung, an einem bestimmten Tag irgendwo in der Nähe von Venedig aufzutreten, enthält. Jack leiht sich Geld von einer Freundin, kauft einen Mercedes Baujahr 1954 und fährt nach Italien, wo er in der Weihnachtsnacht ankommt. Er spielt stundenlang, bis der Veranstalter des ‚Konzertes‘ ihn mit der Begründung, seine Musik sei viel zu free‘ für italienische Ohren, fortschickt. Wieder in London spielt Jack kurz in einer Jazzband und kommt schliesslich mit einer Gruppe in Berührung, der auch Ginger Baker und Dick Heckstall-Smith angehören. Die Formation hat zuerst keine Arbeit für Jack Bruce, der daraufhin enttäuscht und ohne eine Adresse zu hinterlassen abreist. Als sich eines Tages herausstellt, dass man doch etwas für ihn hat, ist Jack unauffindbar und Dick Heckstall-Smith hat vierzehn Tagen nötig, ihn irgendwo in London aufzutreiben. Jack wird eine Stelle in Alexis Korners Band angeboten. Er lehnt mit der Begründung: „Das ist Rock’n’Roll und ich weigere mich, das zu spielen!“ ab, lässt sich aber letzten Endes überzeugen und steigt ein. Zwei Wochen später schliesst er sich der Graham Bond Organisation an, eine Gruppe, die in dem Moment aus John McLaughlin, Dick Heckstall-Smith und Ginger Baker besteht. Jack Bruce bleibt einige Monate bei der Organisation und wechselt dann zu John Mayall’s Bluesbreakers über. Über Manfred Mann, wo er zirka zwei Monate spielt, landet er schliesslich wieder bei seiner alten Band, den Bluesbreakers. Inzwischen ist es Juni 1966.

GINGER BAKER WOLLTE ERST EIGENTLICH RADRENNFAHRER WERDEN

Ginger Peter Edward Baker erblickte am 19. August 1939 in Lewisham das Licht der Welt. Er wächst wie ein normaler Junge auf und das einzige, was ihn von anderen Jungen unterscheidet, ist seine Haarfarbe: die ist nämlich rot. Er will Profiradrennfahrer werden und während seiner Realschulperiode scheint sich dies auch zu verwirklichen. Seine musikalischen Fähigkeiten reichen nicht weiter, als ab und zu mit Messer und Gabel auf dem Küchentisch zu trommeln. Im Alter von 14 Jahren stellt er das Rennrad in die Ecke und schliesst sich einer Dixielandband an. Es folgen noch viele andere Bands und bekannte Formationen wie die von Terry Llghtfoot, Mr. Ackerbilk und Bob Wallis haben Ginger für kurze oder lange Zeit in ihrer Mitte. Als Ginger 17 Jahre alt ist, kommt er mit der Graham Bond Organisation in Berührung, in der er sein Debüt als Rockdrummer hat. Im Juni 1966 spielt er in einer legendären Session der Bluesbreakers.

THE GRAHAM BOND ORGANISATION

Die Graham Bond Organisation, die in der Entwicklung der drei genannten Musiker eine bedeutende Rolle gespielt hat, wurde 1963 in London gegründet. Als erste Gruppe in England kombineren die Musiker Jazz und R&B und führen als erste Gruppe das Mellotron in die moderne Musik ein. Graham Bond, der zu Beginn der Sechziger Jahre als Alt-Saxophonist in dem Quintett von Don Rendell Furore machte, sorgte dafür, dass in seiner Organisation viele Musiker ihren Ruf entwickeln konnten. 1966 kam Bond – der elternlos aufwuchs und dem sein Geburtstag unbekannt ist – mit dem englischen Gesetz in Konflikt, weil er sich weigerte, seiner Alimentenpflicht nachzugehen. Er löste die Organisation- auf und emigrierte nach Amerika. G. Bond kam neulich, wie berichtet, bei einem Verkehrsunfall in London ums Leben.

DISKOGRAPHIE

Bond, Baker, Bruce, Heckstall-Smith (1964) – The Graham Bond Organisation (Byg) Sonny Boy Wllliamson And The Yardbirds (1963) – The Yardbirds (Fontana) Five Live Yardbirds (1964) – The Yardbirds (HMV) Blues Breakers With Eric Clapton (1965) – John Mayall’s Bluesbreakers (Decca XBL 646006) Raw Blues mit u.a. John Mayall, Eric Clapton, Peter Green, Otls Span (Decca 1220, SCL)

2. TEIL CREAM – EIN KURZES ABER KRÄFTIGES BESTEHEN

Im Gegensatz zu den Berichten, die glauben liessen, dass Eric Clapton der Gründer der Cream war, ist es Ginger Baker, der Eric eines Tages anruft und fragt, ob er Lust hatte eine Bluesgruppe zu gründen. Eric hat Lust, doch stellt die Bedingung, dass Jack Bruce als Bassist fungieren soll. Ginger Baker hat viele Gründe auf diese Bedingung nicht einzugehen, da er schliesslich Jack vor acht Monaten aus der Graham Bond Organisation entlassen hatte. Nach langen Diskussionen nimmt er Eric’s Vorschlag doch noch an und nach einer Woche können die ersten Proben beginnen. Sie üben im Gästezimmer von Ginger Baker’s Wohnung. Nach zweimonatigem Proben ist Cream für ein Debütauftritt bereit. Der erste öffentliche Auftritt findet während des 6. National Jazz & Blues Festival in Windsor statt. Einen Tag vorher hat die Gruppe ihre ‚Generalprobe‘ in einer Kirche in Putney. Manager ROBERT STIGWOOD und der Pfarrer der Kirche bilden ihr Publikum. Als sie nach der Probe mit dem Bandbus – Jack Bruce am Steuer – zu einem Lokal fahren, versucht Jack unterwegs in einer sehr belebten Strasse den Bus zu wenden. „Wir wollten ganz einfach Aufsehen erregen,“ wie Eric später in einem Interview zugibt, in dem man auf diesen Vorfall zurückkommt. Unter dem Motto ‚Vergiss das Ziel, vergiss den Text und mach ganz einfach Musik nach dem Gefühl‘ erregt das Trio tatsächlich Aufsehen. Cream ist keine Hitparadengruppe und verwendet lieber 30 Minuten mehr, um ein musikalisches Thema äusserst detailliert vorzutragen. Sie veröffentlichen deshalb auch zuerst eine LP ‚Fresh Cream‘ und daraufhin die Single ‚Wrapping Paper‘, die ein bescheidener Hit wird. Ihr Debüt auf dem Windsor Festival ist sensationell. Ungeachtet der Tatsache, dass es ununterbrochen regnet, bleibt das begeisterte Publikum bis zum lebten Akkord sitzen. Zwei Monate nach dem Festival ist das Bestehen der Cream auch bis nach Amerika durchgedrungen. Und in dem Augenblick, als ‚Wrapping Paper‘, eine Komposition von Jack Bruce, den 15. Platz der englischen Charts erreicht hat, geht Cream auf grosse Amerika-Tournee, mit der sie den Weg für viele andere britischen Rock-Gruppen ebnen. Cream lässt die Amerikaner hören, wie gut englische Gruppen musizieren können und beweist ebenfalls, dass ein sehr grosses, internationales Publikum für ihren Musikstil existiert. Ihre energischen, musikalisch abgewogenen, tadellos artikulierten Improvisationen sorgen dafür, dass Cream als erste Band der Welt das Prädikat Supergruppe angesteckt bekommt. Sowie in Amerika als auch in Europa spielen sie ausschliesslich in total ausverkauften Konzerthalten. Für drei LP’s erzielen sie goldene Auszeichnungen und für das Doppelalbum ‚Wheels Of Fire‘ sogar Platin. Zu der Zeit bekennt Eric Clapton: „Ich mache mir oft Gedanken, dass ich soviel Einfluss auf mein Publikum habe. Das Publikum darf sich nicht von einem allein regieren lassen. Wer bin ich denn eigentlich? Ich bin doch nur ein Gitarrist …“ Doch Clapton ist und bleibt für das Publikum weiterhin ein Gott und Gitarristen versuchen seine Gitarrentechniken nachzuahmen.

CREAM IST TOT

Mitte 1968 wird die Welt plötzlich durch das Gerücht, Cream liegt im Sterben, aufgeschreckt. Das Ganze wird weder bestätigt noch abgestritten und Eric Clapton teilt Folgendes der Presse mit: „Ich bin sieben Jahren auf Tournee gewesen und ich möchte endlich mal Urlaub machen. Ich habe bei Cream viele Phasen durchgemacht, aber im Augenblick habe ich das starke Gefühl, dass ich in den zwei Jahren Cream auf das Spiel des reinen Blues zurückgefallen bin. Ich bin jetzt ein bisschen durcheinander geraten und ertappe mich manchmal selbst beim Schreiben eines Popsongs. Ich versuche sogar ein Popimage zu kreieren. Das ist eine Schande, denn ich bin damit nicht ehrlich gegenüber mir selbst. Ich bin schon immer ein Bluesgitarrist gewesen und will das auch immer und ewig bleiben.“ Im Oktober 1968 nimmt Clapton zusammen mit Ringo Starr, Nicky Hopkins und George Harrison den Song Sour Milk Sea‘ auf und von dem Moment an weiss jeder genau: Cream ist tot! Das Management der Cream bestätigt es noch in der selben Woche und gibt bekannt, dass die Gruppe ab 31. Dezember des Jahres nicht mehr bestehen wird. Mitte Oktober startet Cream eine Abschiedstournee durch Amerika. Der absolute Höhepunkt ist das Konzert im Madison Square Garden, für das schon Wochen vorher 20.000 Karten verkauft wurden. Im Dezember erfolgt in London (Royal Albert Hall) speziell für alle englischen Fans ein ähnliches Konzert, bei dem die damals noch unbekannte Gruppe Yes als Vorprogramm fungiert. Die in aller Eile herausgebrachte ‚Farewell‘-LP erzielt innerhalb einer Woche den ersten Platz der LP-Hitparade und hält es dort monatelang aus. Als am 31. Dezember um Mitternacht die Glocken des Big Ben das Neue Jahr einläuten, ist Cream endgültig begraben….

WARUM CREAM ZUGRUNDE GING

Eric Clapton: „Mir wurde stets deutlicher, dass ich als Bluesgitarrist nichts mehr wert war. Cream bedeutete eigentlich für alle Beteiligten ein Erschöpfungsprozess. Wir starteten als Supergruppe und flogen von Auftritt zu Auftritt. Es blieb uns wenig Zeit, um über unsere Musik nachzudenken. Live war Cream ganz anders als auf der Platte. Auf der Bühne arbeitete jeder von uns an einer eigenen Identität. Langsam aber sicher wurde die Musik sehr egoistisch. Eine Art kombinierter ‚Virtuosen‘ und jeder war ein Meister auf seinen Instrument. Wir strebten nach unglaublich langen Solo-Passagen, durch die wir unsere ursprünglichen Kompositionen aus den Augen verloren. Wir mussten uns einzeln beweisen. Astrologisch passten wir eigentlich auch nicht so gut zusammen. Die Zusammenarbeit zwischen Widder-Stier-Löwe ist beinahe unmöglich. Vielleicht hätten wir als Quartett mehr Chancen, uns zu behaupten, gehabt. Wir hatten zu dritt zuviel Arbeit, zuviel Verantwortung. Wir unternahmen unzählige Tourneen, wahrscheinlich mehr als eine durchschnittliche Popgruppe. Cream war eine Dreieinigkeit, die mit dem Gepräge, das ihr das Publikum gegeben hatte, leben musste. Zuletzt waren wir in unserer eigenen Virtuosität verstrickt. Wir wurden auseinandergerissen, indem wir musikalisch unabhängig voneinander wurden. Die Technik wurde – auf Kosten der Qualität – bis ins Äusserste durchgeführt. Die Improvisationen, die früher spontan entstanden, wurden immer inhaltsloser. Es war uns allen bewusst, doch wir konnten es nicht mehr verhindern. Wir werden nun alle eine eigene Gruppe gründen und unsere eigenen musikalischen Auffassungen verarbeiten. Ich‘ persönlich werde eine Gruppe zusammenstellen, in der ich die Musik kontrollieren und dabei ein bisschen im Hintergrund bleiben kann…

GINGER BAKER ERZÄHLT, WORAN CREAM WIRKLICH ZUGRUNDE GING

Zunächst ist die Cream-Legion mit dieser Erklärung zufrieden, doch 2 Jahre nach dem Zerfall der Cream, werden durch Ginger Baker unter dem Motto ‚Ich habe nun lange genug meinen Mund gehalten‘ ganz andere Gründe bekanntgegeben. „Am Anfang war Cream meine Gruppe. Ich hatte die Idee und ich wusste genau, dass ich mit ihr erfolgreich werden konnte, wenn ich das eine oder andere richtig anpacken würde. Ich wollte meine Pläne ausarbeiten und darum zog ich jede Woche £ 20 vom gesamten Lohn ab. Jack und Eric waren damit überhaupt nicht einverstanden und verlangten, dass jeder den gleichen Prozentsatz bekommen sollte. Ich gab letzten Endes nach, doch dann tauchte das Problem Songwriting auf. Ich fand, dass auch die Erträge der Kompositionen ehrlich verteilt werden müssten, doch Eric und Jack sagten: „Wer die Songs schreibt, bekommt alle Royalties.“Ich habe mich natürlich sehr darüber aufgeregt und erst nach drei Monaten war ich wieder bereit, mit den ‚Herren‘ Musik zu machen…. Ich hatte einige Songs geschrieben, aber die wollte man noch nicht mal versuchsweise spielen. Eines Tages machten sie mich sogar darauf aufmerksam, dass sie einen neuen Schlagzeuger suchten. Auf irgendeine Art und Weise konnten sie den nicht bekommen, sodass ich bleiben durfte. Doch von dem Moment an sind wir auseinandergefallen. Wir blieben zusammen, weil wir eine ‚Supergruppe‘ waren, doch innerhalb der Gruppe war die Bombe schon längst geplatzt. Ich bin froh, dass wir auseinandergegangen sind und ich will nie im Leben noch einmal mit Clapton und Bruce zusammenarbeiten….“

DISKOGRAPHIE LP’s

Fresh Cream (2447 010) (nicht mehr lieferbar)

Disraeli Gears (1184 105)

Wheels Of Fire (Doppel) (2612 001)

Goodbye Cream (1184 203)

Best Of Cream (1184 298)

Live Cream (2383 016)

Stirring The Cream (2447 011)

Blue Cream (2340 103)

Pop-History (Doppel) (2675 014)

Live Cream Vol. 2 (2383 119)

Heavy Cream Vol. 1

Heavy Cream Vol. 2 Alle LP’s sind bei Polydor erschienen.

3. TEIL BLIND FAITH – VON AN- FANG AN ZUM UNTERGANG VERURTEILT

Im Frühling 1969 wird in London die Formation Blind Faith gegründet. Schon seit Jahren war es einer der grössten Wünsche von Eric Clapton, mit seinem guten Freund Stevie Winwood zu musizieren. Blind Faith, weiterhin aus Ric Grech (ex-Family) und – abermals -Ginger Baker bestehend, wird als nächste Supergruppe gestartet. Dadurch und auch auf Grund der vielen – übertriebenen -Publizität vorher, ist die Gruppe zum Scheitern verurteilt. Im Anfang scheint die Synthese musikalisch und kommerziell verantwortungsvoll. Den grössten Teil des Repertoires schreibt Stevie Winwood und auch gesanglich sind seine Leistungen nicht zu überhören. Durch wiederholtes überspielen bekommt ihre Musik einen regelmässig wechselnden Klang und die Melodiestruktur ähnelt sehr der Rock/Kammermusik. Im Juni 1969 haben sich 150.000 Leute im Londoner Hyde Park für das Debüt-Konzert der Superformation versammelt. Das Publikum erwartet Sensationen und innerhalb der Gruppe wächst die erste Frustration. Man bringt eine LP heraus, von der in der ersten Verkaufswoche 400.000 Exemplare über die Ladentische gehen. Logisch, dass daraufhin eine ausgedehnte Amerika-Tournee stattfindet. Die Gruppe tourt vier Wochen lang durch die Staaten und das liefert ihnen 1 Million Dollar. Obwohl die Band am Anfang unter dem Motto ‚Wir vertrauen einander‘ gestartet ist, fällt das Quartett 6 Monate nach ihrer Gründung wegen seelischer Spannungen auseinander. Der Titel ‚Supergruppe‘ scheint den Gruppenmitgliedern zuviel zu sein. Während der Blind Faith-Tournee durch Amerika lernt Eric Delaney und Bonnie kennen, die als Vorprogramm verpflichtet waren. Delaney und Bonnie waren für Eric ein gutes Vorbild für eine ‚happy boogie band‘, die sich nicht durch die Launen des Publikums aus der Ruhe bringen Hessen. Er holte sie nach England, sorgte für eine Tournee durch Grossbritannien und begleitete sie sogar dabei. Anderthalb Monate später präsentiert er sich aufs Neue der Musikwelt, diesmal in Derek & The Domino’s. Doch soweit sind wir noch lange nicht.

DISKOGRAPHIE

Blind Faith – Blind Faith (Polydor – 2384046)

WIE ES INZWISCHEN JACK BRUCE ERGING

Cream ist aufgelöst und während sich Eric Clapton und Ginger Baker ins Blind Faith-Geschehen stürzen, ist Jack unsicher, aber entschlossen, weiter Musik zu machen. Es geht ihm finanziell ausgezeichnet und er hat‘ es eigentlich gar nicht mehr nötig, zu spielen. Er kauft sich vor der schottischen Küste eine Insel und zieht sich zurück, um dort an einer Solo-LP zu arbeiten. Nach einigen Monaten sind die Aufnahmen abgeschlossen und die Fans werden für ‚Songs For A Taylor‘ eingeladen. Da Jack zu dem Zeitpunkt nicht über eine ständige Begleitgruppe verfügt, ist es schwierig das Album auf normalem Wege zu fördern. Er ist also vollkommen von der Mund-zu-Mund-Reklame abhängig. ‚Songs For A Taylor‘ steht trotz allem binnen drei Wochen in der amerikanischen und englischen Hitparade und wird überall als fantastisches ‚jazzy‘ Album gepriesen. Die Kompositionen stammen zum grossen Teil von Jack Bruce und die passenden Texte von Pete Brown, der auch in den Cream-Tagen oft mit Jack zusammengearbeitet hat. Die Musiker dieser Solo-LP sind Jon Hiseman, Dick Heckstall-Smith und Chris Spedding.

VON LIFETIME ZU WEST, BRUCE & LAING

Nach einer Periode, in der Jack viel Studio-Arbeit absolviert, schliesst er sich zuguterletzt der Gruppe Lifetime an. Jack: „Als Cream auseinander war, hatte ich mir vorgenommen, von nun an das zu machen, was ich wollte und nicht wie früher, was ein anderer wollte. Wenn man wirklich eine gute Gruppe hat, sind das eine Anzahl ‚Charaktere‘, die zusammenkommen und nicht eine Anzahl unabhängiger Musiker, wie es bei Cream der Fall war. Lifetime ist im Moment die beste Band. Naturgemäss in ihrem Genre.“ Lifetime spielt eine Verbindung zwischen Jazz und Pop und ist im gewissen Sinne mit den legendären Cream zu vergleichen. Die Gruppe besteht aus Tony Williams (ex-Miles Davis), Larry Young (ex-Coltrane) und John McLaughlin («x-Georgie Farne, Brian Auger, Four Tops und Miles Davis). Als Jack sich bei Lifetime einklinkt, ist die Sensation in der Musikbranche perfekt. Für Bruce bedeutet Lifetime jedoch an erster Stelle das Musizieren mit einem alten Freund: John McLaughlin. Während Ginger Baker damals in der Graham Bond Organisation trommelte, hatten die beiden schon einmal mit der Band gejammt. In der Periode, die Jack Bruce bei Lifetime verbringt, wird die LP ‚Turn it Over‘ herausgebracht. Lifetime fällt schliesslich auch auseinander und Jack Bruce liefert in England einige Konzerte mit seinen Freunden Larry Coryell, Mitch Mitchell und Mike Mandel. Unter dem Namen Jack Bruce And Friends unternehmen sie sogar eine kurze Amerika-Tournee Inzwischen wird auch die zweite Solo-LP von Jack veröffentlicht, „Harmony Row‘, nach einer Strasse in Glasgow genannt, in der Jack einmal gewohnt hat. Im September 1971 tritt die Gruppe während einem Wohltätigkeitskonzert im Hyde Park auf und für diese Gelegenheit wurde die Band mit Graham Bond an der Orgel ausgebreitet. Das Konzert findet auf Grund der drohenden Arbeitslosigkeit für Hafenarbeiter des Clyde-Distriktes statt und über 150.000 Leute haben sich eingefunden. Daraufhin erscheint die LP ‚Things We Like‘, nach der Jack Bruce eine Zeitlang nichts mehr von sich hören lässt… Im Oktober 1972 jedoch präsentiert er seine neue Band West, Bruce & Laing. West und Laing stammen beide aus Mountain und haben sich, nach der Auflösung dieser Formation, mit Studioarbeiten für Island beschäftigt. Sie arbeiten ein wenig mit Paul Rodgers (ex-Free, nun Bad Company) und zwei Mitgliedern von Mott The Hoople zusammen, doch im allgemeinen hat das Ganze nicht soviel Zukunft. Als sie im Studio Jack Bruce begegnen, der ähnliche Probleme hat, beschliessen sie etwas gemeinsam zu machen. Nach vier Sessions, die 18 aufgenommene Tracks ergeben, ist die Geburt von West, Bruce & Laing eine Tatsache. Im Dezember ’72 erscheint das Album ‚Why Dontcha‘ und im Februar 1973 wird das Trio für eine sechswöchige Tournee durch die Vereinigten Staaten verpflichtet, die erstaunlicherweise in vier Tagen total ausverkauft ist.

DISKOGRAPHIE

Turn It Over – Lifetime (Polydor)

Songs For A Taylor – Jack Bruce (Polydor)

Harmony Row – Jack Bruce (Polydor)

Things We Like – Jack Bruce (Polydor)

Why Dontcha – West, Bruce & Laing (Polydor)

GINGER BAKER’S AIR- FORCE

Nach den unglücklichen Entwicklungen mit Blind Faith, gründet Ginger Baker 1970 die Afro-Rock-Big-Band Airforce. Obwohl Blind Faith offiziell immer noch nicht aufgelöst ist (und auch niemals offiziell aufgelöst werden soll), schliesst sich Dreiviertel der Gruppe Airforce an, in der Annahme, dass sich Eric Clapton mit Delaney & Bonnie auf Tournee begeben wird und sie dabei nicht benötigt. Die Idee für Airforce entstand, während Ginger Baker seinen Urlaub in Jamaica verbrachte. Er war dermassen von der einheimischen Musik beeindruckt, dass er eine Menge Platten mit nach England nahm. Eines gemütlichen Abends, an dem Stevie Winwood und Chris Wood anwesend sind, werden die ersten Pläne geschmiedet. Dies natürlich anlässlich der ‚einheimischen Musik‘, die Ginger zu Gehör bringt. Es besteht eigentlich die Absicht, dass Airforce nur einmal auftreten soll, doch ihr erstes Konzert in London ist so erfolgreich, dass man gleich eine grosse Europa-Tournee daranhängt. Mit den Grossen Stevie Winwood, Graham Bond, Ric Grech, Chris Wood und Oenny Laine in der Band, ist es unvermeidlich, dass auch Airforce das Prädikat Supergruppe angesteckt bekommt. Obwohl Ginger Baker erklärt, mit Airforce endlich die ideale Band gefunden zu haben, sind die Kritiken hierüber nicht ganz gleichlautend. Durch viele Wiederholungen klingt die Gruppe oft monoton und viele Leute vertreten die Meinung, dass sie sich zuviel an die ursprüngliche westafrikanische Folklore halten. Ihr Debüt-Auftritt in der Royal Albert Hall ist ohne weiteres ein grosser Erfolg (davon kommt später eine LP heraus), doch in Europa kann die Gruppe keinen Fuss fassen, so dass Anfang 71 eine Trennung nicht zu verhindern ist. Diese Entwicklungen sind für Ginger Baker sehr verhängnisvoll. „Ich bin vollkommen ruiniert. Ich habe alles in diese Gruppe gesteckt. Es konnte alles so schön sein. Das Publikum hat uns zu wenig unterstützt und wegen Geldmangel konnten wir nicht nach Amerika, obwohl unheimlich viel Leute uns dort hören wollten. Für mich persönlich ist der Abgang von Airforce eine Katastrophe.“ Er versucht sich dann auch mit allerlei Drogen zu trösten und zieht sich schliesslich mit seiner Familie nach Lagos (Nigeria) zurück, wo er im Laufe der Zeit ein Musikstudio, ein Restaurant und einen Nachtklub eröffnet. In seiner Freizeit macht er mit afrikanischen Kollegen Musik und nimmt einige Platten auf. Die bekannteste Platte dürfte wohl die von ‚Fela Ransome Kuti and the Africa 70 Band‘ sein, da Ginger die Band eines Tages für eine Tournee durch England mitnahm und bei dieser Gelegenheit die LP veröffentlicht wird. Im April 1972 stellt Ginger die Gruppe Salt zusammen, die Kritiker als Fortsetzung vor Airforce sehen. Die einzige Begründung dafür ist die Tatsache, dass die Gruppe grösstenteils aus schwarzen Musikern besteht….

* DISKOGRAPHIE

Air Foce 1 – Airforce (Polydor)

Airforce 2 – Airforce (Polydor)

Stratavarlous Fela Ransome Kutl And The Africa „70 (Electrola)

DELANEY & BONNIE & FRIENDS: AUCH NICHT VON LANGER DAUER

Lange bevor Ginger Baker mit seinen Airforce auf der Bildfläche erscheint, geht Eric Clapton tatsächlich mit Delaney & Bonnie, einer dynamischen weissen Soulband aus Texas, auf Tournee. Im November 1969 reist die komplette Gesellschaft, inzwischen unter dem Namen Delaney & Bonnie & Friends operierend, nach Europa. Die Fans sind sehr enttäuscht, erschüttert eigentlich, als sie ihren Held, ihren Gitarrensuperstar Clapton sehen, der sich selber eine bescheidene Rolle als Begleiter in der Band zugeteilt hat. Die Gruppe wird daraufhin nahezu überall ausgepfiffen. Nur in England erzielen sie gigantische Erfolge und in Croydon werden Aufnahmen gemacht, die später auf einer LP zusammengefasst werden. Die gesamte Europa-Tournee von Delaney & Bonnie wurde von Eric Clapton finanziert und ‚The Friends‘ bestehen aus Bobby Whitlock (Gitarre). Carl Radle (Bass), Jim Gordon (Drums), Bobby Keyes und Jim Horn (Blasinstrumente), Eric Clapton natürlich und gelegentlich auch George Harrison und Dave Mason. Während eines Konzertes von Delaney & Bonnie & Friends in London sitzen alle vier Beatles im Saal und nach Ablauf wird die ganze Mannschaft für eine Party in George Harrison’s Haus eingeladen. Und doch passiert während dieser Tournee das Unvermeidliche: die ‚Freunde‘ lösen sich auf. Nach Eric’s Meinung trägt Drummer Jim Gordon die alleinige Schuld. Jim war über die Mad Dogs & Englishmen-Tournee durch die Staaten bei ‚The Friends‘ gelandet, die in der Mitte ihrer zehntätigen Tournee auf die Band von Delaney & Bonnie stiess, in der George Harrison gerade spielte. George stellt Jim dann Eric vor. Die Konfrontation verlief zufriedenstellend, so dass sich Jim nach der Mad Dogs & Englishmen-Tour den ‚Friends‘ anschloss. Einmal in der Gruppe beginnt Jim zu hetzen. Er kann alles sehr einfach und besonnen überblicken, da er kostenlos an der Tournee mitarbeitet. Jim: „Ich wollte nur Musik machen und brauchte dafür kein Geld. Doch eines Tages sagte ich zu den übrigen ständigen Bandmitgliedern, dass sie von Delaney einen Vertrag verlangen müssten. Letzten Endes fanden sie das eigentlich auch gerecht und sprachen Delaney darauf‘ hin an. Dieser war sehr verstimmt darüber und schnautzte: „Wenn ihr mir nicht vertraut, könnt ihr alle eure Sachen packen.“ Danach wurde jeder schrecklich aggressiv und das Ende vom Lied war, dass jeder sein Glück woanders versuchte“

DISKOGRAPHIE

On Tour With Eric Clapton – Delaney & Bonnie & Friends (Atco)

DEREK & THE DOMINOS

In der Periode zwischen dem Auseinanderfall von Delaney & Bonnie und der Formation Derek und die Dominos, erscheint Eric plötzlich ganz unerwartet auf Sessions mit Stephen Stills und Dr. John. Er hält sich sogar in Leon Russell’s Studio in Los Angeles auf, wo er Material für eine Solo-LP aufnimmt. Das erste Stück dieser LP, die im August erscheint, ist instrumental und nach Eric’s Meinung ‚Das Resultat eines ganz normalen Studiotages, der fantastisch endete, da Leon Russell auf einmal hereinspazierte und ohne weiteres mitspielte.“ Nachdem die Aufnahmen abgeschlossen sind, nimmt Eric die Bänder nach Engtand mit, wo das Ganze noch einmal gemixt wird. Nach einer kurzen Ruhepause, in der Eric untertaucht, gründet er schliesslich mit drei Musikern aus der Delaney & Bonnie-Band (Bobby Whitlock, Carl Radle und Jim Gordon) im Herbst 1970 Derek & The Dominos. Die amerikanische Musikzeitschrift Cash Box erklärt die neue Clapton-Formation zu einer der besten Rock and Roll Bands des derzeitigen Business. „Sie liefern schöne Musik und zum ersten Mal seit Cream ist Eric Clapton wieder die treibende ‚Kraft.“ Das amerikanische Debüt von Derek & The Dominos findet am 23./24. Oktober im Fillmore East statt. Sie spielen Songs aus Eric Clapton’s Solo-Album und einige Stücke der -noch nicht veröffentlichten – LP ‚Layla‘, auf der Duane Allman ein ausgezeichnetes Gitarrenspiel liefert. Derek and the Dominos ist eigentlich eine Idee von Bobby Keyes. Bereits während der Delaney & Bonnie-Zeit klammerte er sich täglich an Eric mit der Frage, ob er keine Lust hätte, zusammen mit ihm eine Band zu gründen. Eric hatte schon Lust, doch Bobby fiel, in dem Moment, als Derek and the Dominos zusammengestellt wurden, von selbst ab, da er von den Rolllng Stones ein Angebot bekommen hatte.

Inzwischen sind für das Album Layla Tracks aufgenommen. Das Produkt wird später als eines der besten Leistungen, die jemals produziert wurden, gepriesen, doch ist im Grunde nicht so erfolgreich. Der Gruppe ergeht es übrigens nicht besser. Die Ursache dafür liegt auf der Hand: Niemand kennt Derek & The Dominos und niemand kommt zu ihren Konzerten. Eric wollte unter keiner Bedingung, dass sein Name auf Plakaten stand, weil ihm der ganze Superstarrummel aus dem Halse hing. Ausserdem wurde die Platte erst veröffentlicht, als die Amerika-Tournee schon beinahe zuende war und wie jeder weiss, ist Vorpublizität auf Rundfunkwegen erforderlich, damit sich das Publikum für ein Live-Konzert interessiert. In einem Interview, das zu der Zeit mit Eric gemacht wird, kommt noch eine andere Ursache zum Vorschein. Eric: „Wir sind alle nur an Musik interessiert, für uns selbst, wohlgemerkt. Wir denken nicht kommerziell, aber wir sind eine recht gute Gruppe. Das finden wir und ob das Publikum das auch findet, ist eigentlich nicht so wichtig.“ Nachdem die zweite Amerika-Tournee erfolgreicher verläuft, steigert sich Eric’s Vertrauen in die Zukunft. In einigen Städten sind die Säle sogar ausverkauft und die Band ist prima aufeinander eingespielt. Doch eines Tages schlägt das Schicksal abermals zu: Es geht nicht mehr gut. Bobby Whitlock der vertraglich an Atlantic gebunden ist, muss eine LP aufnehmen und verlässt vorläufig die Dominos. Kurz darauf folgen Cail und Jim. Carl leidet am Heimweh nach Hause (Tulsa) und schreibt Eric einen langen Brief, in dem er erklärt, dass er schreckliche Sehnsucht nach seinem Haus hat und lieber mit Leon (Russell) im Studio arbeiten möchte. Trotz allem hofft er, dass Eric ihm diesen Entschluss nicht übel nimmt und wünscht ihm weiterhin das Beste. Die Kontakte sind lange unterbrochen, doch im Januar 1971 fliegt Jim nach England und versucht die Dominos für eine Plattenaufnahme zusammenzutrommeln. Niemand ist wirklich daian interessiert. Trotzdem werden 7 Tracks aufgenommen, aber keiner hat richtige Lust, der Sache weiter Aufmerksamkeit zu schenken. Vor allem Eric weigert sich, sich weiterhin der Öffentlichkeit zu zeigen. Er befindet sich in grossen Schwierigkeiten und erfährt die Last des Superstarlebens. „Es ist einfach lächerlich, zu behaupten, dass ich der beste Gitarrist der Welt bin. Ich bin ein ganz gewöhnlicher Freak, ein englischer Knirps, der Blues spielt… Hendrix war der beste Gitarrist der Welt. Wirklich der Beste…. Er spielte so sauber, dass absolut niemand ihm das Wasser reichnen konnte—–“ Derek & The Dominos gehören inzwischen der Vergangenheit an und es folgt eine lange, stille Periode, die bis Mitte 1972 anhält. Mittlerweile zeigt sich Eric nur ein einziges Mal in der Öffentlichkeit und zwar beim von seinem Freund George Harrison organisierten Konzert für Bangla Desh.

DISKOGRAPHIE

Layla And Other Assorted Love Songs -Derek & The Dominos (Polydor 2625 005) In Concert – Derek & The Dominos (RSO 2671 101)

THE CONCERT FOR BANGLA DESH

Am 1. August 1971 organisiert George Harrison im New Yorker Madison Square Garden ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Flüchtlinge von Bangla Desh, oder besser der Opfer des Krieges zwischen Indien und Pakistan. George Harrison bietet dem Publikum eine Starbesetzung: Bob Dylan, Leon Russell, Ringo Star, Ravi Shankar, Badfinger und Eric Clapton, der in dem Song ‚While My Guitar Gently Weeps‘ auf grandiose Art und Weise den Gitarrenkampf mit seinem Kollegen George aufnimmt…. Der totale Erlös der ganzen Sache beträgt 243.418,— Dollar. Die Firma Apple veröffentlicht von dem Konzert eine Dreifach-LP und ein Jahr später läuft der Film über das Konzert vom Stapel

THE RAINBOW CONCERT

15 Monate lang ist Eric Clapton spurlos verschwunden. Einige Freunde behaupten er hätte sich in sein Londoner Appartement zurückgezogen, andere wiederum glauben, dass er wirklich verschwunden ist. Er ist rauschgiftsüchtig, wissen Klatschblätter zu berichten. Er ist tot, informieren andere. Kurz und gut, es besteht ein Angebot von Möglichkeiten, aus dem der arglose Leser nur zu wählen hat. Alle Gerüchte verstummen jedoch, als Clapton Mitte 1973 im Londoner Rainbow ein Konzert mit u.a. Pete Townshend (Who), Ron Wood (Faces), Rick Gretch, Stevie Winwood (Traffic), Jim Capaldi (Traffic), Jimmy Karstein (Drums) und Rebop (Traffic) gibt. Das Konzert ist schon Wochen vorher ausverkauft und die Preise steigen bis zu 150 engl. Pfund, doch dem Publikum wird etwas geboten. Vier Stunden lang liefert Clapton ausgezeichnete Gitarrenperfektion und nach dem Konzert gibt die Presse ein einstimmiges Urteil: Bombig! Von dem Konzert, das übrigens in England zum Konzert des Jahres erkoren wird, erscheint ein live-Album.

DISKOGRAPHIE

Eric Clapton’s Rainbow Concert – RSO 2394 116 461 Ocean Boulevard – RSO 2394 138

NACH DREI JAHREN WIEDER AUF TOURNEE

Nach dem Konzert im Londoner Rainbow Theatre lässt Eric Clapton noch einmal von sich hören. Während des Pfingst-Festivals in Reading (England) tritt er für ein paar Minuten auf, um danach wieder für einige Zeit zu verschwinden. Niemand weiss, wo er steckt, aber Freunde glauben zu wissen, dass Eric versucht seinen Drogenkonsum einzustellen. Im Mai 1974 wird offiziell bekannt, dass Eric Clapton eine neue Gruppe formiert hat, mit der er momentan eine Tournee durch die Vereinigten Staaten macht. Zu Beginn dieser Tour erscheint Clapton’s neuestes Album ‚461 Ocean Boulevard‘. Ausserdem finden zwei Konzerte in Kopenhagen und Stockholm statt, die sowas wie eine Generalprobe zur US-Tournee sind. Clapton sieht frisch und gesund aus, aber so richtig überzeugend wirkt er nicht. Zu der Band, die hinter ihm steht, gehören Yvonne Elliman (Maria Magdalena in Jesus Christ Superstar), George Terry, Dick Sims sowie Jamie Oldaker, und weil die Gigs in Skandinavien einen neuen Zeitabschnitt in Claptons Karriere darstellen, ist auch Stevie Winwood als alter Freund mit von der Partie. Die noch andauernde US-Tournee ist ähnlich wie die Dylan-Tournee ein langerwartetes Ereignis in der Geschichte der Pop-Musik. Claptons Comeback hat stattgefunden. Dadurch zerstreute sich alle Gerüchte, in denen davon die Rede war, dass Clapton sich damit beschäftigte, die ‚Cream‘ neu zu formieren. Auch Pläne, eine Super-Group mit George Harrison oder mit Leon Russell zu gründen, haben sich nicht bewahrheitet. Wie gesagt, Eric Clapton befindet sich zur Zeit auf einem Triumphzug durch die Vereinigten Staaten, und sein treuer Freund Pete Townshend konnte es sich nicht verkneifen, ihn auf dieser Tour zu begleiten. ‚461 Ocean Boulevard‘ geht unterdessen über die Ladentische der Plattengeschäfte wie warme Semmeln beim Bäckermeister. Eric Clapton kann noch immer Gitarre spielen, daran gibt es keinen Zweifel, und damit ist, dem Himmel sei es getankt, der Gitarrengott wieder unter den Menschen.