Erst ging seine Frau… dann kam die Pleite-Tour!


Enttäuschung, Pfiffe, Langeweile – das erntete George Harrison bei seiner ersten US-Tournee seit acht Jahren. Die Fans, die zu Zehntausenden in die amerikanischen Hallen strömten, wollten George, den legendären Beatle und George, den heutigen Solostar hören. Statt dessen wurde ihnen überreichlich Ravi Shankar und sein 16-Mann starkes indisches Orchester vorgesetzt. Von den 23 Stücken des Zweieinhalb-Stunden-Konzertes stammten nur acht von Harrison oder den Beatles. Und selbst da liess sich George kaum geniessen. Er war heiser, sang falsch und machte sich über seine Fans lustig.

Und wäre da nicht eine hervorragende Begleittruppe gewesen, hätten die Enttäuschten möglicherweise ihre 25 DM Eintritt an der Kasse zurückverlangt. Aber so rettete allen voran BILLY PRESTON mit zwei Solonummern und kräftiger allgemeiner Orgeluntermalung. Amerikanische Blätter sprachen von der „Billy Preston-Show“, rühmten aber auch TOM SCOTT (Saxophon), ANDY NEWMARK (Schlagzeug), WILLIE WEEKS (Bass), ROBBEN FORD (Gitarre) und EMIL RICHARDS (Perkussion).

Jetzt ist der Ex-Beatle sauer!

Grossveranstalter Bill Graham ist vergräzt. Er wollte die Harrison-Tournee zum glanzvollen Höhepunkt des Geschäftsjahres 1974 machen. Er. arrangierte die sensationelle Comeback-Tournee von Bob Dylan, er brachte Crosby, Stills, Nash & Young wiedervereint auf die amerikanischen Show-Bretter. Aber die siebenwöchige 4-Millionen-Dollar-Tournee, die George Harrison wieder ins Konzertleben verhelfen sollte, ging voll den Bach runter. Die Millionen zählende Harrison-Gemeinde muss es geahnt haben: die Konzerte waren nicht ausverkauft. So kamen ins 18.000 Mann fassende Forum in Los Angeles nur 9.000 zur ersten und 11.000 zur zweiten Vorstellung. Aber auch George ist sauer. Er glaubt nicht, dass er falsche Erwartungen geweckt hat. Während seine Fans in nostalgischer Schwärmerei eine Beatles-Revue verlangten, wollte er vor allem seinen Freund Ravi Shankar und dessen indisches Orchester präsentieren. Im Februar plante er mit Ravi die Show, auf seinem neuen Plattenlabel „Dark Horse“ stellte er als zweite LP „Ravi Shankar Family‘ vor. Im Oktober begannen in Los Angeles die Proben zur Tournee. Nur auf die heissen Bitten von Ravi nahm George überhaupt ein paar alte Beatles-Nummern ins Programm auf.

„Ich meditiere jeden Morgen“

„Ich habe niemand gezwungen, ins Konzert zu gehen“, erklärt George zwischen zwei misslungenen Auftritten“. Mir ist es scheissegal, ob überhaupt jemand kommt. Ich bin nicht mehr der Beatle George! Und ich tue, was ich für richtig halte“. Seinen Misserfolg nimmt George scheinbar gelassen hin: „Ich habe die Dinge nicht in der Hand. Gott ist die höchste Kontrolle, er bestimmt selbst bei unseren Proben“. Und mit Gott ist George im Reinen. „Ich meditiere jeden Morgen und denke den ganzen Tag an Gott“. Der finanzielle Erfolg ist dagegen bedeutungslos (Vor vier Jahren wurde Harrisons Vermögen bereits auf 50 Millionen DM geschätzt. Inzwischen hat es sich mindestens vervierfacht!) „Geld spielt keine Rolle – nur die Wahrheit zählt – Und die findest Du nur in Dir selbst‘.

Zieht George nach Indien?

1966, nach dem letzten amerikanischen Beatles-Konzert, flog George mit seiner Frau Patti nach Indien. „Ich traf Ravi, meinen Freund und Lehrmeister, ohne den mein Leben leer und sinnlos wäre. Er zeigte mir den Weg zur Selbstverwirklichung.

„Die Inder klammern sich nicht wie wir an Besitz“, sagt George, der Vermögende. „Ich werde vielleicht bald nach Indien ziehen‘. Das wäre Ihm glatt zuzutrauen. Schliesslich hat er schon mit so vielem gebrochen. Mit den Beatles und zuletzt mit seiner Frau. „Die Beatles wird es nie wieder geben.“

Mit John würde ich jederzeit wieder zusammenspielen. Aber nie wieder mit Paul Ich mag ihn einfach nicht. Rein musikalisch, meine ich‘ Zur Eröffnung seiner US-Tour gratulierte nur einer: John Lennon, mit dem George oft telefoniert, schickte Blumen. Zu Besuch kam keiner der früheren Pilzköpfe – dafür schaute sich Bob Dylan mit Frau das Konzert in Los Angeles an.

Patti ging mit Clapton durch die Latten

Auch die glücklichen Jahre mit Patti sind Vergangenheit. Vor drei Jahren zog sie eine Weile zu Eric Clapton – um George eifersüchtig zu machen. Die Sache klappte und Patti kehrte zum Ehemann zurück. Im September entschied sie sich dann endgültig für Eric Clapton. Während George in den USA von Misserfolg zu Misserfolg eilte, begleitete seine Frau Eric auf dessen Europatournee. George tröstete sich derweil mit Rod Stewarts Ex-Freundin, dem blonden Fotomodell Kathy Simmons (24). Tränen gibt es nicht. Rod Stewart kommentierte aus London: „Ich wünsche beiden Paaren alles Gute‘. Und George gibt in Los Angeles mit einem Anflug von Bitterkeit bekannt: „Bei Eric ist sie gut aufgehoben. Wir sind immer noch gute Freunde‘.