Erste Allgemeine Verunsicherung


Die Verfechter öffentlichen Ungehorsams drehen mal wieder alles und jeden durch ihren kabarettistischen Fleischwolf – auf LIEBE, TOD & TEUFEL komm raus. In einem Heimspiel gaben die Ersten Allgemeinen Verunsicherer einen Vorgeschmack auf ihre Deutschland-Tournee Mit reichlich Getöse hob der musikalische Bilderreigen zwischen chlorfreier Vergangenheit und rostiger Zukunft auf der ganz nach Art eines Wiener Hoftheaters dekorierten Bühne an. Erst bekamen alle unverbesserlichen Alpenmonarchisten in der hinterfotzigen Hymne „Wo ist der Kaiser?“ ihr Fett ab. Dann flatterte der als Batman verkleidete österreichische Bundespräsident Kurt Waldheim durchs Bild, während Sänger und Conferencier Klaus Eberhartinger ihn wie ein zynischer Professor Unrat auf die politische Schippe nahm. Und natürlich durfte auch der braune FPÖ-Guru Joe Haider nicht fehlen, den EAV-Neuzugang Anders Tofferl mit spitzer Zunge und Quetschkommode madig machte.

Solche humoristischen Schmankerln waren das Salz in der Suppe einer rasanten Show, die sich vornehmlich auf die Songs des neuen Albums NEPPOMUK’S RACHE aufbaute. Dabei leisteten neben MC Eberhartinger der Gitarrist Thomas Spitzer und Eik Breit am Baß wahre Schwerstarbeit. Denn jeder Song verlangte nach neuen Klamotten und dekorativen Requisiten. Also hieß es: Raus aus der Uniform, rein in den Strampelanzug, raus, rein und so weiter – die Akteure mußten sich jedesmal sputen, um nicht den Einsatz zu verpatzen. Das Bühnengeschehen wurde dadurch ziemlich hektisch; auf Dauer überforderte die permanente Bilderstürmerei das Publikum.

Die sechs Verunsichcrer wären besser beraten, ihre Show ein wenig abzuspecken und sich mehr aufs Wesentliche zu konzentrieren. So aber galoppierten sie viel zu eilig durch Highlights wie „Samurai“ und „Würschtlstand“, „Ding Dong“ und „S’Muaterl“ – alles Songs, die ohne Reizüberflutung besser gewirkt hätten. Dadurch wurde dann auch Thomas Spitzer wieder einmal um den Beweis gebracht, daß in ihm ein ziemlich ausgeschlafener Heavy Metal-Gitarrist schnarcht. Viel zu selten konnte er den Berserker auf sechs Saiten heraushängen lassen.

Dafür dominierte umso mehr der Ulk, der schließlich in einer bitterbösen Sissy-Persiflage gipfelte: Eine wallende Perücke auf dem schütteren Kraushaar, den kleinen Körper in Hüfthalter und Strapse gezwängt mußte Klaus Eberhartinger die minniglichen Liebeskaspereien von Fürst Czardas alias Anders Tofferl über sich ergehen lassen, bis der Tölpel sein schmachtendes Pulver verschossen hatte und die Angebetete endlich zum unkaiserlichen Striptease schreiten konnte.

Mit solchen Szenen legte das „heiser und höhnische Hofnarrentheater“ die k.u.k.-geschädigte Psyche der Alpenrepublikaner und deren politische Filzokratie pfiffig bloß. Austrias Schmähorchester ist topfit und wird garantiert auch im wiedervereinigten Germanien für Turbulenzen sorgen. Wetten?