Der Kaiser ist tot, es lebe sein feuchtfröhlicher Pinguin-Nachfolger. Austrias Pop-Anarchisten Erste Allgemeine Verunsicherung hoben einen trinkfesten K. und K.-Monarchen, seine Durchzecht Neppomuk, auf den Thron.
Zimperlich war das österreichische Schmäh-Orchester um Thomas Spitzer und Klaus Eberhartinger nie. Am liebsten pinkeln sie den Großen dieser kleinen Welt ans Bein, meist fließt kübelweise schwarze Tinte aus Spitzers Feder. So schwarz, daß so mancher Tugendwächter öffentlicher Moral bei derlei „Unterhaltung mit Haltung“ schnell die Haltung verliert.
Die Haltung bewahrt hat dagegen Kaiser Neppomuk, der Leiter des EAV-eigenen „Instituts für angewandte Anarchie“, als ihn in voller Lebensgröße an diesem sonnigen Nachmittag drei schwarze Sänftenträger im Schweiße ihres Angesichts von der Wiener Kapuzinergruft direkt ins nächste Lokal, zum fröhlichen Umtrunk, trugen.
Neppomuk, eine Kreuzung aus Nasenbär und der Antwort des Alpenlands auf Alf, schwingt nicht umsonst die Insignien seiner Macht – eine Klobürste in der Rechten, links ein Haufen Kot: „Schließlich ist er ein direkter Nachkomme der k. und k. Monarchie, sprich Kot-und Kack-Monarchie, bekämpft die ,Ausländerraus‘-Bewegung, will zudem das österreichische Bundesheer abschaffen und wird damit das ganze Land in Angst und Schrecken versetzen“, erläutert Thomas Spitzer das revolutionäre Programm seiner Durchzecht von EAVs Gnaden. Musikalischer Jux und Tollerei mit Tiefgang ist bei der Ersten Allgemeinen schon seit Jahren in besten, weil bewährten Händen, auch wenn es sie ganz schön wurmt, „als bloße Blödel-Combo oder Klamauklntppe abgestempelt zu werden. Das soll doch nur davon ablenken, daß wir zum Beispiel im Tschernobyl-Song „Burli“ oder jetzt in „S‘ Muaterl“ durchaus herbe Kritik an gesellschaftlichen Mißständen üben“, erklärt Spitzer. Der Refrain von „Neppomuk“ könnte bei der EAV problemlos auch so lauten: „Wo ist unser Kaiser/Wir brauchen ein Idol/Dieses Land braucht ihn und keinen Helmut Kohl.“
