Fahl und blaß: Peter Murphy
NEW YORK. Ein Konzert von Peter Murphy zu beschreiben ist etwa so, als wolle man einen Frosch sezieren. Man kapiert, wie’s funktioniert — und killt gleichzeitig die Stimmung. So jedenfalls war’s unlängst bei dem gelungenen Auftritt im New Yorker „Limelighr. einer zur Disco umgebauten Kirche. Die düstere Grummelatmosphäre paßte so perfekt zur Ausstrahlung des einstigen „Gothic-Rock-Vaters“ wie Bruce
Wayne das Batmankostüm. Im nostalgischen Tanzpalast“.Roseland“ hingegen sah man diesmal nur einen Frosch auf der Bühne herumhüpfen, der auch der geschlürfte Zungenkuß einer barbrüstigen Brunst-Baronesse nicht in einen Popprinzen hätte verwandeln können.
Ein Auftakt wie aus der Retorte: Das Cover des aktuellen Albums „Holy Smoke“ wird auf einen Gazevorhang projiziert, dazu kommt das Intro zu „You’re So Close“ aus der Tonbandkonserve. Kurz darauf steigen Murphy und seine vierköpfige Band in den Song ein. Die Arme dabei Christusmäßig ausgestreckt und wellenförmig wedelnd, tanzt Murphy wie Winnetou mit Hühneraugen über die Bretter. Während er sich durch die Songs der neuen LP sang, die immer mehr zu einem faden DancePop-Eintopf zusammenblubberten, verkümmerte seine Bühnenpräsenz Zusehens zu einem fahlen Abziehbild vergangener Tage. Selbst die Stimme, eine Mischung aus Bowie und Richard Butler (Psychedelic Fürs), verlor ihren eisigen Rauhreif und schien sich in die Schoo-wab-di-wab-Unverbindlichkeit eines Cartoon-Filmhelden zu verwandeln.
Die spärlichen Zuschauer bedachten all das mit freundlicher Lustlosigkeit. Als Drummer Ted Bryant und Gitarrist Peter Bonas ihre Soli gar wie eine bombastische Seelenläuterung zelebrierten, mußte Murphy das Publikum auffordern, doch, bitteschön, lauter zu klatschen, schließlich habe die Band mehr Applaus verdient. Ende der Gruselpartie.